Das Goldring 2200 kostet mit 260 Euro gerade einmal 80 Euro mehr als das “MI-Einsteigersystem” Goldring 2100, ist aber klanglich zumindest das außergewöhnlichste Familienmitglied. Woher die vergleichsweise deutlichen Klangunterschiede kommen, wird nicht auf Anhieb deutlich.
Auch die 2200er-Konstruktion folgt dem Familien-typischen Moving Iron-Prinzip, das für eine hohe Ausgangsspannung und geringe Verzerrungen sorgt. Mehr dazu in der Goldring 2000er Familien-Übersicht.
Der rundliche Korpus ist wie beim Goldring 2100 aus Kunststoff, der Abtastdiamant hat ebenfalls einen elliptischen Schliff. Soweit die Ähnlichkeiten.
Beim Goldring 2200 jedoch hat die Spule Polplatten aus Supermalloy, was noch einmal effizienter ist als das Permalloy des 2100.
Und das 2200er hat einen härteren Nadelträger. Doch wie viel an klanglichem und messtechnischem Mehrwert können diese marginalen Unterschiede bringen?
Einiges. Wie jedes Test-Tonabnehmersystem wurde auch das Goldring 2200 im Rega 9 mit Tonarm RB 1000 penibel justiert und gemessen. Die Messwerte sind fast durchwegs sehr gut:
Die Messungen zeigen einen sehr ausgewogenen MM-Tonabnehmer, allerdings mit deutlicher Höhen-Resonanz um 17 Kilohertz. Die Stereo-Kanaltrennung könnte vielleicht besser sein, ist aber schön gleichmäßig.
Mit 120 Mikrometer ist die Tiefenabtastfähigkeit hervorragend, nur mittelprächtig dagegen sind die Impulsverzerrungen.
Die Tiefenresonanz liegt sehr niedrig, ist aber kaum ausgeprägt. Aus den Parametern ergibt sich, dass das Goldring 2200 eher mit sehr leichten Tonarmen (unter 10 Gramm effektiver Masse) harmoniert.
Der Klang des Goldring 2200
Im Hörtest war das Goldring 2200 jenes Tonabnehmersystem, das am meisten aus der Klang-Verwandtschaft herausstach. Auch dieser Abtaster gefällt durch wunderschöne Klangfarben, meistert traumwandlerisch sicher auch schwierige Passagen mit Streichern oder kernigen Bläsern.
Doch im Gegensatz zum kleineren 2100 (und auch zum größeren 2300) zeigt das Goldring 2200 sehr viel mehr Energie und zupackende Dynamik. Der wohl markanteste Schlagzeug-Einsatz der Pop-Geschichte, Phil Collins “In The Air Tonight”, machte mit dem 2200er richtig viel Spaß.
Diese Lebendigkeit aber ist nicht nur bei rustikalem Rock von Vorteil. Auch die Stimme von Andrea Schröder (Album: Void) kam – gemessen am 2100er – noch einmal offener, feiner, lebendiger – letztendlich charakteristischer.
Es war ein bisschen, als ob ein Vorhang aufgezogen wurde. So weit, dass selbst der düstere, treibende Bass dieses Albums etwas sehr Lebendiges bekam: Da hatten selbst die größeren Geschwister der Goldring 2000er Familie das Nachsehen.
Ein großartiger Abtaster, der auch die direkten Mitbewerber von Rega (Elys2) und Ortofon (2M Blue) mit seiner feinen und frischen Art gekonnt auf Abstand hielt.
Die Goldring-Tonabnehmer der 2000er Serie sind ja auf ihre Art alle sehr gut. Aber die Preis/Leistungs-Empfehlung dieser Familie kann nur Goldring 2200 heißen.
Dass es letztendlich nur für ein “sehr gut” reichte, lag weder an den Messwerten noch am unbestritten guten Klang: Bei der Praxisnote gab es wegen des runden, schlecht einbaubaren Korpus Abzüge. Aber diesen Malus haben ja alle Mitglieder der Familie.
Die klanglichen Unterschiede zu den anderen Goldring Abtastern kann man auch leicht hören: Im LowBeats Klang Orakel, wo wir alle getesteten Tonabnehmer mit derselben Aufnahme (Scheherazade von Rimsky-Korsakow) hinterlegt haben. So kann man sie wunderbar einfach und so oft man möchte miteinander vergleichen.
Bewertung
KlangPraxisMesswerteGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr feiner, dynamisch-lebendiger Klang |
| Hohe Ausgangsspannung |
| Extrem hohe Abtastfähigkeit |
| Unpraktischer Einbau |
Vertrieb:
Räke HiFi Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43H
51467 Bergisch Gladbach
www.transrotor.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Goldring 2200: 260 Euro
Die anderen Beiträge zur Goldring 200er Serie:
Test Goldring 2100: Der MI-Einster-Abtaster
Test Goldring 2300: Die feine Eleganz
Test Goldring 2400: Überragende Abtastung
Test Goldring 2500: Die hohe Klangkultur
Übersicht: Die Goldring 2000er MI-Familie
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