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das Zephyr III für 1.850 Euro
Das neueste unter den Soundsmith High Output MI-Abtastern: das Zephyr III für 1.850 Euro (Foto: P. Schüller)

Test Soundsmith Zephyr III – MI-Abtaster auf neuestem Stand

Das Soundsmith Zephyr III ist der neueste Abtaster aus der Moving-Iron-High-Output-Linie der Amerikaner – was auf der informativen Website www.sound-smith.com ausgiebig gefeiert wird. Doch die Unterschiede zum bestens beleumdeten Zephyr II konnte mir auch Soundsmith Chef Peter Ledermann nicht vollständig klarmachen. Es gibt Minimalveränderungen; dazu kommen wir später noch.

Wie auch alle anderen fünf Modelle unseres Soundsmith Familientests (siehe Übersichtsbeitrag) ist das Zephyr III von recht kantigem Äußeren und gehört zur Spezies dieser MI Tonabnehmer, die gemeinhin eine erfreulich hohe Ausgangspannung zur Verfügung stellten. Im Falle des Zephyr III beläuft sie sich auf 3,0 mV: Das reicht für fast alle gängigen MM-Eingänge (beziehungsweise für jede gängige MM-Phonostufe). Alle anderen relevanten Messdaten in der Übersicht.

Die Messwerte des Soundsmith Zephyr III:

2017-10-Soundsmith_Zephyr_III_Frequenzgang_Uebersprechen
Soundsmith Zephyr III Frequenzgang & Übersprechen (Messung: P. Schüller)

Laufwerk / Tonarm: Rega P9 / Rega RB1000 (11,2g eff.)
Tiefenresonanz (lateral): 7,6Hz
Empfohlene Armmasse: leicht – mittelleicht
Systemgewicht ohne/mit Schrauben: 10,6/11,6g
Empfohlene Auflagekraft: 1,6 – 2g
Abtastfähigkeit bei 315Hz (DIN 45549): 100ym (20mN)
Harmonische Verzerrungen (k2&k3, 300Hz, 0dB) L/R: 1,3/1,4%
Differenztonverzerrungen (1800/2200Hz) L/R: 0,42/0,35%
Hochton-Impulsverzerrungen (10kHz-Burst) L/R: 0,21/0,20%
Systemimpedanz L/R: 167/166mH; 806/809 Ohm
Ausgangsspannung L/R (DIN 0dB): 4,6/4,7mV (@5cm/sec. 2,9/3,0mV)

Die LowBeats Messungen zeigen das Soundsmith Zephyr III als recht breitbandigen Tonabnehmer mit leichter Brillanzsenke und sehr geringem, kanalgleichen Übersprechen. Bei erlaubten 20 Millinewton Auflagekraft ist die Abtastfähigkeit mit 100 Mikrometern hervorragend, aber die harmonischen Verzerrungen könnten deutlich besser sein. Dafür sind die Differenzton- und Hochton-Impulsverzerrungen erfreulich niedrig. Alle weiteren Messkurven hier in der Slideshow:

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2017-10-Soundsmith_Zephyr_III_Tiefenresonanz
Soundsmith Zephyr III Tiefenresonanz (Messung: P. Schüller)
2017-10-Soundsmith_Zephyr_III_Klirr_Intermodulation
Soundsmith Zephyr III Klirr & Intermodulation (Messung: P. Schüller)
2017-10-Soundsmith_Zephyr_III_Differenzton
Soundsmith Zephyr III Differenztonverzerrung (Messung: P. Schüller)
2017-10-Soundsmith_Zephyr_III_Frequenzgang_Uebersprechen
Soundsmith Zephyr III Frequenzgang & Übersprechen (Messung: P. Schüller)
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Diese Messwerte sind nicht so leicht zu verstehen und zu deuten. Messlabor-Spezialist Peter Schüller hat versucht, Licht in das technische Dunkel zu bringen und einen ausführlichen Hintergrundbeitrag zu den Tonabnehmer-Messungen bei LowBeats verfasst.

Die größten Unterschiede zu den anderen Soundsmith Tonabnehmern bestehen vor allem in den Abtasteinheiten: also Diamant, Diamant-Schliff und Nadelträger. Das Zephyr III hat einen so genannten „nackten“ Diamanten, der direkt auf dem Nadelträger sitzt und einen High-Profile-Contact-Line-Schliff hat. Der Nadelträger besteht aus einer Aluminium-Legierung, die bislang nur in den teuersten Soundsmith Systemen zum Einsatz kam – einer der Unterschiede zum Vorgänger Zephyr II. Das hatte noch einen Nadelträger aus Bor.

Die Abtasteinheit des Soundsmith Zephyr III
Die Abtasteinheit des Soundsmith Zephyr III: nackter Diamant mit High-Profile-Contact-Line-Schliff (Foto: P. Schüller)

Wie auch die kleineren Geschwister Otello und Carmen Mk II hat das Soundsmith Zephyr III einen elliptischen Verrundungsradius von 6 x 17 μm. Erstaunlich aber ist vor allem der Unterschied bei der Effektiv Bewegten Masse: Sie liegt beim Zephyr III bei 0,28 Milligramm. Zum Vergleich: das Carmen Mk II bewegt 0,35 Milligramm, das Otello sogar 0,50 Milligramm. In diesem Mikrokosmos sind das Welten.

Das Soundsmith Zephyr III im Hörtest

Cover Art: Mahlers 5. Symphonie mit den Wiener Philharmonikern
Mahlers 5. Symphonie  mit den Wiener Philharmonikern unter Leonard Bernstein ist eine herausragende Aufnahme. (Cover: Amazon)

Wie die anderen Abtaster des Familientests, gab sich auch das Zephyr III sofort als echtes Soundsmith zu erkennen. Der Klangcharakter ist natürlich-ausgewogen, mit stabilem, schwarzem Bass und sehr viel Frische und Offenheit. Und das alles auf sehr hohem Niveau.

Das Ortofon 2M Black jedenfalls, das wir als 600 Euro Referenz gegen Otello und Carmen Mk II liefen ließen, war zwar tonal nicht unähnlich, aber gegen das Soundsmith Zephyr III komplett chancenlos. Bei Mahlers 5. Symphonie war im Orchesterraum einiges mehr zu hören: hier ein Rascheln, da das feine Geräusch sich schließender Klarinetten-Klappen. Die Bläser klangen kraftvoller, die Geigen noch natürlicher und das Triangel noch luftiger zu. Da mussten andere Kaliber ran.

Zum Beispiel das Carmen Mk II, das dem Soundsmith Zephyr III naturgemäß sehr ähnlich ist. Doch der größere Abtaster zeigte sich auch hier überlegen. Vor allem im Bass und im Grundtonbereich bewies er die bessere Übersicht und bestach mit einer nochmal verbesserten Stabilität.

Yello: Toy. Das Cover
Toy ist das 13. Album von Yello. Alle waren extrem gut aufgenommen, dieses ist vielleicht das Beste (Cover: Amazon)

Das war schon mit den tieftonlastigen Streicherpassagen der Wiener Symphoniker gut zu hören, noch besser allerdings mit der Toy von Yello. Diese wirklich gut klingende LP überrascht mit einigen sehr satten und sehr basslastigen Passagen, die das Soundsmith Zephyr III doch um einiges souveräner meisterte als die kleine Schwester. Ich fand es durchaus beeindruckend, mit welcher Wucht uns das Zephyr III diese Bass-Salven um die Ohren pfefferte..

Selbst das Rega Apheta2, unsere (MC-) Referenz im Bereich um 1.500 Euro, musste hier passen. Es spielte zwar an einigen Stellen noch etwas feiner und subtiler, aber der kernige Bass und der sauber strukturierte Grundton, der auch für die sehr natürliche Stimmwiedergabe verantwortlich ist, ließ das Pendel für das Zephyr III ausschlagen.

Fazit Soundsmith Zephyr III

Wie zwischen Otello und Carmen Mk II liegt der Preisschritt zwischen Carmen Mk II und Zephyr III bei 600 Euro. Eine Menge Geld. Aber hörbar ist der klangliche Zugewinn zweifelsohne: zu den Soundsmith typischen Charakterstärken wie Offenheit, Natürlichkeit und Breitbandigkeit kommen beim Zephyr III auch noch der wunderbar farbige, gradlinige und gut durchhörbare Bass hinzu.

Das Soundsmith Zephyr III ist ein klasse Abtaster, ragt aber aus meiner Sicht nicht ganz so weit aus dem Soundsmith Programm heraus, wie manche angelsächsische HiFi-Magazine postulieren. Vor dem Hintergrund des Preisunterschieds ist das Carmen Mk II mindestens genauso attraktiv.

Wie groß die Unterschiede zwischen Carmen Mk II, Zephyr III und Rega Apheta2 ausfallen, kann sich bei LowBeats jeder anhören, der über einen guten Kopfhörer verfügt: Im LowBeats Klang Orakel sind von allen getesteten Tonabnehmern Aufnahmen mit absolut gleichem Pegel hinterlegt. Da kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen.

Soundsmith Zephyr III
2017/10
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Messwerte

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Offener, sehr feiner, natürlicher Klang
Präziser, strukturierter Bass
Exzellente Abtastwerte
Einfache Handhabung

Vertrieb:
G8 & friends GmbH
High Quality Distribution
Schwelmer Str. 8
40235 Düsseldorf
www.g8friends.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Soundsmith Zephyr III: 1.850 Euro

Die anderen Soundsmith MI High Output Tonabnehmer:

Soundsmith MI High Output: die Familientest-Übersicht
Test Soundsmith Otello: der Einstieg bei Soundsmith
Test Soundsmith Carmen Mk II: der Preis/Leistungs-Sieger

Test Soundsmith Aida: der feine Spitzenklang
Test Soundsmith UltimateX: unzerstörbarer Topklang
Test Soundsmith The Voice: absoluter Spitzenklang

Die Gegenspieler:

Test Ortofon 2M Black: Maßstab der 600 Euro Klasse
Test Rega Apheta2: MC mit ungemein viel Feinsinn

Ratgeber:

So gelingt es perfekt: Tonabnehmer selber einbauen

Hintergrund:

Der Hörvergleich im LowBeats Klang Orakel Tonabnehmer
Alles zu den Messungen bei LowBeats Tonabnehmer-Tests

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.