Raumfeld ist tot, es lebe Raumfeld. Teufel hat einerseits den Namen des vor einigen Jahren akquirierten Netzwerk-Musik-Pioniers aus dem Namen der neuen Gerätelinie getilgt, aber so ganz dann doch nicht. Zwar heißt der Nachfolger des Raumfeld One S jetzt schlicht Teufel One S, in der zugehörigen App taucht der Name Raumfeld allerdings noch auf.
Alle, für die Namen Schall und Rauch sind, dürften sich hingegen mehr für die Frage interessieren, was sich am kleinsten der Streaming-Lautsprecher selbst geändert hat. Was die Hardwareseite betrifft, ist der Zugang von AUX (3,5-mm-Mini-Klinke) und Bluetooth zu verbuchen. Damit erhöht sich die Konnektivität beträchtlich, auch wenn man nicht wie beim Bose SoundTouch 10 oder Harman Kardon Omni 20 den darüber zugespielten Klang via WLAN im ganzen Haus verteilen kann.
Einen Schritt zurück macht Teufel zumindest aus Sicht von Chrome Cast Nutzern. Die nach unserer Erfahrung zwar in markenübergreifenden Lautsprecher-Netzwerken verwendbare, aber keinesfalls perfekt umgesetzte Streaming-Technologie des innovativen Suchmaschinenbetreibers und emsigen Datensammlers Google wird im neuen Teufel One S nicht mehr unterstützt.
Persönlich trauere ich dieser bisher nicht sonderlich zuverlässigen Technologie nicht nach, doch ich kenne auch zahlreiche Anhänger. Die schätzen das in meinen Tests regelmäßig abgestürzte Streaming-Verfahren wegen der Freiheit, die ChromeCast-Lautsprecher ohne Rücksicht auf den Hersteller zu mixen.
Auf der Habenseite kann der Teufel One S allerdings jetzt ein cooles, im Grunde vom Bose SoundTouch 10 bekanntes Feature verbuchen: Mit den drei Preset-Tasten auf der Oberseite lassen sich die Lieblingssender des direkt in der Raumfeld App abrufbaren Webradios oder Playlists speichern. Anschließend kann man sie auf einen Knopfdruck abrufen. Zusätzliche Bedientasten ermöglichen die direkte Steuerung am Gerät für Play/Pause, Skip sowie die Regelung der Lautstärke, die auch via Bluetooth mit dem Handy synchronisiert ist.
Tolle Konnektivität
Ein USB-Eingang ermöglicht die Verwendung von Massenspeichern zur Wiedergabe von Musik. Es darf aber auch eine NAS (Network Attached Storrage) mit UPnP-Server sein. Die unterstützten Formate: ASF, MP3, WMA, WAV, AAC, FLAC und Ogg. Als weitere Möglichkeit, Musik zu hören, hat Teufel neben dem Internetradio TuneIn auch Online-Abodienste wie Tidal, Spotify oder Napster in die Raumfeld App integriert. Der Umweg über Drittanbieter-Apps zur Wiedergabe von Webradio oder von Songs direkt vom Smartphone, wie bei Mitbewerbern nötig, die wie JBL Playlist oder JBL Link 20 auf die Google Home App setzen, entfällt.
Zur möglichst satten Wiedergabe aller Quellen vertraut Teufel nach wie vor auf zwei ovale Passiv-Bässe auf beiden Seiten des soliden Kunststoffgehäuses und auf einen Koaxial-Mittel-Hochtöner. Bei dem sitzen die Treiber für beide Frequenzbereiche auf einer Achse, was für ideale Ortbarkeit und stabile Abbildung sorgt. Wer noch mehr Qualität bei der Räumlichkeit wünscht, kann zwei Teufel One S zu einem Stereo-Paar mit doppelter Verstärkerleistung von insgesamt 80 Watt verbinden.
Doch bevor man diesen Schritt vollziehen kann, muss man sich nicht nur einen zweiten Lautsprecher besorgen, sondern auch erst mal die einzelnen Boxen ins Netzwerk integrieren. Das bereitete mit dem brandneuen System erst einmal immense Schwierigkeiten. Dabei war die Nutzerführung und das Bedienkonzept der Teufel Raumfeld App im Grunde sehr simpel. Doch verlor der Teufel One S regelmäßig an der gleichen Stelle die Verbindung zum Netzwerk. Nach vielen nervenaufreibenden Stunden, unzähligen Resets auf der Gehäuserückseite mit der aufgebogenen Büroklammer und dem Aufspielen einer am PC auf den USB-Stick geladenen neuen Firmware gelang es schließlich, den Teufel One S via WLAN zum Laufen zu bringen.
Den Teufel One S verkabeln oder drahtlos ins Netzwerk?
Dabei wollte ich ganz schlau sein und mir die lästige Passwort-Eingabe am Handy sparen. Deshalb hatte ich zunächst versucht, den Teufel One S via Ethernetkabel anzuschließen. Das ging gar nicht. Immer an der gleichen Stelle hängte sich die Installation auf. Der One S lief auch erst als zweiter aus dem Trio der neuen Teufel Produkte, Teufel One M und Teufel Stereo M. Zuvor war es mir nach vielen Versuchen und der gleichen Update-Prozedur gelungen, den ebenfalls getesteten Teufel One M ins Netzwerk zu bringen. Normalerweise laden sich die Teufel-Multiroom-Lautsprecher die aktuelle Betriebssoftware übrigens wie Bose oder Sonos selbst aus dem Internet herunter, nachdem die Netzwerkverbindung aufgebaut ist.
Nach vielen Stunden Tüfteln und Telefonieren mit Teufel kam ich dann endlich zum angenehmen Teil: dem Hörtest. Der Klang enttäuschte mich allerdings offen gestanden zunächst ein wenig. Trotz der tollen technischen Vorgaben wirkte der Teufel One S etwas diffus und distanziert. Stimmen fehlte etwas Substanz. Immerhin stachen sofort vor allem in Bezug auf die bescheidenen Abmessungen von 16,7 x 18 x 8,6 cm die großen Dynamikreserven positiv heraus. Auch die Höhen wirkten frischer als bei manchem Mittbewerber. Und vor allem war der Bass ganz schön satt – ganz besonders in Relation zu den bescheidenen Gehäuseabmessungen. Allein vermisste ich beim Teufel One S einen harmonischen Spielfluss und eine gewisse Körperhaftigkeit in der Stimme.
Doch ähnlich wie beim Bose SoundLink Revolve gab es eine Abhilfe: Je weiter ich mich von dem kleinen Lautsprecher entfernte, desto besser gefiel er mir. Fürs Nahfeld würde ich daher ungeachtet der Schreibtisch-tauglichen Größe des Teufel One S zu einem anderen Lautsprecher greifen – etwa zum Teufel Cinebar One+, den es auch ohne Subwoofer gibt. Doch für ein mittleres Wohnzimmer hat Teufel mit dem One S einen richtig guten kleinen Lautsprecher geschaffen. Dabei war das inoffizielle Entwicklungsziel, den Sonos One zu übertreffen, was den Berlinern zumindest bei passender Anwendung gelang. Insgesamt ist der Sonos One beziehungsweise der ohne Sprachsteuerung konzipierte Vorgänger Sonos Play:1 etwas flexibler in der Aufstellung, zumal er sich mit TruePlay übers iPhone automatisch einmessen lässt. Beim Teufel gibt es nur drei Klangregler, die nicht nur grober ansprechen, sondern auch blind nach Gusto verwendet werden müssen.
Am besten lässt man die Finger davon und optimiert den Klang des Teufel One S durch optimale Aufstellung und einen Hörabstand von mindestens zwei Metern zum Sitzplatz. Die Lautstärkereserven reichen dafür locker aus, da hat Teufel ganze Arbeit geleistet. Und auch der Tiefgang fiel beachtlich aus, allerdings sind die untersten Oktaven des Übertragungsbereichs nicht optimal an die Mittel-Hochtonwiedergabe angepasst.
Im Vergleich zu den zeitgleich getesteten WLAN-Boxen Teufel One M und Stereo M fällt der kleine One S natürlich etwas ab – und zwar nicht nur im Bass, sondern auch bei der Homogenität der Wiedergabe. Alles andere wäre ja auch verwunderlich. Der One M ist klanglich eines der besten Einbox-Lautsprechersysteme, die ich kenne; das gleich gilt – nur auf noch einmal deutlich höherem Niveau – auch für die Stereo M. Und, auch das darf man bei diesem Vergleich ja nicht vergessen: Der Teufel One S kostet nicht einmal 200 Euro.
Fazit Teufel One S
Der Sonos One klingt insgesamt stimmiger, runder. Doch wer auf spektakuläre Effekte und richtig tiefen Bass steht, ist in dieser Klasse mit dem Teufel One S sehr gut bedient. Von der Flexibilität der Nutzung ist der Berliner Kleinlautsprecher dem amerikanischen Prestige-Produkt ohnehin klar überlegen: Er lässt sich nicht nur im Netzwerk mit WLAN oder LAN verwenden, sondern auch mit Bluetooth oder AUX. Dadurch verleibt sich der Teufel durch die Hintertür auch Dienste wie Apple Music oder Amazon Music ein, die seine Raumfeld App nicht unterstützt.
Ansonsten macht die Software und damit die Bedienung einen großen Schritt nach vorne. Angefangen von der verzögerten Reaktion, die mich in früheren Zeiten gerade auch beim Regeln der Lautstärke des Raumfeld-Systems störte, bis zum Bedienkonzept und der Installation (wenn nicht die außergewöhnlichen Fehler durch inzwischen überholte Firmware dazwischenfunken), ist Teufel jetzt ganz dicht an den Platzhirsch Sonos herangerückt. Und dass die Berliner Google Cast rausgeworfen haben, bestärkt mich nur in meiner Kritik am der fragwürdigen Google-Lösung (siehe JBL Link 20 oder JBL Playlist). Dass man sich bei ihnen nicht mal registrieren muss, um seinen bereits in barer Münze bezahlten Lautsprecher nutzen zu können, ist ein Zuckerli obendrauf.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Tiefreichende Basswiedergabe, sehr gute Dynamikreserven, klare Höhen |
| Top-Konnektivität: Bluetooth, WLAN, LAN, Analog und USB in dieser Klasse unüblich |
| Nutzerfreundlich gestaltete Teufel Raumfeld App für iOS und Android |
| Einsatz im Nahbereich nicht empfehlenswert |
Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin
Budapester Str. 38-50
https://teufel.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teufel One S: 250 Euro
Gemeinsam getestet:
Test Einbox-System Teufel One M: So wertvoll wie eine kleine HiFi-Anlage?
Test Wireless Aktivboxen Teufel Stereo M: Nimm zwei!
Im Beitrag erwähnt:
Test BT-Box Bose SoundTouch 10 im Multiroom
Test Harman Kardon Omni 20: der Streber unter den WLAN-Lautsprechern
Test BT-Speaker JBL Playlist mit Google Cast: großer Klang mit Hürden
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