Die meisten AV-Receiver oder Vorstufen sind derart vollgestopft mit Ausstattung, dass wohl kaum ein User alles ausprobieren, geschweige denn einsetzen kann. Und so keimt immer öfter der Wunsch nach einem AV-Prozessor ohne jedweden Schnickschnack auf. Und hier kommen die Macher von IOTAVX ins Spiel, denn ihre IOTAVX AVX17 verspricht genau das zu sein: eine aufs Wesentliche reduziert Prozessor-Vorstufe mit 13.4 Kanälen, die zudem mit gerade mal 1.799 Euro erfreulich günstig ist.
IOATAVX (hierzulande im Direktvertrieb des HiFi Piloten) ist uns schon mit seinem Verstärker (IOTAVX SA-3) vor allem aber mit der Mehrkanalendstufe IOTAVX AVXP1 aufgefallen. Das Schwergewicht mit sieben Kanälen ist fast unverschämt günstig. Und mit dem IOTAVX AVX17 erscheint nun endlich ein moderner Vorstufen Spielpartner: mit Dolby Atmos und DTS:X sowie vielen Werkzeugen zum Klangtuning an Board, aber ohne Ausstattungsballast. Vor allem an den heute fast schon selbstverständlichen Streaming-Funktionen und anderen Dingen, die in einem konzentrierten Heimkino nur eine geringe Rolle spielen (und die neben Hardware vor allem Lizenzen kosten) haben die Asiaten den Rotstift angesetzt. Es verbleiben – neben den reinen kinotypischen Grundfunktionen – ein optionales Bluetooth-Modul und ein USB-2.0 Audioeingang als Leckerli. Punkt.
Die Besonderheiten der IOTAVX AVX17
Auf der Habenseite gibt es 17 symmetrische und unsymmetrische Ausgänge. Die sind fix zugeordnet und beliefern maximal ein 7.1.6 Lautsprecher-Setup oder wahlweise 9.1.4 Kanäle mit je vier separat einzumessenden Subwoofern. Wohl bemerkt: Die Subs erhalten alle das gleiche Signal. Hier gibt es aber die komfortable und akustisch sinnvolle Möglichkeit, Multisubwoofer-Installationen oder gar Arrays direkt mit dem Vorverstärker zu verwalten – inklusive Parametrischer Entzerrung.
Auf dem HDMI-Konto stehen 6 Ein- und 2 Ausgänge mit HDMI 2.0a Standard, also 18 GBit/s und damit maximal 4k/60 Hz. Das ist – außer für Hardcore-Gamer – auch auf absehbare Zeit praxisgerecht, zumal Quellen höherer Standards praktisch immer die Möglichkeit offerieren, den Ton separat auszugeben. Ein wenig zu sparsam empfand ich die Entscheidung, den Audio Return Chanel (ARC) für Ton vom TV-Gerät zu nutzen. Denn damit entfallen Dolby Atmos und DTS:X mit verlustfreier Kompression vom Guckkasten. Was aber das Testgerät anbot, war Dolby Atmos via Dolby Digital+ wie es etwa Streamingdienste wie Netflix verwenden. Und noch zwei kleine Luxus-Features seien hier vermerkt: Hinten gibt es schaltbar noch einen analogen Zone-2-Ausgang und vorne einen Kopfhörer-Anschluss per Miniklinke.
Der Bluetooth-Adapter ist mit hochmodernem Bluetooth 5.0 ausgestattet und liefert bis zu 24 Bit mit 48 kHz direkt in die proprietäre i²S Schnittstelle. Die Verbindung mit iPad und Android-Smarthone klappte gut und klang mehr als ordentlich.
Bedienung und Menüs
Dafür hat der USB-Audioeingang noch reichlich Probleme mit diversen Geräten. Hier verspricht der Hersteller an der Firmware zu arbeiten, denn problemlos scheint die Verbindung aktuell nur mit Windows-Rechnern zu laufen. MacOS stottert und mit meinem Roon Nucleus und einer Roon Brigde funktionierte es immer nur bis zum nächsten Neustart.
Die Fernbedienung ist relativ groß, reich mit Tasten bestückt, aber klar strukturiert und haptisch schön zu ertasten. Das ist im verdunkelten Heimkino auch notwendig, denn der Handgeber bleibt unbeleuchtet. Das ist eine der wenigen Sparmaßnahmen, die ich übertrieben finde. Aber nach kurzer Gewöhnung findet man sich gut zurecht, denn es gibt keine Doppelbelegungen. Ansonsten kann man den AVX17 rudimentär an der Front bedienen oder via RS-232 steuern.
Das On-Screen-Menü spricht English, ist aber gut gegliedert und quasi selbsterklärend. Es birgt einige angenehme Überraschungen: mit Funktionen, die man sonst vergebens oder nur in Maschinen wie einem Trinnov Altitude kennt. So finden sich im Bassmanagement nicht nur individuell je Kanal einstellbare Übergangsfrequenzen. Es lassen sich für die Übergangsfrequenzen auch die Filterstärken zwischen 12 dB oder 24 dB pro Oktave wählen. Und für den Subwoofer steht zusätzlich ein dosierbares Subsonicfilter (SW Highpass) zur Verfügung, das dem Schutz und gegebenenfalls dem erhöhen des Grenzschalldrucks des Woofers dient.
Für alle Kanäle stehen weiträumig einstellbare parametrische Equalizer zur Verfügung – und zwar mit 11 Bändern für die Hauptkanäle, 7 Bändern für die weiteren Kanäle und je 5 für alle vier Subwoofer-Ausgänge. Man kann sich die Filter per mitgeliefertem Einmess-Mikrofon automatisch einmessen lassen. Der Computer versucht allerdings auf Teufel komm raus den Frequenzgang zu linearisieren, was nur selten gut klingt. Man kann das Ergebnis des Automaten aber ganz gut als Grundlage zur manuellen Nachbearbeitung nehmen. Zudem erlaubt das Menü auch ein reines Messen um das Ergebnis zu prüfen.
Um es klar zu sagen: Die hier von IOTAVX verwendete Einmess-Mimik hat mit den bekannt-ausgefuchsten Systemen von Audyssey, Dirac oder gar Trinnov Optimizer wenig zu tun. Denn die bewerten das Gemessene und versuchen beispielsweise nicht, akustisch bedingte Auslöschungen gnaden- und sinnlos zu kompensieren. Denn einerseits klingt eine solche Entzerrung oft disharmonisch und andererseits werden Endstufen und Lautsprecher unnütz belastet. Allerdings erlaubt die Zahl und Dosierung der Filter des AVX17 manuell eine sehr feinfühlige und weitreichende Korrektur. Quintessenz: Gut, aber nichts für Anfänger.
Pegel und Laufzeit lassen sich mit dem Mikro separat vom EQ automatisch einmessen. Hier ein Hinweis: Der Kalibrierpegel liegt bei gut 90 Dezibel! Das ist für kleine Lautsprecher oft schon die Grenze des Machbaren. Und auch im LowBeats Testkino verliefen die ersten Schritte nicht ganz reibungslos: Aus unerfindlichen Gründen kam das System mit den Focal Studiomonitoren nicht klar, stellte einfach alle Pegel auf Maximum und verabschiedete sich mit einer Fehlermeldung. In anderen Konstellationen funktionierte es dagegen klaglos. Kein Problem, die Entfernungsmessungen stimmten auf den Punkt, den Pegel justierte ich manuell.
Ebenfalls positiv ist zu bewerten, dass sich neben dem Korrektur-Ergebnis des Computers und Bypass auch noch drei manuelle Speicherbänke mit unterschiedlichen Equalizer Einstellungen speichern lassen. Apropos Speichern: Das gesamte Setup lässt sich im internen Speicher als Sicherheitskopie bunkern und wieder aufrufen. Das lädt zum Experimentieren ein. Wenn man sich verheddert oder das neue Ergebnis nicht besser klingt, kann man die zuvor gesicherten Einstellungen wieder laden.
Praxis und Klang
Wann immer es geht, versuche ich ein paar Tage meine Testgeräte im Alltag zu verwenden. Dabei finden sich oft noch Eigenarten, die beim sturen Check und Hörtest nicht auffallen. Fangen wir mal mit den Problemchen an und arbeiten uns zum Positiven hoch. Auch mit vergleichsweise sparsamer Ausstattung ist eine Surround-Vorstufe einige Zehnerpotenzen komplexer als jeder Stereo-Verstärker: Da gibt es immer zunächst ein paar Kinderkrankheiten, die sich aber in aller Regel per Firmware-Update einfangen lassen. So auch hier. Wie bereits erwähnt ist der USB-Eingang mit der Firmware des Testgeräts (Stand 02.2022) noch instabil. Doch wenn er läuft, klingt er sehr gut.
Bei Dolby Atmos kann es bei Signalabbruch für einen Sekundenabbruchteil zu einem lauten Rattergeräusch kommen. Hier greifen die Signalerkennung und die Stummschaltung nicht schnell genug. Bei einigen Atmos Soundtracks kam es auch zu einem sehr leisen regelmäßigen Klicken in den Surrounds. Im Direct-Modus fehlen bei Dolby TrueHD 5.1 die Surroundsignale, mit aktiviertem Upmixer sind sie aktiv. Das sollte sich eigentlich alles per Firmware in den Griff bekommen lassen. Zumal der deutsche Importeur Hifipilot direkt mit den Entwicklern kommuniziert.
Davon abgesehen verhielt sich der IOTAVX AVX17 im Alltag wirklich unauffällig, insbesondere auch beim HDMI-Signal. Hier kommen im LowBeats Testkino manch andere Geräte ins Straucheln, denn aktuell sind als Senke ein 4K-Projektor (JVC DLA-N7 mit madVR Envy Extreme) und ein älterer Full-HD-Fernseher angeschlossen. Die Signalumschaltung, die EDID-Verwaltung, Handshake – alles funktionierte, wie es sich gehört. Auch einige andere Voreinstellungen sind durchdacht und wirklich praktisch, etwa die Definierbarkeit des Soundmodus abhängig von der Signalart, oder ob der AVX17 nach dem Einschalten des Stroms in Standby oder Betrieb gehen soll. Auch clever: Man kann wählen, ob die Lautstärke in 0,5dB sehr fein, oder in 1dB Schritten etwas gröber eingestellt werden soll. Auch die Steuerung für und durch HDMI lässt sich sehr detailliert definieren.
Und wie klingt der IOTAVX nun? Immer mit dem überschaubaren Preis im Hinterkopf: sehr gut, tendenziell neutral und unaufdringlich. Ich persönlich finde das gut, denn das hält alle Optionen für geschmackliches Tuning per EQ offen. Ebenfalls gut fand ich das Timing und die damit verbundene, stabile Abbildung von Phantomschallquellen. Sie sorgt für ein schön geschlossenes, räumlich realistisches und lückenloses Klangbild. Wenn ich mir zum Vergleich die noch am ehesten mit dem AVX17 vergleichbaren Geräte aus dem Gedächtnis abrufe, so klingt im Vergleich die Yamaha CX-A5200 tendenziell etwas feiner und noch plastischer, die Marantz AV7706-Vorstufe musikalischer mit größerer Palette von Klangfarben. Die zwei kosten aber auch 700 beziehungsweise 900 Euro mehr, bieten mehr Komfort-Ausstattung, aber nicht die manuellen Tuningmöglichkeiten des IOATAVX mit seinen vier Subwoofer-Ausgängen und den parametrischen EQs. Und: Kombiniert man die jeweils passenden Endstufen dazu ist IOTAVX in Sachen Preis/Leistung derzeit unschlagbar.
Fazit: Puristischer AV-Prozessor für Fortgeschrittene
Zum Testzeitpunkt des jungen Produkts klemmte die Firmware noch an ein paar Stellen, vor allem beim USB-Audio, aber das sollte alles behoben werden können. Die automatische Einmessung konnte nur eingeschränkt überzeugen, dafür lässt sich der AVX17 manuell so detailliert mit Parametrischen EQs einmessen wie sonst nur sehr viel teurere Highend-Prozessoren. Und mit den Endstufen AVXP1 und PA3 hat IOTAVX die passenden und ebenfalls preiswerten Endstufen als perfekte Spielpartner im Sortiment.
Für deutlich unter 2.000 Euro bietet das auf das Wesentliche konzentrierte Konzept der IOTAVX AVX17 also genau das, was der Budget-orientierte Heimkinofan schon lange sucht. Eine im besten Sinne des Wortes neutral klingende Surround-Vorstufe mit gut funktionierendem HDMI, mit bis zu 9.1.4 oder 7.1.6 Kanälen, mit vier separat einzumessenden Subwoofer, mit Cinch- und XLR-Ausgängen – aber ohne Schnickschnack eben…
IOTAVX AVX17 | 2022/02 |
SEHR GUT |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Klingt angenehm neutral und räumlich |
| Clever konfigurier/voreinstellbar |
| frei einstellbare PEQs, vier Subwoofer |
| Autoeinmessung und USB-Audio eingeschränkt nutzbar (Firmware-Update angekündigt) |
Vertrieb:
HifiPilot GmbH
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
IOTAVX AVX17: 1.799 Euro
Die technischen Daten
IOTAVX AVX17 | |
---|---|
Technisches Konzept: | 17 Kanal 4K / HDR / Dolby Vision / Dolby Atmo & DTS:X AV-Processor |
Video Inputs: | 6x HDMI (2.0b, HDCP 2.2, 4K, HDR10, Dolby Vision) |
Video Outputs: | 2x HDMI (2.0b, HDCP 2.2, 4K, HDR10, Dolby Vision) |
Audio Inputs: | 3x RCA, 2x S/PDIF coaxial, 2x Toslink optisch, 1x Bluetoot, 1x USB |
Audio Outputs: | 17 x RCA, 17 x Balanced XLR, 2x Zone 2 |
Abmessungen (B xH x T: | 43,5 x 12,2 x 32,8 |
Gewicht: | 5,6 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Test Vollverstärker IOTAVX SA3 mit Endstufe IOTAVX PA3
Test: 7-Kanal-Power-Endstufe IOTAVX AVXP1 – Ein Schnäppchen?