Als ich den Yamaha R-N2000A auf der HIGH END 2022 das erste Mal sah, war es sofort um mich geschehen: ein Yamaha-Vollverstärker, klassisch im Aufbau, der aber Streaming beherrscht und zudem mit Bass-Management plus Raum-EQ ausgestattet ist. Da sind doch fast alle HiFi-Wünsche auf einen Schlag befriedigt, oder? Ganz genau. Und zwar im vollen Umfang.
Zwischen Mai 2022 und Februar 2023 liegt für HiFi eine ziemlich lange Zeit und der geneigte LowBeats Leser wird sich womöglich fragen, warum der Test erst jetzt erscheint und nicht schon im Sommer oder Herbst vorigen Jahres. Die Frage ist einfach beantwortet: Der Yamaha ist erst jetzt vollumfänglich lieferfähig. Und deshalb macht auch erst jetzt ein Testbericht bei LowBeats (und bei allen anderen HiFi-Magazinen) Sinn.
Die Verzögerung tat der Freude aber keinen Abbruch. Im Gegenteil. Über die lange Zeit betrachtet wurden mir einzelne Punkte, die ich anfangs nicht verstand, erklärbar. Denn Yamaha versucht hier nichts Geringeres als die Verschmelzung zweier Welten: die des klassischen Hochwert-HiFi mit den Errungenschaften moderner Wohnzimmertauglichkeit. Und dieser Spagat ist den Japanern auf höchst überzeugende Art gelungen.
Die Besonderheiten des Yamaha R-N2000A
Zunächst einmal ist der R-N-2000A erkennbar ein klassischer Yamaha-Amp. Die Japaner haben es ja wie nur wenige andere Traditionshersteller geschafft, das charakteristische Design der 1970er und 1980er Jahre in die Neuzeit zu retten. Und es ist keineswegs nur das Design mit den bekannten (länglichen) Drehreglern und den üblichen Yamaha VU-Metern, sondern auch die Vielzahl von Relais, die mit ihrem herrlich feinen Klicken ihre Aktivität bezeugen…
Bleiben wir zunächst einmal bei der Verstärker-Sektion des R-N-2000A. Wie LowBeats Leser vielleicht wissen, haben wir einen guten Kontakt zu den Yamaha-Entwicklern. Die Japaner schätzen unser Feedback, aber auch die akustischen Qualitäten unseres großen Hörraums. Und so kommt es, dass ein bisschen LowBeats auch in den finalen Europa-Abstimmungen der großen 5000er Vor-/Endstufen-Kombination als auch bei den drei großen Verstärkern A-S3200, A-S2200 und A-S1200 zu finden ist. Mein heimlicher Favorit der drei ist übrigens der 2200er, der aus meinen Augen das beste Verhältnis von Klang zu Preis bietet.
Und damit sind wir wieder beim Yamaha R-N-2000A. Vom Aufbau und vom Netzteil her ist er eine Mischung aus A-S2200 und A-S1200. Natürlich gibt es auch hier den blitzsauberen, symmetrischen Aufbau mit den Röhrensound-ähnlichen MosFETs. Auch hier finden wir die Masseführung mit extra-dicken Kontakten. Einzig der Trafo des Streaming-Amps ist einen Hauch schwächer als der des A-S1200 (625 VA zu 603 VA), was an den 8-Ohm-Lastwiderständen zu 5 Watt weniger Leistungsausbeute führt. Aber dieser Leistungsunterschied – das kann ich Ihnen fest versichern – ist beim besten Willen nicht zu hören. Unterm Strich ist der R-N2000A ein richtig toller Verstärker mit einem amtlichen Lebendgewicht von über 21 Kilo. So soll es sein.
Aber das ist ja nur der traditionelle Teil des Konzepts. Dass der R-N2000A ein hochmodernes Gerät ist, zeigt der unten angesetzte Teil mit dem eleganten, weil kaum sichtbaren OLED-Display. Allein dass Yamaha hier ein OLED-Display mit perfekten Schwarzwerten eingebaut hat, ist ein stilvoller Zug und sorgt dafür, dass es als Display fast gar nicht zu erkennen ist. Es ist zwar nur eine nette Spielerei, aber echt nett, wie blitzschnell die Anzeige wechselt – wenn man den Eingang entsprechend schnell umschaltet.
Und Eingänge/Zuspieler hat der R-N2000A ausreichend. Es ist ja nicht nur die große, weite Welt der Streaming-Dienste und der Internet-Radiostationen, die er dem Zuhörer eröffnet: Zusätzlich gibt es auch noch drei klassische Digital-Eingänge, einen HDMI (ARC) -Eingang, der das Signal vom TV einspielt sowie einen USB-B-Zugang für Computer-HiFi. Hinzu kommt sein DAB-/FM-Tuner, der den R-N2000A zu einem echten Receiver macht. Aber die Begriffs-Diskussion ersparen wir uns an dieser Stelle…
Ebenfalls nicht von schlechten Eltern ist der MM-Phonozweig. Den hat der Streaming-Amp vom A-S-1200 geerbt und macht alle externen Phonostufen unterhalb bis 400 Euro überflüssig, sofern kein Spezial-MM-Tonabnehmer angeschlossen ist, der eine aufwändige Anpassung erfordert. Ich hatte versuchsweise einen Rega Planar 6 mit Ortofon 2M Bronze angeschlossen und war echt verblüfft: Das klingt so offen, so präzise, so druckvoll. Da fehlt einem nichts…
Der R-N2000A ist in vielerlei Hinsicht ein Technologieträger bei Yamaha. Zum Beispiel arbeitet er mit der neuestes Generation MusicCast – zu erkennen an der Fähigkeit, AirPlay 2 zu spielen. Und er hat das größte Wandler-Gedeck aller derzeitigen Yamaha Audio-Komponenten an Bord:
An dieser Stelle greife ich dem Hörtest kurz vor: Zwei unserer Referenz-Geräte, der Streamer Cambridge Audio CXN V2 und der CD/SACD-Player Denon DCD A110, haben sowohl digitale wie auch analoge Ausgänge. Man kann beide also mit oder ohne eingebauten DAC hören. Bei beiden Quellen fand ich die Variante, bei der die Wandlung im Yamaha geschah, klanglich überlegen…
Praxis
Was den R-N2000A ebenfalls auszeichnet: Er hat eine Raumentzerrung eingebaut. Die klassische Yamaha-Variante dieses sinnvollen Werkzeugs heißt YPAO und hat sich schon in den Receivern massenhaft bewährt. Im akustisch relevanten Bereich zwischen 15,6 – 20.000 Hertz stehen eine Vielzahl parametrischer Equalizer bereit, mit denen der DSP die (zwangsweise im Wohnraum entstehenden) Einbrüche und Überhöhungen linearisiert und intelligenterweise auch die klangschädlichen “frühen” Wandreflektionen mit einberechnet. Man steckt einfach das mitgelieferte Mikro in den Stecker auf der Front des R-N2000A, stellt das Mikro auf den Hörplatz und startet das Programm. Nach 30 – 40 Sekunden ist es fertig. Sollte ein Subwoofer Teil des Lautsprecher-Systems sein, dauert es einige Sekunden länger.
Das YPAO des R-N2000A funktioniert allerdings nur automatisch, eine nachträgliche manuelle Verfeinerung ist nicht möglich. Natürlich gibt es auch hier noch feinere Systeme – ja auch in den Yamaha AV-Receivern. Aber für den klassische Hausgebrauch ist das automatische YPAO mehr als ausreichend. Andreas Riekhoff von Yamaha jedenfalls ließ zwischen den Zeilen durchblicken, dass wohl weit mehr als 90 % der Nutzer die weitreichenden Einstellmöglichkeiten kaum oder gar nicht nutzen. Im Gegenteil: Sind die Möglichkeiten zu groß und überfordern die User, entstehen Unsicherheiten und das hochkomplexe Programm bleibt völlig ungenutzt. Das ist auch nicht Sinn der Sache.
Vor dem simplifizierten (automatisierten) YPAO des R-N2000A muss niemand Bange haben. Und wenn man das Mikro auch nur einigermaßen sinnvoll aufstellt, kommt immer ein Ergebnis heraus, das besser ist als die Variante ohne Raumentzerrung. Weil es so schnell geht, habe ich im kleinen LowBeats Hörraum verschiedene Lautsprecher eingemessen und das Ergebnis war tatsächlich immer besser als “ohne”: Die Bässe kamen stets knackiger, schneller, durchhörbarer, scheinbar tiefer – einfach besser. Auch der Mittelhochtonbereich wird ja per YPAO linearisiert. Aber nur dezent: Der Charakter des Lautsprechers bleibt auch nach Entzerrung immer erkennbar. Früher waren die automatischen Einmessungen durchaus mit Vorsicht zu genießen. Dieses System von Yamaha aber ist ein klarer Schritt nach vorn.
Und die Einmessung ist auch ein klarer Benefit für all jene Musikfreunde, die nicht im optimalen Sweetspot des Stereo-Dreiecks sitzen können – einfach, weil die Einrichtung des Wohnzimmers es nicht erlaubt. Sitzt man beispielsweise direkt vor einem Lautsprecher und der zweite ist weiter weg, misst sich das System auf diese Hörsituation ein und erzeugt trotzdem ein beeindruckendes Stereo-Panorama mit einer klaren “Mitte” zwischen den Speakern. Echt nicht schlecht…
Das YPAO des Streaming-Amps erlaubt Presets für zwei Lautsprechersysteme in verschiedenen Hörsituationen. Ein Angebot, das ich im Hörraum mit verschiedenen Speakern gern genutzt habe. Doch im Hörtest mit den anderen Vergleichs-Verstärkern blieb das YPAO zunächst außenvor…
Hörtest
Gehört haben wir überwiegend mit den Dynaudio Heritage Special, die fantastisch mit den Yamaha-Amps harmonieren. Aber auch mit den kürzlich getesteten Progressive Audio Extreme I und der Mission 770 hatten wir total viel Freude beim Hören. Ich will an dieser Stelle nicht verhehlen, dass wir seit geraumer Zeit den Strom-Conditioner ST-3000 von Audes in der Referenz-Anlage haben. Seitdem sind Nuancen in den Unterschieden noch um einiges besser zu hören.
Doch beim Vergleich zwischen dem (in Ehren ergrauten) Yamaha A-S 1100 und dem R-N2000A war das Achten auf Nuancen nicht notwendig – zu offensichtlich sind die Unterschiede. Schon im Doppeltest A-S 1200 und A-S 2200 traten die neuen Yamaha Amps gegen den 1100er an und konnten mit deutlich mehr Natürlichkeit und Feinsinn punkten.
Das gelang auch dem R-N2000A. Er ist durch seine feinseidige Art immer noch eindeutig als Yamaha-Amp und Botschafter klassischen Japan-High Ends zu erkennen. Aber er hat den leicht vordergründig “hellen” Charakter des A-S 1100 hinter sich gelassen. Das gesamte Klangbild wirkt feiner, dezenter, irgendwie entspannter und schöner. Von dieser größeren “Entspanntheit” profitieren vor allem akustische Instrumente und Stimmen, die ich mit dem R-N2000A viel lieber gehört habe als mit dem A-S1100. Der wiederum schien bei derber Rockmusik noch ein bisschen mehr Drive zu haben.
Man könnte diese Unterschiede noch unter “Geschmack” verorten – auch, wenn ich die kultiviertere Spielart des R-N2000A eindeutig bevorzuge. Völlig jenseits von Geschmack ist jedoch der Fortschritt durch die Einmessung. Sobald das YPAO aktiv ist, scheint sich das Klangbild förmlich zu straffen. Durch die Deckelung der nervigsten Dröhnfrequenzen im Raum ist – natürlich – weniger Bassenergie im Raum. Dafür aber kommen die Bässe sehniger, schneller und sogar tiefer. Beim von uns so gern zum Hörtest herangezogenen Yello Album wurde erst mit YPAO deutlich, wieviel unterschiedliche Information auch im Tiefbass noch steckt und dass die wabernden Basslinien sehr wohl unterschiedliche Kolorationen haben…
In weiteren Hörtests versuchten wir, die Qualität der Digitalsektion einzuordenen – vor allem natürlich die des Streamer-Clients. Unser Vergleichsgerät, der Cambridge Audio CXN V2 ist über jeden Zweifel erhaben und jeder, der sich auf der Suche nach einem hochklassig-natürlich klingenden Single-Streamer befindet, ist klug beraten, sich den Cambridge mal anzuhören. Für knapp über 1.200 Euro kenne ich nichts Besseres.
Doch gerade bei digitaler Zuspielung vom CXN V2 zum Yamaha waren die Unterschiede marginal. Der Cambridge wirkte manchmal einen Hauch satter. Aber es war schnell zu hören, dass sich diese beiden Streamer-Clients auf Augenhöhe begegnen. Und über die Qualitäten des eingebauten DAC habe ich weiter oben schon berichtet: Sie liegen fraglos so hoch, dass man hier getrost jede Digitalquelle anschließen darf.
Und sollten Sie mal nachts TV schauen und den Fernseher mit dem Yamaha verbunden haben, greift ein weiteres Feature, das Yamaha schon seit über 50 Jahren bietet: Dank variabler Loudness werden Sie weder Nachbarn noch Mitbewohner stören und trotzdem mit viel Wohlklang schauen…
Fazit Yamha R-N2000A
Was für eine geile Maschine! Der R-N2000A ist wie seine Verstärker-Geschwister der A-S-Linie Japan-High-End vom Feinsten: Vom Design, von der Anfassqualität, vom Klang her stimmt hier schlicht alles. Und das trotz der immensen “smarten” Möglichkeiten. Man könnte sagen: Yamaha gelingt hier die Zusammenführung zweier fast gegensätzlicher Welten. Wer HiFi noch sehen möchte und trotzdem auf hohe Wohnzimmer-Freundlichkeit Wert legt, ist mit diesem Streaming-Amp hundertprozentig am Ziel.
Von seiner Art her dürfte der R-N2000A ein Hauptfressfeind der von uns ja ebenfalls schon sehr gut getesteten Marantz Model 40n, Cambridge Audio EVO 150 (beide um 2.500 Euro) oder dem Naim Audio Uniti Nova (Preis um 5.700 Euro) sein. Und jeder dieser Streaming-Amps hat sicherlich hier und dort seine Vorteile – dem Nova unterstelle ich, durchaus einen Hauch musikalischer und druckvoller zu klingen.
Der Yamaha ist gemessen am Naim 2.000 Euro günstiger und bietet einfach sehr viel mehr. Vor allem bringt der R-N2000A mehr Leistung, das automatischen Einmess-System YPOA und nicht zuletzt das umfassende Multiroom-Konzept MusicCast mit. Vorteile, die schwer wiegen.
Lassen wir den Gedanken einfach mal ihren Lauf: Zusammen mit einem guten CD-Laufwerk (wie etwa dem NuPrime CDT 9), einem anerkannten Preis-/Leistungs-Sieger-Plattenspieler (wie beispielsweise dem Rega Planar 6) und einer klanglich passenden und Wohnzimmer-freundlichen Standbox (wie etwa den Inklang Ayers Three) entstünde hier eine Anlage, die noch ein vierstelliges Preisschild hat, aber sehr viel mehr bietet, besser klingt und besser aussieht als Vieles was doppelt so teurer oder noch teurer ist.
Für mich war der R-N2000A eigentlich das Gerät des Jahres 2022. Aber Yamaha hat sich mit der Auslieferung Zeit gelassen hat und so wird er jetzt eben das Highlight 2023!
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Feiner, dynamisch-offener Klang |
| Automatischer Raum-EQ YPAO, Mikro inklusive |
| Bass-Management per App |
| Guter Phonozweig |
Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstraße 22-34
25462 Rellingen
Yamaha-Homepage
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha R-N2000A: 3.700 Euro
Technische Daten
Yamaha R-N2000A | |
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Konzept | Streaming-Verstärker |
Leistung (4 / 8 Ohm): | 2 x 145 / 2 x 90 Watt |
Analog-Input: | 3 x RCA, 1 x Phono (RCA) |
Digital-Input: | 1 x Coax, 2 x optisch, 1 x Ethernet, HDMI (ARC), Bluetooth |
Output: | 1 x Vorstufenausgang (RCA), 1 x Subwoofer (RCA) |
Netzwerk-System: | Yamaha MusicCast |
Besonderheit: | automatischer Raum-EQ per YPAO |
Abmessungen: | 43,5 x 15,7 x 47,3 cm |
Gewicht: | 22,1 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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