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Teufel X Rosenthal Form
Die Teufel x Rosenthal ist einer der außergewöhnlichsten Aktiv-Lautsprecher am Markt – zumindest der einzige, der aus Porzellan ist. Der Preis des kompletten Sets liegt bei 4.000 Euro (Foto: Teufel)

Test Teufel x Rosenthal: WLAN BT-Speaker aus Porzellan

In einem bemerkenswerten Modellprojekt treffen sich die beiden Branchen-Primusse Teufel (Unterhaltungselektronik) und Rosenthal (Porzellan) und schaffen einen durch und durch außergewöhnlichen Lautsprecher, der die Branchen-übergreifende Besonderheit schon im Namen trägt. Teufel x Rosenthal heißt der aktive Schallwandler in Tropfenform und ist leider ziemlich rar. LowBeats Autor Wolfgang Tunze hatte die Gelegenheit, eines der seltenen Pärchen zum Test zu bekommen. Hier ist sein Bericht.

Sie tragen gern Namen wie „Rockster“ und „Boomster“, spielen, wie überinspirierte HiFi-Tester gelegentlich schreiben, „auf Teufel komm raus“ und zitieren den Namen des Leibhaftigen sogar im Markenlogo. Kurzum: Lautsprecher von Teufel gelten nicht eben als Leisetreter. Messeauftritte mit martialischen Accessoires, in denen Militärlaster eine tragende Rolle spielen, unterstreichen das Bild vom Power-Play aus Berlin noch zusätzlich – ebenso wie Lautsprechermodelle mit stilistischen Anleihen bei der Bühnenelektronik.

Teufel X Rosenthal Set
Teufel x Rosenthal im kompletten Set mit dem Elektronik-Kokon (Foto: Rosenthal)

Und dann das: die eigenwilligsten Schallwandler des Hauses sehen so zart und zerbrechlich aus, als steckten ihre Chassis in weißen Eierschalen. Filigrane Stützen aus dünnen schwarzen Stahlrohren halten sie so vorsichtig in der Schwebe, als könnten sie beim ersten kräftigen Tönchen das Gleichgewicht verlieren. Was ist da los – entdeckt Teufel auf einmal seine fragile Seite? Die Wendung zum Zierlichen jedenfalls haben die Berliner nicht im Alleingang vollzogen. Schon 2015 taten sie sich mit der fränkischen Porzellanmanufaktur Rosenthal zusammen, um den Werkstoff für feines Geschirr nun auch als Material für Lautsprechergehäuse zu erproben, und Insider fragten sich schon, ob daraus jemals ein brauchbares Konstrukt entstehen würde. Denn nach ersten Ankündigungen war vom gemeinsamen Projekt zunächst verdächtig lange nichts mehr zu hören. Und die Traditionen beider Häuser haben ja eigentlich auch so wenig Kongeniales, dass die Frage nahelag: Wird da nicht eher hinter den Kulissen Porzellan zerschlagen?

Aber nun haben sie doch das Licht der Welt erblickt – jene Lautsprecher, die auf den Namen Teufel x Rosenthal hören und die eine so ganz andere Anmutung vermitteln als der Rest des Berliner Portfolios. Eine limitierte Auflage von nur 500 Stück soll es davon geben. Rosenthal fertigt ihre Gehäuse in penibler Handarbeit, und das sieht man sogar: Die matt glänzenden, geschliffenen Überflächen zeigen noch schwache Spuren von der manuellen Glättung des natürlichen Rohstoffs. Allerdings, das musste Rosenthal in einer langwierigen Experimentalphase lernen, stellen Elektronik-Gehäuse andere Anforderungen als Teekannen: Sie verlangen nach exakter Einhaltung aller Maße, damit zum Beispiel die Befestigungsschrauben der Lautsprecherchassis exakt die dafür vorgesehenen Löcher finden. Enge Toleranzen aber sind angesichts von Brennprozessen mit teuflischen 1400 Grad Hitze keine triviale Herausforderung.

Teufel X Rosenthal Herstellung
Die Gehäuse der Teufel x Rosenthal entstehen bei Rosenthal im fränkischen Selb aufwändig in Handarbeit. Hier kommt gerade einer der „Klangtropfen“ aus der Form (Foto: Rosenthal)

Viel Technik in Teufel x Rosenthal

Drei Gehäuse fertigt die fränkische Porzellan-Manufaktur für jedes Set Teufel x Rosenthal – je eines für den rechten und den linken Lautsprecher und ein weiteres für die Elektronik. In dem weißen Porzellan-Kokon arbeitet ein Schaltverstärker mit viermal 40 Watt und eine W-LAN-Funkstation für den musikalischen Streaming-Verkehr. Denn das Gemeinschaftswerk steht in der Tradition von Raumfeld – der inzwischen nahtlos ins Teufel-Imperium eingemeindeten ehemaligen Zweitmarke für drahtlose Multiroom-Lösungen. Einen weiteren Funkweg bietet Bluetooth an: So können Smartphones auch ohne Umwege mitspielen.

Teufel X Rosenthal Elektronik
Die gesamte Elektronik ist in einem Kokon aus Porzellan untergebracht, die Bedienung erfolgt durch leichtes Antippen (Foto: Teufel)

Berührungsempfindliche Felder auf dem Elektronikgehäuse, mit passenden Symbolen markiert, dienen zur Einstellung der Lautstärke und zum direkten Abruf von Playlisten oder Radiostationen. Alles Übrige steuert Teufels bewährte, klar gestaltete Raumfeld-App, die auch Musikquellen wie Spotify, Napster, Tidal, Soundcloud und das Internet-Radio Tunein erschließt. Traditionelle Musikquellen wie CD-Player können ebenfalls mitspielen. Sie nehmen über ein Cinch-Buchsenpaar Verbindung auf. Weiße, textilummantelte Kabel mit großen Klinkensteckern stellen die nötigen Kontakte zwischen der Elektronik-Einheit und den Lautsprechern her.

Teufel X Rosenthal Anschluss
Der Anschluss erfolgt über ein ummanteltes Kombi-Kabel (Foto: Teufel)

Die tropfenförmige Gestalt der zierlichen Teufel x Rosenthal Schallwandler erfüllt gleich mehrere Ideale des Lautsprecherbaus: Ihre kantenlose Form bietet den Schallwellen kein Hindernis, an dem sie reflektiert oder gebeugt werden könnten –  beste Voraussetzungen für die präzise räumliche Abbildung des musikalischen Geschehens. Dazu könnte auch der koaxiale Aufbau der eingebauten Chassis beitragen: In den Zentren der 12 Zentimeter großen Aluminium-Membranen für die tiefen und mittleren Töne spielen 25 Millimeter große Textilkalotten für die hohen Frequenzen.

Koax
Teufel ist mittlerweile ein Spezialist für Koaxialtreiber. Der aus der Tropfenbox Teufel x Rosenthal hat einen Tiefmitteltöner mit 12 cm Korbdurchmesser, Aluminium-Membran plus 25 mm Gewebekalotte (Foto: Teufel)

 

Und schließlich: Mit ihren Bassreflex-Schallführungen an den unteren Enden erinnern die Gehäusekörper an jene Resonatoren, mit denen der Physiker Hermann von Helmholtz anno 1859 experimentierte. Die mathematischen Erkenntnisse aus dem Umgang mit den bauchigen Schallgefäßen bildeten später die Grundlagen für die Entwicklung des Bassreflex-Prinzips.

Bassreflex-Port
Der Bassreflex-Port ist organischer Teil des Tropfens (Foto: Teufel)

Der Hörtest

Die Gestalt des Teufel-Rosenthal-Ensembles lässt eher Affinität zu Triosonaten als zu Motörhead vermuten, und genauso ist es: Die schneeweißen Lautsprecher musizieren anmutig und fein, oft sogar eher zurückhaltend, ganz ohne Neigung zum spektakulären Auftritt. Wie denn auch – für überbordende Basskraft zum Beispiel bedarf es anderer Dimensionen. Der Reiz des Systems besteht eben nicht im Brachialen, sondern in seiner Genauigkeit und in seiner Freude an kleinsten Details: Zarte Anblasgeräusche, der Anriss einer Gitarrensaite, die Modellierung einer Gesangsstimme – all das beherrschen die zierlichen Lautsprecher meisterhaft.

Cover Art David Sylvian The Secret...
Eines der filigransten Alben des Ex-Japan-Sängers. Ungemein detailreich aufgenommen. Mit den Teufel x Rosenthal wurde es zum Erlebnis (Cover: JPC)

Allerdings sollten sie nicht zu nahe vor einer Wand stehen: Die zierlichen Porzellan-Lautsprecher lieben frische Luft im Umkreis von mindestens einem halben Meter. Dann aber sie positionieren jedes Instrument, jede Stimme, wunderbar exakt im Raum, bauen eine tiefe Bühne, verhelfen kammermusikalischen Ensembles zu unvergesslichen Auftritten. So lädt Teufels Hörkeramik zur Neuentdeckung lieb gewonnener Musikschätze ein, allerdings nicht eben zum Schnäppchenpreis: 3990 Euro kosten Lautsprecher, Elektronik und Ständer.

Fazit

Auf die Idee musst du erst einmal kommen: Porzellan! Das Material ist besser geeignet als gedacht, weil man jede (in diesem Fall: akustisch optimale) Form umsetzen kann. Der oft etwas burschikos auftretende Direktvermarkter Teufel hat mit seinem Gemeinschaftsprojekt Teufel x Rosenthal ein zierliches, elegantes Lautsprechersystem geschaffen, das in vielen Belangen ein Gegenentwurf zum Großteil seines Programms darstellt, sich aber dank der vielseitigen (elektronischen Raumfeld-Gene) als typisch-Teuflige, hoch moderne Streaming-Station entpuppt. Tieftongewitter und akustisches Muskelspiel gehören nicht zu ihren Primärtugenden, doch ihre Fähigkeit zu musikalischer Feinarbeit bezaubert genau so wie ihre überragende Verarbeitung. Teufel x Rosenthal ist das mit Abstand teuerste Produkt aus dem Hause Teufel, das wir bei LowBeats bislang getestet haben. Aber auch das originellste, anmutigste und schönste. Unser Urteil steht deshalb fest: überragend.

Teufel x Rosenthal
2019/05
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Natürlicher Klang mit perfekter räumliche Abbildung
Anspruchsvolles, anmutiges Design
Überragende Verarbeitung
Begrenzter Tiefbass & Maximalpegel

Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin
Budapester Str. 38-50
www.teufel.de

Setpreis (Hersteller-Empfehlung):
Teufel x Rosenthal: 4.000 Euro

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Autor: Special Guest