Das Soundsmith The Voice ist zwar das teuerste Modell unseres Familientests, aber beileibe nicht das Teuerste, was die Amerikaner im Programm haben; da wird es durchaus auch gern mal knapp fünfstellig. Dennoch ist das The Voice mit seinen 3.750 Euro der teuerste Tonabnehmer der noch jungen LowBeats Test-Geschichte. Und auch der mit dem besten Klang.
Peter Ledermann, Gründer, Chef, Mastermind und wer weiß was noch alles bei Soundsmith, macht normalerweise 600-Euro-Schrittte von einem Modell zum nächstgrößeren. Beim The Voice wurde der Schritt mit 1.250 Euro gleich einmal doppelt so groß; das kleinere Aida liegt bei 2.500 Euro.
Doch unabhängig von dem ambitionierten Preis ist das The Voice – wie auch das Aida und die anderen Abtaster dieses Familientests (siehe Übersichtsbeitrag) – einer von jenen speziellen Moving Iron Tonabnehmern, die gemeinhin eine erfreulich hohe Ausgangspannung zur Verfügung stellten. Im Falle des Soundsmith The Voice beläuft diese sich auf 2,2 mV – was ausreichend ist, um damit quasi jeden MM-Eingang (beziehungsweise jede MM-Phonostufe) zu betreiben.
Die Messwerte des Soundsmith The Voice:
Referenz-Laufwerk / Tonarm: Rega P9 / Rega RB1000 (11,2g eff.)
Tiefenresonanz (lateral): 9,1Hz
Empfohlene Armmasse: mittelleicht
Systemgewicht ohne/mit Schrauben: 6,1/7,1g
Empfohlene Auflagekraft: 1,3 – 1,6g
Abtastfähigkeit bei 315Hz (DIN 45549): 70ym (16mN)
Harmonische Verzerrungen (k2&k3, 300Hz, 0dB) L/R: 1,7/1,6%
Differenztonverzerrungen (1800/2200Hz) L/R: 0,55/0,7%
Hochton-Impulsverzerrungen (10kHz-Burst) L/R: 0,26/0,45%
Systemimpedanz L/R: 165/162mH; 810/806 Ohm
Ausgangsspannung (DIN 0dB) L/R: 3,5/3,3mV (@ 5cm/s: 2,2/2,1mV)

Die LowBeats Messungen weisen das The Voice als einen der breitbandigsten Tonabnehmer aus, der jemals bei LowBeats im Messlabor stand. Wie auch die Schwestermodelle hat das The Voice eine leichte Brillanzsenke, die klanglich aber kaum ins Gewicht fällt. Das Übersprechen ist überragend niedrig, könnte aber etwas kanalgleicher sein. Bei der empfohlenen Auflagekraft von maximal 16 Millinewton ist die Tiefenabtastfähigkeit mit 70 Mikrometern recht knapp und die Harmonischen Verzerrungen noch relativ hoch. Eine etwas höhere Auflagekraft könnte nicht schaden! Ich empfehle hier einfach mal 0,5 mN draufzulegen. Abtaster und Schallplatten werden es überstehen… Bleiben noch die Differenzton- und Hochton-Impulsverzerrungen: beide sind beim Soundsmith The Voice sehr gering.
Alle Messkurven hier in der Slideshow:
Für einige Leser werden diese Messwerte wohl mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem sei Peter Schüllers ausführlicher Hintergrundbeitrag zu den Tonabnehmer Test-Messungen bei LowBeats wärmstens empfohlen.
Ein weiteres Qualitäts-Erkennungsmal ist der Aufbau der Abtasteinheit. Die besteht beim Soundsmith The Voice aus einem “nackten” Diamant, der auf einem Rubin-Nadelträger sitzt.

Der Diamant hat einen OCL- (Optimized-Contour-Contact-Line-) Schliff und vorn lediglich einen Durchmesser von 0,1 Millimeter. Peter Schüller hat hier geniale Fotos geschossen, auf denen man auch die Nadelunterschiede recht gut erkennen kann.
Die Effektiv Bewegte Masse des The Voice liegt mit 0.30 mg sehr niedrig und fast auf dem Niveau des diesbezüglich besten Tonabnehmers des Familientests, des Zephyr III mit 0,28 mg). Am schlechtesten in diesem Punkt ist das UltimateX mit 0,55 mg – das in den Familien-Hörtests auf den letzten Platz kam.
Das Soundsmith The Voice im Hörtest

Das Erste, was auffiel, war die außergewöhnliche Klarheit, mit welcher das The Voice jede gute Aufnahme in den Hörraum transportierte. Wir hatten ja zum besseren Vergleich jedes der Soundsmith Familienmitglieder mit derselben legendären Aufnahme von Mahlers 5. Symphonie (Leonard Bernstein, Wiener Phil.) gehört und der Unterschied zu den kleineren Modellen war teilweise frappierend. Das The Voice stellte kleine, scheinbar unbedeutende Details wie Rascheln, Klappern, Stühlerücken, noch deutlicher heraus und machte damit die Aufnahme noch lebendiger. Das Ganze atmete regelrecht, weil The Voice diese Hoch- und Mitteltonfeinheiten so mühelos in den Raum stellte.
Apropos: Bei der plastischen Abbildung der einzelnen Instrumente wie auch der räumlichen Tiefe hängte das Soundsmith The Voice ebenfalls alle anderen Mitglieder der Familie ab und lieferte sich mit dem diesbezüglich exzellenten Rega Apheta2 ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen – mit dem The Voice als knappem Sieger.
Das The Voice bringt Klarheit und Präzision, es ist immens detailreich und fein und beherrscht sämtliche dynamische Abstufungen: die feinen wie die ganz groben. Beim Tutti im Klang-Orakel-Referenzstück (Scheherazade, “Die Geschichte vom Prinzen Kalender”) bewahrte das The Voice in allen Momenten absolute Übersicht. Das Rega Apheta2 spielte ähnlich fein, hatte aber weder der Klangfarbenpracht noch der Dynamik des The Voice viel entgegen zu setzen.

Der ärgste Widerstreiter des The Voice kam aus eigenem Haus: das Aida. Ebenfalls in den Stimmlagen fein, offen und sehr präzise, ging dem Aida im Vergleich zum The Voice lediglich an den Frequenz-Enden manchmal die Luft aus. Das The Voice kontrollierte den Bass noch genauer, arbeitete bei Toy von Yello noch mehr von den feinen Web-Strukturen der Bassteppiche heraus und machte letztendlich noch mehr Spaß.
Die Konstruktion des Soundsmith The Voice läuft im Hochton erstaunlich weit und das ist auch zu hören. Das Aida, das hier früher sanft abfällt, spielt zwar in diesem Bereich etwas gefälliger, aber mehr Spaß, Auflösung und Lebendigkeit versprüht The Voice.
Fazit Soundsmith The Voice
Das The Voice ist mit seinen 3.750 Euro das teuerste, bislang bei LowBeats getestete Tonabnehmersystem. Und wie am Anfang des Beitrag schon festgehalten, auch das klanglich beste. Das Aida ist schon ein Super-Abtaster, aber das The Voice legt tatsächlich an fast allen Stellen noch eine Schippe drauf. Erstaunlich, dass Peter Ledermann bei seinen Modellen eine solch fast lineare Verbesserung hinbekommt.
3.750 Euro für einen Tonabnehmer sind echt viel Geld – zumal es schon überragend gute Abtaster (wie das Sumiko Blue Point Special EVO III Hi) für unter 600 Euro gibt. Aber wir wissen ja: Jeder Schritt, der weiter nach oben führt, ist in Relation immer teurer als der davor.
Lassen wir den Preis außer Acht, dann ist das Soundsmith The Voice eine Sensation, mit der ich liebend gern den Rest meines HiFi Lebens Platten hören möchte. Klangfarben in Hülle & Fülle, eine großartige Durchsichtigkeit und Präzision und genauso viel kontrollierter Schub im Bass, wie ich es mag.
In diesen Punkten ist das The Voice absolut top und kann sich sogar noch vom hervorragenden Aida absetzen. Wie stark, davon kann sich jeder im LowBeats Klang Orakel überzeugen. Hier haben wir alle getesteten Tonabnehmer mit einer Referenz-Aufnahme (und mit Referenzpegel) zum Vergleichen archiviert. Mit einem guten Kopfhörer kann sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen und sich vielleicht sogar die Frage beantworten, ob ihm die Qualität des Soundsmith The Voice knapp 4.000 Euro wert sein könnten…
Bewertungen
KlangPraxisMesswerteGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Absolut offener, feiner, natürlicher Klang |
| Extrem hohe Breitbandigkeit |
| Einfach in der Handhabung |
| Sehr teuer |
Vertrieb:
G8 & friends GmbH
High Quality Distribution
Schwelmer Str. 8
40235 Düsseldorf
www.g8friends.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Soundsmith The Voice: 3.750 Euro
Die anderen Soundsmith MI High Output Tonabnehmer:
Soundsmith MI High Output: die Familientest-Übersicht
Test Soundsmith Otello: der Einstieg bei Soundsmith
Test Soundsmith Carmen Mk II: die feine Art
Test Soundsmith Zephyr III: MI-Abtaster auf neuestem Stand
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Test Rega Apheta 2: Low Output MC-Abtaster mit viel Feinsinn
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