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Yamaha R-N1000A Startbild
Der Yamaha Streaming-Receiver R-N1000A (1.599€) ist dank gelungener Einmessfunktion für schwierige akustische Raumverhältnisse ein echter Problemlöser (Foto: F. Borowski)

Test Yamaha R-N1000A Streaming-Receiver – Bester Klang auf jedem Hörplatz

Mit dem Yamaha R-N1000A ergänzt Yamaha sein Angebot an Streaming-Receivern um ein günstigeres Modell unterhalb des R-N2000A. Der Neuling kostet rund 1.600 Euro und ist der dritte Kandidat in unserer aktuellen Serie an Tests von Streaming-Receivern/Amps. Nach dem Nubert nuConnect ampXL und dem Technics SU-GX70 liegt es nun an Yamaha, seine Streamingkompetenz in der Verstärkerklasse bis 2.000 Euro unter Beweis zu stellen.

Startplatz Nummer drei in unserem kleinen Streaming-Receivern/Amp-Marathon kommt wiederum aus Fernost und von einem der Big Player mit großer Tradition. Yamaha gehört zum japanischen HiFi-Adel. Zwar macht das Unternehmen sein Geld hauptsächlich mit Musikinstrumenten, aber Yamahas HiFi-Historie listet einige bahnbrechende Technologien, wie zum Beispiel die erste Beryllium-Membrane in den Yamaha NS-1000M (1974) oder den allerersten Vorverstärker mit DSP-Raumklangprozessor (CX10000, 1986). Auch mit seiner praktischen Einmesstechnik namens Yamaha Parametric room Acoustic Optimizer (YPAO) hat sich das Unternehmen verdient gemacht. Allerdings wurde YPAO lange Zeit nur in Surround-Receivern und nicht in Stereo-Verstärkern eingesetzt. Das hat sich zum Glück geändert, denn warum sollten nicht auch zweikanalige Setups (ggf. mit Subwoofer) davon profitieren?

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Der R-N1000A ist in Schwarz oder Silber erhältlich (Foto: Yamaha)

Der Yamaha R-N1000A hat, wie sein größerer Bruder R-N2000A  (LowBeats-Test), genau diese Technik eingebaut. Sogar der nochmals etwas günstigere R-N800A profitiert davon. Dass wir uns hier für das mittlere Modell entschieden haben, liegt einerseits am Preis. Mit 1.599 Euro passt der R-N1000A gut in der Reihe der beiden kürzlich getesteten Modelle. Außerdem hat der 1000er seinem kleinen Bruder eine HDMI-ARC-Buchse für den TV-Anschluss voraus. Auch das war eine der Teilnahme-Voraussetzungen für diese Test-Trilogie. Yamaha nennt die Geräte übrigens Streaming-Receiver, weil noch ein DAB+/FM-Tuner eingebaut ist. Daher auch die Modellbezeichnung R für Receiver und N für Network.

Der Yamaha R-N1000A vorgestellt

Der R-N1000A ist nicht nur deutlich voluminöser als die vorherigen Kandidaten, sondern auch erheblich schwerer. Gut doppelt so schwer sogar. 12,3 Kilo müssen aus dem Karton gewuchtet werden. Zu verdanken hat er das hauptsächlich seinem enorm großen Schnittbandkerntrafo. Den sehen wir uns gleich noch an.

Mit 2 x 100 Watt an 8 Ohm leistet der Yamaha zwar mehr als der Technics, aber nicht so viel, wie man angesichts des Netzteilaufwands vermuten könnte. Und bei weitem nicht so viel, wie der Nubert. Das Verstärkerkonzept des Yamaha ist klassisches Class AB. Ein in Teilen symmetrischer Aufbau und hochwertige Komponenten wie der besagte Trafo, eigene Kondensatoren und ein Ein-Punkt-Erdungssystem sollen für feinsten Klang sorgen. Da es sich hier um einen Streaming-Amp handelt, hat der R-N1000A natürlich auch ziemlich viel Digitaltechnik an Bord, wie auf den Bildern unschwer zu erkennen. Eine der Hauptattraktionen dabei ist der bestens beleumundete ES9080Q 384 kHz/32-Bit Sabre-DAC.

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Rechtslastig: Der dicke Trafo macht den Hauptanteil beim Gewicht des Yamaha aus (Foto: F. Borowski)
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Es handelt sich um einen Schnittbandkerntrafo, statt wie in den teureren Modellen um einen Ringkern (Foto: F. Borowski)
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Liebe zum Detail: Der über die Kühlrippen geklebte Moosgummi-Streifen dämpft Resonanzen (Foto: F. Borowski)
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Das Digitalboard ist reichlich bestückt. Falls Sie den DAC suchen: das ist der kleine Chip zwischen den beiden schwarzen Kondensatoren im unteren Drittel (Foto: F. Borowski)
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Die Platinen der Steuerelemente an der Front (Foto: F. Borowski)
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Die dunklen Platinen sind der weitgehend symmetrisch aufgebaute analoge Part (Foto: F. Borowski)
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Das Design ist ein absolut kaufentscheidender Faktor. Da die Geschmäcker nun mal verschieden sind, kann man es nicht jedem recht machen. Yamaha hat sich bei seinen Stereo-Komponenten für ein klassisches, mit vielen Knöpfen geprägtes Erscheinungsbild mit hohem Wiedererkennungswert entschieden. Große, griffige Drehregler und -Knebel dominieren die Front des R-N1000A. Am unteren Rand, der sich bei der silbernen Version kontrastreich von der restlichen Frontplatte abhebt, ist neben einem dezenten OLED-Display auch die Buchse für das zugehörige YPAO-Mikrofon integriert, sowie der IR-Sensor für die Fernbedienung.

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Stilecht: Die Front mit Knöpfen und Reglern ist unverkennbar Yamaha-Style (Foto: F. Borowski)

Meine natürlich rein subjektive Meinung: ich bin bei dieser Front hin und her gerissen. Einerseits liebe ich haptische Elemente und ich finde den Yamaha auch optisch viel spannender als die deutlich zurückhaltender gestalteten Gegner. Fehlen nur noch ein paar satt klackende Kipphebel zum verspielten Tester-Glück. Andererseits frage ich mich: wie oft brauche ich Bass-, Höhen-, Balance- und Loudness-Regler? Wann habe ich die überhaupt je gebraucht? Zumal der Yamaha mit der YPAO-Einmessung automatisch für ein ausgewogenes Klangbild sorgt und dabei sogar die Balance und „Loudness“ ausgleicht. So verkommen die manuellen Knebelregler zu reinen Designelementen. Erst recht, wenn man den Schalter „PURE DIRECT“ an der Front drückt, womit sämtliche Klangregelungen und auch die DSP-Einmessung umgangen werden.

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Diverse Anzeigen des OLED-Displays (Fotos/Animation: F. Borowski)

Mechanisch sind die Frontelemente sehr ordentlich, wenn auch nicht ganz auf dem massiven Niveau wie bei den größeren Yamahas oder auch beim Technics. Die Knebel-Regler haben eine fein rastende Mitten- bzw. Null-Stellung. Rastet die ein, werden die Regler aus dem Signalweg geschaltet. Daher gibt es bei Bass und Treble auch eine kleine Tonunterbrechung, wenn man die aus der Null-Stellung heraus bewegt.

Die drei runden Drehknöpfe haben die von anderen Yamaha-Verstärkern bekannte leicht konische Form, was sie wohltuend von anderen Reglern abhebt und ihnen ein etwas anderes Griffgefühl verleiht. Allerdings ist der Select-Regler etwas wackelig und der Lautstärkeregler fühlt sich sehr leicht und dünnwandig an. Beim Drehwiderstand des Pegelreglers hat Yamaha meines Erachtens aber einen tollen Kompromiss aus sanftem Lauf, Leichtgängigkeit und angemessener Dämpfung gefunden. Very smooth!

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Der Select-Button an der Front bietet praktische Steuerung verschiedener Funktionen, fühlt sich aber etwas labil an (Foto: F. Borowski)
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Die Knebel-Regler verlieren durch YPAO eigentlich ihre Daseinsberechtigung (Foto: F. Borowski)
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An die mechanisch/haptische Qualität des größeren, allerdings auch mehr als doppelt so teuren und fast doppelt so schweren R-N2000A kommt der 1000er nicht heran. Irgendwoher muss der Preisunterschied ja kommen.

Alle Regler sind übrigens rein elektronisch angebunden und nicht etwa über verschleiß- und alterungsanfällige Potis. Der Lautstärkeregler ist nichtlinear ausgelegt. Je schneller man dreht, desto flotter ändert sich die Lautstärke. Ein besonders beherzter Dreh und die Lautstärke ist bei null. Andersherum kann der Pegel aber auch mit weniger als einer 180°-Drehung auf Maximum katapultiert werden. Die Übersetzung hat Yamaha für meinen Geschmack aber sehr gut getroffen. Das gilt auch für die Regelung über die Fernbedienung.

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Die mitgelieferte Fernbedienung könnte etwas besser lesbare Beschriftungen haben (Foto: F. Borowski)

Da wir gerade davon sprechen: Die zugehörige Remote hat vergleichsweise viele Tasten und ermöglicht die Steuerung fast aller Funktionen. Aber die Beschriftungen sind sehr klein und nicht so gut erkennbar, wie bei der Technics-Fernbedienung. 

Der große, etwas blechern wirkende Deckel verfügt an der Oberseite über großflächig angelegte Lüftungsschlitze. Es findet sich dort sogar ein Aufkleber, der vor einer heißen Oberfläche warnt. Allerdings ist es mir im Test beim besten Willen nicht gelungen, den Amp so auszureizen, dass der Deckel auch nur handwarm wurde. Auch der Yamaha hat seitlich am Gehäuse sichtbare Schrauben, wie der Technics.

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Vorsicht, wird (nicht wirklich) heiß. Warnaufkleber an der Oberseite (Foto: F. Borowski)

An der Unterseite, deren Bodenplatte doppelt ausgelegt ist, hat Yamaha vier Gerätefüße montiert, die angeblich dank ihrer speziellen rippenartigen Konstruktion besonders gute Anti-Resonanzeigenschaften haben. Das kann ich nicht überprüfen, aber beim Material handelt sich um ziemlich simple Spritzguss-Teile. – Muss ja nicht schlecht sein! Das ganze Konzept ist auch hier, wie bei den teureren Modellen, auf „mechanische Erdung“ ausgelegt. Alle Baugruppen und das Gehäuse selbst sind resonanztechnisch aufeinander abgestimmt.

Die Rückwand des Gehäuses beherbergt fein säuberlich angeordnet analoge und digitale Eingänge samt Netzwerk, Antennenanschluss für DAB+/FM, die WLAN/BT-Antenne, HDMI und nicht zu vergessen einen Anschluss für Phono MM. Zusätzlich sind zwei Service-Buchsen und zwei Sets Lautsprecherterminals vorhanden. Yamaha bietet also die Möglichkeit, zwei paar Lautsprecher anzuschließen und wahlweise als Paar A, B oder A+B zu betreiben. Besondere Erwähnung verdienen auch die separaten Pre- und Sub-OUT-Buchsen des Yamaha. Auch einen Trigger-Port hat der Yamaha den Gegnern von Nubert und Technics voraus.

Ebenfalls integriert ist ein USB-Audio-Anschluss für asynchrone Übertragung vom Mac/PC. Dieser unterstützt DSD nativ mit 11,2 MHz und PCM bis 384 kHz/32-Bit. Das geht natürlich auch über Netzwerk Streaming.

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Alles dran: Es lassen sich zwei Paar Lautsprecher anschließen. Auch HDMI ARC hat der R-N1000A (Foto: F. Borowski)

Der Stromanschluss erfolgt über eine C18-Kaltgerätebuchse ohne Schutzkontakt, was an dem Ein-Punkt-Erdungssystem mit schutzisoliertem Gehäuse liegt. Ein passendes Netzkabel liegt natürlich bei, aber vorhandene Kaltgerätekabel mit Schutzkontakt (C13) können ebenso verwendet werden.

Der Yamaha R-N1000N in der Praxis

Einmal an seinen Einsatzort verfrachtet und verkabelt fehlt noch der – inzwischen obligatorische – Download der zugehörigen App, die hier Yamaha MusicCast heißt. Wie bei Technics ist auch die Yamaha-App für die Steuerung zahlreicher anderer Komponenten des Herstellers ausgelegt, einschließlich der Surround-Modelle. Die Verbindung und Einrichtung erfolgt ebenfalls auf ähnlichem Wege: Einfach das eigene Gerät aus der Liste auswählen und dann den Anweisungen des Einrichtungsassistenten folgen. Hier ein paar Screenshots der Prozedur:

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Der Einrichtungsprozess beginnt mit der Auswahl des richtigen Geräts (Screenshot: F. Borowski)
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Einschalten (Screenshot: F. Borowski)
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Verbinden (Screenshot: F. Borowski)
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Geräte- oder Raumnamen eingeben (Screenshot: F. Borowski)
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Foto hinzufügen (kann auch später gemacht werden) (Screenshot: F. Borowski)
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Nutzungsdaten teilen oder nicht (Screenshot: F. Borowski)
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Streamingdienst(e) konfigurieren (Screenshot: F. Borowski)
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Nicht benötigte Quellen können deaktiviert, aktive Quellen sortiert werden (Screenshot: F. Borowski)
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Fertig! (Screenshot: F. Borowski)
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Auch sonst finden sich in der Yamaha-App ähnlich umfangreiche Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten, wie beim Technics. Zu den integrierten Streamingdiensten gehören: qobuz (HighRes), Amazon Music (HighRes), Tidal Connect, Spotify Connect, deezer, napster und natürlich Internetradio. Über die App kann auch der YPAO-Einmessvorgang gestartet werden. Ein wesentlicher Unterschied zum Technics und zum Nubert liegt in dem mitgelieferten Messmikrofon, welches über ein langes Kabel mit der entsprechenden Klinkenbuchse an der Front verbunden wird. Ein Vorteil der Yamaha-Lösung: Android-Nutzer (oder Nutzer ganz ohne Smart-Device) bleiben nicht außen vor.

Hier noch ein paar weitere Screenshots aus der App:

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Multiroom: Übersicht bei Nutzung mehrerer Geräte/Räume (Screenshot: F. Borowski)
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Enstellungen (Screenshot: F. Borowski)
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App-Einstellungen (Screenshot: F. Borowski)
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Routinen konfigurieren (Screenshot: F. Borowski)
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Lautsprecher-Settings (oberer Teil) (Screenshot: F. Borowski)
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Lautsprecher-Settings (weitere Einstellungen) (Screenshot: F. Borowski)
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Die Steuerung über die Elemente an der Gerätefront ist sehr komfortabel gelöst. Praktisch ist der als Dreh-Drück-Steller ausgelegte SELECT-Knopf. Je nach Eingang hat der zwar manchmal gar keine Funktion (etwa bei USB-Wiedergabe), aber beispielsweise bei Internet-Radio kann darüber komfortabel zwischen Radio, Podcasts und verschiedenen Senderlisten navigiert werden.

Auch wenn der Yamaha kein Class-D-Verstärker ist und kein Schaltnetzteil hat, gibt er sich beim Stromverbrauch vorbildlich sparsam. In aller Regel wird man ihn nicht über den Schalter an der Front deaktivieren, sondern mit der Fernbedienung oder über App. Dann befindet sich das Gerät im Netzwerk-Standby und verbraucht lediglich um 1,5 W mit LAN-Verbindung (etwas mehr bei aktiviertem Bluetooth und WLAN). Im Betrieb (Leerlauf) sind es rund 23 W. Die Gegner mit Class-D oder volldigitaler Schaltung haben hier also keinen Effizienz-Vorteil.

YPAO-Einmessung

Die Einmessfunktion YPAO ist eins der Highlights von Yamaha. In den AVR-Komponenten des Herstellers kommt das System schon lange zum Einsatz. Allerdings nutzt Yamaha für die Stereo-HiFi-Komponenten nicht exakt dieselbe Methode wie für Heimkinosysteme.

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Das mitgelieferte YPAO-Mikrofon mit langem Anschlusskabel (Foto: F. Borowski)

Bei Einmessung von Multikanal-Heimkino-Systemen kümmert sich YPAO primär darum, den Klangcharakter unterschiedlicher Lautsprechertypen und -größen (und Marken) auszugleichen, um ein tonal stimmiges Erlebnis zu erzeugen. Die HiFi-Version von YPAO ist eher darauf ausgelegt, ein Stereo-Paar (das in aller Regel aus identischen, tonal zusammenpassenden Lautsprechern besteht) für die Aufstellung zu optimieren, um eine perfekte Stereo-Mitte zu erzeugen. Etwa, wenn die Lautsprecher nicht im idealen Stereo-Dreieck aufgestellt werden können, die Wandabstände unterschiedlich sind und andere räumliche Eigenschaften wie eine Aufstellung über Eck zu berücksichtigen sind.

Das lässt eine andere Herangehensweise bei der Korrektur zu. So ist bei HiFi-YPAO beispielsweise kein Downmixing wie bei AVR-YPAO nötig und es benötigt keinen EQ-Gain. Die Optimierung kann allein durch EQ-Absenkung erfolgen, was immer besser als eine Pegelanhebung ist. Es gibt keine Zielkurve. Es werden lediglich beide Lautsprecher auf die gleiche EQ-Kurve justiert. Um Ihnen noch längere technische Erläuterung zu ersparen: HiFi-YPAO hat einen um 4dB besseren Dynamikumfang als AVR-YPAO.

Erwähnenswert ist auch noch, dass sämtliches YPAO-Processing im Yamaha mit 64 Bit Genauigkeit erfolgt. Viele andere Einmess-Systeme arbeiten nur mit 32 Bit. Durch die höhere Genauigkeit müssen echte Hi-Res-Files nicht oder weniger stark downgesampelt werden.

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Die von YPAO ermittelten Abstände und angewendeten Pegelkorrekturen. Die per EQ ermittelte Korrekturkurve wird leider nicht angezeigt. EQ und YPAO-Volume lassen sich separat abschalten. Näheres im Text (Screenshot: F. Borowski)

Und YPAO hat noch weitere bemerkenswerte Eigenschaften:

    • Bei Verwendung von zwei Lautsprecherpaaren über die Terminals A und B können diese separat eingemessen werden. (Bei A+B laufen beide Paare ohne Korrektur.)
    • Es gibt ein Bassmanagement. Bei Verwendung eines Sub wird dieser automatisch mit korrigiert und außer im Pegel auch in der Übergangsfrequenz und Laufzeit optimiert. In der App können die Parameter auch angepasst und beispielsweise der Hochpass für die Hauptlautsprecher verändert werden.
    • Es gibt ein Feature namens YPAO Volume. Das ist im Prinzip wie eine Loudness-Schaltung, die aber nicht nur dynamisch wirkt, sondern eine echte, gehörrichtige Lautstärkekorrektur bewirkt und durch Absenkung der Mitten anstatt Anhebung der Tiefen/Höhen arbeitet.
    • YPAO kann natürlich für einen Vorher/Nachher-Vergleich an- und abgeschaltet werden. Die vom System ermittelten EQ-Kurven können auch separat abgeschaltet werden, wobei die YPAO-Laufzeitkorrekturen aktiv bleiben. Das ist für diejenigen interessant, die einen puristischeren Ansatz ohne Frequenzgang-Verbiegungen vorziehen.

Kurzum: YPAO für HiFi ist im Vergleich zu den meisten anderen in Verstärkern integrierten Einmessfunktionen deutlich komplexer und vor allem auch für Laien nutzbar. Einfach das Messmikrofon anstecken, am Hörplatz auf Ohrhöhe positionieren und den Vorgang durch einen Druck auf den Select-Button starten. Nach ein, zwei Minuten ist alles „im Kasten“ und der Benutzer muss in der Regel nichts nachjustieren. – Vielleicht noch ein bisschen am Subwoofer, falls angeschlossen.

Wie gut das funktioniert, habe ich nach einem Tipp von Yamaha-Produktspezialist Andreas Rieckhoff in meiner Testumgebung am Desktop, also im Nahfeld ausprobiert. Meine Speaker stehen in Bezug auf die Abstände zum Hörplatz fast symmetrisch. Hinter den Boxen sind die Wandverhältnisse minimal anders. Hinter dem linken Speaker ist der Abstand durch eine Fensternische etwas größer als beim rechten Lautsprecher. Dadurch, und durch einen kleinen Unterschied bei den Abständen, habe ich immer einen leichten Tonversatz nach links, was ich auf manuellem Wege durch den Balance-Regler ausgleichen könnte. YPAO aber erkennt diese Abweichung und erzeugt ganz automatisch eine exakte Mitte, da wo sie sein sollte. Und zwar nicht wie bei einem normalen Balance-Regler durch Veränderung des Pegels, sondern durch Laufzeitanpassungen.

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YPAO-Einmessung: Hier in Ohrhöhe auf meinem Bürostuhl am Desktop platziert (Foto: F. Borowski)

Um das auf die Spitze zu treiben, habe ich noch eine weitere Messung vorgenommen, bei der der Hörplatz stark nach rechts versetzt sein sollte. Also fast vor dem rechten Lautsprecher. Dort habe ich das YPAO-Mikrofon positioniert und noch mal eingemessen. Mit dem Ergebnis, dass die akustische Mitte trotzdem im Bereich des Monitors zwischen den Lautsprechern liegt. Das funktioniert beeindruckend gut.

Natürlich gibt es Grenzen für solche Extremaufstellungen. Rückt der Hörer wie in diesem Beispiel sehr weit nach rechts, verkleinert sich die virtuelle Bühne, weil der Winkel vom Hörplatz zur Lautsprecherbasis spitzer wird. YPAO kann das nicht ausgleichen und besonders ungünstige Aufstellungen nicht perfekt wie in einem optimalen Stereo-Dreieck reproduzieren. Für Nutzer mit ungünstigen räumlichen Verhältnissen, die keine ganz optimale Lautsprecheraufstellung zulassen, ist YPAO aber eine der besten Möglichkeiten überhaupt, um auf einfachste Weise zu erfreulichen Ergebnissen zu kommen.

Erwähnen möchte ich noch die Einmessung eines Subwoofers, die YPAO mit vornimmt, wenn ein Sub angeschlossen und der entsprechende Schalter in der App aktiviert ist. In meinem Fall ist das der hier getestete Nubert XW-800 slim, der im Fußraum unter meinem Tisch steht. 

Akustisch klappte die Einmessung und Ankopplung des Subs zu den Satelliten recht gut. Irritiert war ich nur über die in der App angezeigte, vom System ermittelte Distanz. Während die auf dem Desktop stehenden Speaker mit 90 bzw. 85 cm ziemlich exakt erfasst wurden, sollte der Sub angeblich in einer Entfernung von 3,5 Metern sein, obwohl direkt zu meinen Füßen stehend. Des Rätsels Lösung liegt wohl, wie mir Yamaha-Mann Rieckhoff erklärte, in der Latenz, die manche Subwoofer mit ihrer Elektronik (oder mit der am Sub eingestellten Phase) haben. Die ermittelten 3,5 Meter sind demnach nicht die tatsächliche Distanz, sondern die Einstellung des Systems, um die Laufzeitunterschiede auszugleichen. Klanglich kommt das ja auch hin. Es ist nur etwas irritierend, eine solche Angabe in der App zu lesen. Da könnte man versucht sein, den Schieberegler einfach auf die tatsächliche Distanz einzustellen, was dann aber womöglich kein so stimmiges Erlebnis mehr ist.

Der Yamaha R-N1000A im Hörtest

Egal ob „Pure Direct“ oder mit DSP-Hilfen: der Yamaha R-N1000A überzeugt stets mit seiner Yamaha-typischen feinseidigen Art, die LowBeats Chefredakteur Holger Biermann auch schon dem größeren R-N2000A attestierte. Offenbar eine Art Familientugend. Ich komme aber nicht umhin, den 1000er vor allem für seine Qualitäten im YPAO-eingemessenen Zustand zu loben.

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Auf dem Prüfstand, hier am Desktop mit den Wilson Audio TuneTot (Foto: F. Borowski)

Insbesondere in Situationen, die akustisch nicht ganz optimal sind, entpuppt sich der Yamaha als echter Problemlöser. Ob wie bei mir in einer (stets schwierigen) Nahfeld-Desktop-Umgebung oder in verwinkelten Wohnräumen mit suboptimalen Aufstellungsmöglichkeiten holt YPAO das Beste aus der Situation heraus. Ein ausgewogener Frequenzgang von den tiefsten Tiefen bis an die obere Hörgrenze ist dabei nur eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass das Timing und die musikalische Geschlossenheit mit der YPAO-Einmessung erhalten bleibt. Einfachere Raumentzerrungen haben da oft viel größere Schwierigkeiten und sind manchmal sogar Verschlimmbesserungen, weil sie die Musik kalt und leblos machen. Nicht so im Yamaha.

Im Grundcharakter, also ganz ohne aktivierte DSP-Helferlein, kann sich der Yamaha gegenüber dem Nubert mit einer noch geschlosseneren, stimmigeren Darbietung behaupten. Alles wirkt einen Hauch sauberer und dreidimensionaler auf der Bühne platziert. Mit seinen Kraftreserven aber zog der Nubert dem Japaner in (Pegel-) kritischen Situationen häufig davon.

Noch schwieriger gestaltet sich der Vergleich zum Technics, der das Spiel mit der räumlichen Ordnung und Ortung eine Spur besser beherrscht. Der Yamaha hingegen zeichnet etwas weiträumiger und hat auch etwas mehr dynamische Reserven. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem am Ende der persönliche Geschmack und die Hörgewohnheiten entscheiden, am Ende aber häufig wohl der Yamaha die Nase vorn hat…

Fazit: Der Problemlöser

Der Yamaha R-N1000A überzeugte im Test auf allen Ebenen. Wenn das Design gefällt und der Preis passt, muss dieser Receiver ganz weit oben auf Ihre Kandidatenliste.

Mit seiner für HiFi optimierten Einmessfunktion YPAO ist Yamaha vielen Konkurrenten um einige Schritte voraus. Das System erweist sich in der Praxis als super einfach anzuwenden, sodass es keine Ausreden gibt, es nicht zu nutzen. Allerdings macht YPAO die schicken Klangregler an der Front völlig verzichtbar. Sie erfüllen damit nur noch einen ästhetischen Zweck.

Auch im Praxis-Kapitel gibt sich der R-N1000A keine Blöße. Seine Einrichtung und Bedienung ist kinderleicht, alle Funktionen sind direkt und zügig verfügbar, er unterstützt fast alle wichtigen Streaming-Musikdienste und auch die zugehörige App macht einen ausgereiften Eindruck. Roon Ready ist er ebenso wenig, wie seine kürzlich getesteten Gegner. Aber dafür ist er auch nicht die Zielgruppe. Trotzdem wäre es schön, wenn sich diese Lücke noch mal schließt.

Nachtrag: Testfazit drei Streaming-Amps um 1.500 Euro: Nubert vs. Technics vs. Yamaha

Yanaha R-N1000A
2023/10
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.

 

feiner, ausgewogener Klang
gelungenes Bedienkonzept
effiziente Einmessfunktion YPAO
Pre- und Sub-Out

Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstraße 22-34
25462 Rellingen
Yamaha-Homepage

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha R-N1000A: 1.599 Euro

Technische Daten

YAMAHA R-N1000A
Konzept:Streaming-Receiver, Class-AB
Leistung:2 x 100 W an 8 Ohm
Streaming:qobuz, Amazon Music, Tidal Connect, Spotify Connect, deezer, napster Internetradio
Besonderheiten: YPAO-HiFi Raumeinmessung
Abmessungen (B x T x H):43,5 x 39,5 x 15,1
Gewicht:12,3 Kilo
Alle technischen Daten
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Im Beitrag erwähnt:

Test Nubert nuConnect ampXL – Starker Streaming-Amp für Preisbewusste
Test Technics SU-GX70: klangstarkes Streaming-Talent mit HDMI-Trick
Vergleichstest Flach-Subwoofer: Canton, Heco, Nubert

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.