Die Hamburger hatten sehr viele Neuheiten im Gepäck – nämlich ihre gesamte Lautsprecherfamilie. Alle Familienmitglieder, vom kürzlich getesteten Karlos bis hin zum großen Karl, sind ja Streaming-fähig. Doch die Fähigkeit ist gar nicht überall gefordert. Und so hat Lyravox die Pure-Linie ersonnen.
Die “Pure”-Lautsprechermodelle verzichten auf den Streamer und sind kompromisslos audiophile Aktivlautsprecher. Das bedeutet: zusätzliche externe Eingänge (AES für Digital und XLR/symmetrisch für Analog) auf nunmehr fünf schaltbare Eingänge, die den Lautsprecher bei Eingang eines Quellensignal selbsttätig ein- oder bei Inaktivität – wieder ausschalten. Die DSPs, Wandler und Endstufen der neuen Pure-Linie entstammen der neuesten Generation und sollen die gesamten KARL-Serie noch ein bisschen höher hieven…

Das technischen Entschlacken der Aktivboxen hat diverse Vorteile, günstiger aber werden die feinen Lyravox Lautsprecher nicht. Die hier gezeigt Karl in der Pure-Variante liegt bei 50.000 Euro, die von LowBeats getestet Karlos bleibt auch “pure” bei 11.800 Euro.
Über zwei Neuheiten des schwäbischen Direktvermarkters hatten wir ja schon berichtet: sowohl die kleine Jubiläumsbox nuBox Jubilee (die sich bereits im LowBeats Hörraum warmläuft und echt gut klingt) als auch der pfiffige Vollverstärker nuConnect AmpX machen einen hervorragenden Eindruck, weil sie ja auch beide wirklich günstig sind. Damit aber hatten die Schwaben ihr Pulver noch nicht verschossen. Das größte Kaliber kam erst noch – in Gestalt des beeindruckenden Soundbars namens nuPro XS-7500. Auf der Messe kann man bei einer offenen Demo ja nicht so laut machen. Aber es wurde deutlich, dass dieser Soundbar sehr pegelfest ist.

Wahrscheinlich lief die Geschichte so: Andreas Hofmann, der Chef von Deutschlands bekanntestem Röhrenhersteller Octave, wurde alle Nase lang gefragt, warum er als absoluter Röhrenkenner denn nie einen Verstärker mit Single-Ended-Schaltung machen würde – das klingt doch so viel schöner. Und wahrscheinlich hatte Hofmann, so wie es seine Art ist, sofort hunderte von Gründen zur Hand, warum diese Schaltung tatsächlich für moderne Anlage so wenig taugt.
Aber er ließ sich breitschlagen und entwickelte zumindest einen Single-Ended Kopfhörer-Verstärker, den V16. Und es stellte sich heraus, dass dieser Kopfhörerverstärker mit seinen 2 x 8 Watt auch an klassischen Lautsprechern gar nicht so übel klang. Und nachdem er da schon über seinen Schatten gesprungen war, machte Hofmann konsequenter Weise auch noch den zweiten Schritt und entwickelte eine Endstufe auf Basis der legendären Triode 300B. Es ist ein großes Werk geworden: nämlich die Mono-Endstufen Octave Jubilee 300B mit je drei 300B pro Seite und einer Leistung von etwa 30 Watt.
Nicht nur der Name der Octave Königsklasse (Jubilee), auch die schiere Größe und Ausstattung lassen erahnen, dass die neuen Jubilee 300B nicht ganz günstig sein können: 54.000 Euro wird das Paar kosten.
Bei Pro-Ject kommt eine ganze Flut neuer Produkte. Vor allem die kleine Plattenspieler der Debut-Serie werden ersetzt. Aber auch die Kategorie darüber. Am spannendsten fand ich den X2, der mit klassischen Formen und einer Top-Ausstattung gerade einmal knapp über 1.000 Euro kostet.
Das könnte der neue Klassiker im 1.000-Euro-Bereich werden.
Ebenso spannend ist, was Pro-Ject im Digitalbereich anbietet: ein Top-Lader CD-Laufwerk von bester Qualität. Die kompakte Pro-Ject CD Box RS2 T ist angeblich der erste CD-Spieler, bei dem das wieder aufgelegte CD-Laufwerk CD-Pro 8 (früher Philips) zum Einsatz kommt. Die Wandlung der Signale soll dann in der gleichgroßen Vorstufe Pro-Ject PRE Box RS2 T stattfinden.
Questyle selbst war gar nicht auf der Messe, aber Questyle Mastermind Jason Wang lud in ein nahegelegenes Hotel zur Privat-Audienz. Denn die Chinesen machen einen wichtigen Schritt, um ihre patentierte Current-Mode-Verstärkerschaltung nun auch für andere zugänglich zu machen.

Sie nahmen also die auch schon bei LowBeats getestete Focal Sopra No 1, aktivierten das gute Stück und verstauten die – auch drahtlos ansteuerbare – Aktiv-Elektronik im neu gestalteten Fuß. Nun war das Hotelzimmer sicher nicht die optimale Umgebung für eine solche Vorführung, aber es klang schon dort absolut überzeugend.
…teile sich den Raum mit Daniela Manger, die eine optisch passende Manger P2 (“P” für passiv) aufgebaut hatte. Das war nicht nur optisch eine wirklich harmonische Kombination. Die hohe Energie der SPL-Komponenten und die große Natürlichkeit des Manger-Wandler passen perfekt zueinander.

Die großem Mono-Endstufen waren ja schon vor einem Jahr auf der HIGH END, erlitten aber einige Verzögerungen. Deshalb gelten die m1000 immer noch als neu und werden sehr bald bei LowBeats getestet. Wirklich neu aber ist der Wandlerbaustein, den SPL seit neuestem verwendet. Er bringt sowohl den Kopfhörerverstärker Phonitor Xe als auch die Vorstufe Director auf das Mk-2-Level.
Die Italiener nähern sich ihrem Ursprung wieder an: liebevollst in Handarbeit (und in Italien) gefertigte Lautsprecher mit edlem Holzgehäusen. Klanglich hat Sonus faber Entwickler Paolo Tezzon schon seit vielen Jahren seinen Weg gefunden und kann auf die besten Treiber zurückgreifen, weil er sie teilweise selbst entwickelt oder entwickeln lässt.

Zwei Katzen ließ Thorens Chef Gunther Kürten ja schon im Vorfeld aus dem Sack: Zum einen hatte er den Nachfolger der legendären Thorens TD 160 konzipiert, den TD 1600 als klassische und als Vollautomat-Version (Preis: 2.500 und 3.000 Euro, wir berichteten) und er hatte zusammen mit Ballfinger die Tonband-Wiedergabemaschine TM 1600 im gleichen Outfit konzipiert. Auch die ist ein echter Hammer.

Aber Kürten versprach mir vor der Messe noch eine echten Sensation – und hielt Wort. Er hatte nämlich zusammen mit dem Plattenspieler-Spezialisten Helmut Thiele auch einen Nachfolger des noch legendäreren TD 124 (mit Reibrad-Antrieb) entwickelt und stellte eines der ersten Muster vor. Hier trifft tatsächlich die Moderne auf Vintage – ich finde das Ergebnis super. Fertig sein wird der TD 124 aber wohl erst nächstes Jahr und soll dann etwa 10.000 Euro kosten.
Wie oft haben wir von Jochen Räke schon gehört: “Och nö, dieses Jahr haben wir nichts Neues.” Dieses Jahr schon. Auf der HIGH END 2019 zeigten Vater und Sohn Räke seit langem einmal wieder einen Plattenspieler, der sich an das Äußere klassischer Plattenspieler anlehnt – also mit rechteckigem Chassis und mit klassischer Haube. Das Neulingswerk ist trotzdem alles andere als trivial: es hat drei Motoren, das große Transtrotor-Lager und ist – Transrotor-typisch ein Masselaufwerk.
Westend Audio Chef Stefan Trog hatte sich den Raum wieder mit Roland Gauder von Gauder Akustik geteilt und führte seine edlen Röhrenvollverstärker namens Monaco (jetzt in der Generation 2, Preis: ab 19.000 Euro) an den größten und neuesten Boxen der Gauder´schen DARC-Linie vor: den DARC 250. Diese 4-Wege-Box mit Diamantmembran-Bestückung im Hochmitteltonbereich ist sicherlich mit das Beste, was man bekommen kann, aber technisch auch ungeheuer anspruchsvoll. Dass die Kombination überhaupt mit einem Röhrenverstärker funktioniert, spricht für dessen Konstitution. Auf der HIGH END 2019 liefen zwei Monaco MK2 – einer nur für den Bassbereich – an der Spitzenbox. Das brachte die nötige Kontrolle und verlieh dem Klangbild viel “Luft”.

Das eigentlich neue am Westend Audio Monaco MK2 ist die nun finalisierte Abstimmung und eine Vielzahl neuer Oberflächen-Ausführungen, von denen eine leckerer aussieht als die andere, was der Fotograf allerdings im DACR-Room nicht so gut einfangen konnte… Deshalb verweist er an dieser Stelle noch einmal auf die Westend Audio Website. Hier nur einige Schnappschüsse zum Appetit anregen:
Best Sound of HIGH END 2019
Bei der Einschätzung zum besten Klang der Messe habe ich mich mit LowBeats Autor Andreas Günther abgestimmt, der über eine Vorführ-Aktion der stereoplay ebenfalls sehr viele Kombinationen gehört hat.

Hier die aus unserer Sicht überzeugendsten Vorführungen (ohne Reihenfolge) in der Slide-Show:
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