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Test Teufel Stereo M
So klein und schon drei Wege: Die Wireless-Lautsprecher Teufel Stereo M können für unter 1.000 Euro eine ganze HiFi-Anlage ersetzen. (Foto: Teufel)

Test Teufel Stereo M: Nimm zwei!

Bei den meisten hippen WLAN- und Bluetooth-Lautsprechern gibt es zwar die Option, sie im Stereo-Betrieb zu betreiben. Die Norm ist allerdings der Mono-Betrieb, für den sie eigentlich ausgelegt sind. Beim Teufel Stereo M spürt man den Unterschied schon im Namen.

Was die Berliner da auf die Beine gestellt haben, ist nichts weniger als ein kompromissloses Paar HiFi-Kompaktboxen mit allem, was es zu zeitgemäßem drahtlosen Streaming braucht. Die 43 cm hohen Lautsprecher besitzen Bluetooth- und WLAN-Funktechnik. Doch wer mag, kann sie auch via LAN ins Netzwerk einbinden und sich die Passwort-Eingabe für den Drahtlos-Zugang sparen.

Das Grundkonzept der Teufel Stereo M basiert auf den passiven Definion DEF 3S FCR. Das bedeutet auch, dass es sich trotz der 2-Wege-verdächtigen Kompaktbauweise um 3-Wege-Lautsprecher handelt.

Dass die Abmessungen der Schallwand dabei nicht aus dem Rahmen fallen, verdanken die Stereo M ihren koaxialen Mittel-Hochtönern, die gleichzeitig vorbildliche Abstrahleigenschaften in die Wiege gelegt bekamen.

Teufel Stereo M Koax
Der hervorragende Mittelhochton-Koax besteht aus einer Aluminium-Flachmembran und der mittig eingesetzten Gewebehochtonkalotte. Er entstand in Kooperation von Teufel mit Wavecor – wo der Spezialtreiber auch gefertigt wird (Foto: Teufel)

Das SCA getaufte Prinzip (Synchronized Coaxial Acoustics) mit dem 2,5-cm-Kalottenhochtöner und dem 13-cm-Mitteltöner auf einer Achse ahmt das Verhalten einer Punktschallquelle nach. Dies verspricht Vorteile in der Abbildung und Ortung, weil alle Frequenzen aus dem gleichen Ursprung abgestrahlt werden und gleichzeitig beim Hörer ankommen.

Die Weichkalotte des Hochtöners besteht aus beschichtetem Gewebe, während der Mitteltöner auf eine leichte, steife Aluminium-Hexacon-Sandwich-Membran vertraut. Der 15-cm-Bass mit Karbon-Membran vervollständigt den innovativen Materialmix.

Test Teufel Stereo M
Jeder Teufel Stereo M hat einen Koaxial-Mittel-Hochtöner und einen 15-cm-Karbon-Bass. Die Box mit den Knöpfen beherbergt auch die gesamte Elektronik (Foto: Teufel)

Ganz unten an der Schallwand der MDF-Gehäuse gibt es Unterschiede zwischen den beiden Bassreflex-Lautsprechern. Einer von beiden verhält sich nämlich passiv, sprich er fungiert als Slave und muss vom Master mitversorgt werden. Er hat weder Quellen-Anschlüsse noch Elektronik, weil Teufel alles auf einer Seite bündelte, um Kosten zu sparen und das System besser handhabbar zu machen.

Auf welcher Seite man die Steuerzentrale des Systems einsetzen möchte, kann man ihr nach der Installation über die Teufel Raumfeld App bequem zuweisen. Die Versorgung der pro Kanal 160 Watt Sinus starken Class-D-Endstufen lässt sich dem Slave über ein immerhin fünf Meter langes symmetrisches XLR-Kabel mit satt einrastenden Steckern aus der Studio-Technik zuführen.

Alle anderen Anschlüsse konzentrieren sich wie die Funkverbindungen auf die aktive Box. Dort kann man eine Analog-Hochpegel-Quelle via Cinch-Buchsen anschließen oder über USB-Massenspeicher Audio-Dateien zur Wiedergabe bereitstellen.

Hintereingang genommen

Mir diente der USB-Eingang zunächst einmal zum umständlichen, mit „Klammeraffengriffen“ verbundenen Aufspielen eines Firmware-Updates. Das nervte, wobei die Teufel Stereo M das Glück hatten, zuletzt ins System eingefügt zu werden.

Denn anders als bei manchen Mitbewerbern wurde alles dramatisch einfacher, nachdem ich nach langer Qual den ersten der brandneuen Teufel-Wireless-Lautsprecher, den Teufel One M ins Heimnetzwerk eingebunden hatte. Mit der finalen Firmware, die inzwischen vermutlich bei den meisten ausgelieferten Lautsprechern schon aufgespielt ist, sollte aber alles super easy abgehen.

Im Normalfall stellt das Aufspielen von Updates via USB auch nur die Ultimo Ratio da, denn im Normalfall lädt sich die Teufel Stereo M wie die anderen neuen Berliner Funkboxen One M und One S die neueste Betriebssoftware nach der Herstellung der Netzwerkverbindung aus dem Internet – so wie man es von Sonos und anderen kennt.

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Test Teufel Stereo M
Die Einrichtung des Systems ist simpel, ganz besonders, wenn erst mal eine Teufel Box eingerichtet ist. Dann kann man neue Wireless-Speaker wie die Teufel Stereo M einfach hinzufügen (Foto: S. Schickedanz)
Test Teufel Stereo M
Die Einrichtung der Teufel Stereo M ging rasch ganz ohne Registrierung beim Hersteller vonstatten (Foto: S. Schickedanz)
Test Teufel Stereo M
Mit der kostenlosen Teufel Raumfeld App lässt sich dem Master-Lautsprecher mit den Endstufen mitteilen, auf welcher Seite er verwendet wird, damit bei der Wiedergabe die Kanäle nicht vertauscht werden (Foto: S. Schickedanz)
Test Teufel Stereo M
Die Teufel Raumfeld App gibt es für iOS und Android (Foto: S. Schickedanz)
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Von den Amerikanern kennt man aber auch Sachen, die sich vor allem jene, die auf Datenschutz bedacht sind, gerne ersparen würden. Beim Einrichten eines Sonos-Systems muss sich der Nutzer nämlich wie auch beim Bose SoundLink-System beim Hersteller registrieren, um seine Multi-Room-Lautsprecher benutzen zu können.

Bei Teufel kann er sich das Ganze sparen und – sofern es nicht zu den untypischen, der frühen Software-Version geschuldeten Problemen bei der Installation kommt – ruckzuck mit dem Musikhören beginnen. Dazu stehen einerseits Dienste zur Verfügung, die wie Internetradio (TuneIn), Spotify oder Tidal direkt in der App unterstützt werden.

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Test Teufel Stereo M
Unten auf der Front des Master-Lautsprechers gibt es einen praktischen Lautstärkeregler mit Drehknopf und drei Speichertasten zum Direktabruf von Lieblingssendern oder Playlists (Foto: Teufel)
Test Teufel Stereo M
Mit den Teufel M Stands können die beiden Teufel Stereo M ihr ganzes Potenzial entfalten – optisch wie akustisch. Allerdings verteuern die 62 cm hohen Metallständer den Paarpreis um 350 Euro (Foto: Teufel)
Anschlüsse auf Rückseite
Die Anschlüsse konzentrieren sich auf der Rückseite der Box, die auch die Funktechnik und die Verstärker für beide Kanäle trägt. Neben dem Cinch-Analog-Eingang gibt es einen USB-Anschluss und einen LAN-Anschluss für Ethernet-Kabel. Die Tasten für Bluetooth-Pairing und Setup finden sich ebenfalls auf der Rückseite, wo auch die strömungsoptimierte Bassreflex-Öffnung ins Freie mündet (Foto: S. Schickedanz)
XLR-Verbindung zum Anschluss von zweiter Box
Die zweite Box wird über ein symmetrisches XLR-Kabel von der ersten versorgt. Welche man rechts oder links verwendet, kann man in der Teufel Raumfeld App festlegen (Foto: S. Schickedanz)
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Und auch das Abspielen der Songs vom Handy lässt sich direkt bewerkstelligen. Bei vielen ChromCast-Lautsprechern, die wie JBL Playlist auf die Google Home App vertrauen, sind für Wiedergabe direkt vom Handy oder zum Hören von Webradio jeweils Drittanbieter-Apps wie TuneIn oder MusixMatch erforderlich.

Auch Teufel war kürzlich noch mit Google im Bunde, doch mit dem Verschwinden von Raumfeld aus den Gerätenamen wurde auch dieser Pakt gekündigt. Die Unterstützung von ChromeCast ist damit Geschichte.

Wie man das bewertet, hängt vom persönlichen Standpunkt beziehungsweise Bedarf ab. Die Möglichkeit, seine Teufel Stereo M gemeinsam mit den Produkten von Mitbewerbern wie JBL in einem Netzwerk zu betreiben, ist damit passé.

Teufel Stereo M überzeugt im Hörtest

Keine zwei Meinungen gibt es hingegen über den Klang der Teufel Stereo M, ganz besonders, wenn man mit ihnen von einer NAS mit UPnP-Server übers Netzwerk streamt oder Musik via WLAN vom Smartphone zuspielt.

Die beiden Berliner Boxen spielten wie eine ausgewachsene Stereo-Anlage, ohne dass man weitere Komponenten an sie anschließen musste. So stellen wir uns zeitgemäßes Budget-HiFi vor.

Die Basis der Begeisterung lag in der vorbildlichen Ausgewogenheit, die sich vor allem bei Stimmen und Naturinstrumenten wie akustischen Gitarren oder Saxophonen zeigte.

Auch Sauberkeit und Transparenz lagen auf bestem HiFi-Niveau – die Stereo-Abbildung selbstredend ebenfalls.  Dank Koaxial-Chassis blieb die Räumlichkeit stabil, wobei die Bühne gleichmäßig zwischen den beiden Boxen verteilt war.

Die dynamischen Fähigkeiten der Teufel Stereo M waren beachtlich und sollten in Mehrfamilienhäusern selbst für große Wohnzimmer ganz locker ausreichen.

Auch wenn es sich bei den Teufel Stereo M nicht um reinrassige Aktivboxen mit einzeln angesteuerten und entzerrten Chassis handelt, haben die Entwickler ihrer Schöpfung einen auffallend tiefreichenden Bass mitgegeben.

Im Rausch der Tiefe

Wer die Augen schließt, könnte glatt meinen, einem Paar Standboxen zu lauschen. So tief kommen die beiden Kompakten in den Frequenzkeller. Für meinen persönlichen Geschmack ist das schon etwas zu viel des Guten.

Der exzessiv betonte Tiefbass erschwert die Aufstellung, weil Wandnähe oder gar Raumecken ohnehin wie Bassverstärker wirken. Und er macht die beiden filigranen Performer etwas plump, denn am unteren Ende ihres Übertragungsbereichs können sie das Tempo in den anderen Bereichen nicht immer mitgehen.

Was Hip-Hop-Fans beeindrucken dürfte, lässt sich bei Anhängern vollkommen natürlicher Wiedergabe oder problematischer Aufstellung gegebenenfalls mit der 3-Band-Klangregelung in der App etwas mildern.

Ein ebenso effektives Mittel, die in schwarzem oder weißem Schleiflack erhältlichen Teufel Stereo M akustisch wie optisch zu verschlanken, sind die optional angebotenen Teufel M Stands, die den Preis allerdings gleich um 350 Euro pro Paar verteuern.

Im Vergleich zu den zeitgleich bei LowBeats getesteten Teufel WLAN- (Mono-) Speakern Teufel One M und Teufel One S hat Stereo M die Nase klanglich weit voraus.

Da geht es nicht nur um das zusätzliche Stereo-Panorama, sondern auch um die Natürlichkeit des Klangs und die Substanz im Bass. Auch unter rein klanglichen Gesichtspunkten ist der Aufpreis bedenkenlos zu argumentieren. Stereo M ersetzt halt eine vollwertige Anlage.

Fazit Teufel Stereo M

Ganz ehrlich haftete in meinen sensiblen Ohren vielen Teufel-Boxen vor einigen Jahren noch gerade im entscheidenden Stimmbereich eine gewisse artifizielle Kühle an, die ihre unbestreitbaren Tugenden relativierte. Davon ist mittlerweile nichts mehr zu spüren.

Doch der Level an Neutralität, den die Berliner mit den Teufel Stereo M erreichen, etabliert den zwischenzeitlich lange auf Surround fixierten Direktversender wieder mitten im Herzen der HiFi-Welt. Was die Teufel Stereo M leisten, kann man wirklich als audiophil bezeichnen.

Der Preis ist zwar kein Sonderangebot, das man mal im Vorbeigehen mitnimmt, doch wer sich näher mit diesem autarken Lautsprecher-Paar beschäftigt, wird feststellen, dass es in der Summe für diesen Preis derzeit kaum etwas Besseres gibt.

Dank Bluetooth eignen sich die Drahtlos-Lautsprecher nicht nur für einen Streaming-Quickie. So lassen sich vom Smartphone auch jene Dienste wie Apple Music oder Amazon Music wiedergeben, die von den Teufel Stereo M nicht direkt unterstützt werden.

Teufel Stereo M
2018/01
Test-Ergebnis: 4,6
überragend
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ausgewogene Stimmwiedergabe, beeindruckende Basswiedergabe, wenig Verzerrungen, hohe Pegelreserven
Bluetooth und WLAN
Gute Handhabung der Teufel Raumfeld App für iOS und Android
Exzellente Preis/Klang-Relation

Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin
Budapester Str. 38-50
https://teufel.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teufel Stereo M: 1.000 Euro

Mit den Stereo M getestet:

Test Teufel One M – so wertvoll wie eine kleine HiFi-Anlage?
Test Teufel One S – so laut, so klein, so kontaktfreudig

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.