Die HIGH END 2023 hatte gerade die Pforten geschlossen, da galt sie schon als die beste, die je im Münchener M.O.C. stattgefunden hat. Messechef Stefan Dreischärf. “Die Resonanz auf die diesjährige Messe ist absolut überwältigend. Wirklich jeder, mit dem ich gesprochen habe, war beeindruckt von der fantastischen Atmosphäre im MOC. Wir hatten gehofft, dass wir den grandiosen Erfolg der letzten HIGH END wiederholen können. Doch dass wir ihn übertreffen würden, damit haben wir nicht gerechnet”, sagte er zum Messerückblick auf die HIGH END 2023.
Nun ist der Mann seiner eigenen Veranstaltung verpflichtet, aber Recht hatte er trotzdem: An allen Ständen der Messe waren fröhliche Gesichter zu sehen. Gerade so, als wollte jeder sagen: “Letztes Jahr stand noch zu sehr unter dem Eindruck der Pandemie. Jetzt geben wir wieder richtig Gas.”
Das fing schon mit der Pressekonferenz der High End Messegesellschaft an, die nicht nur die besten Zahlen ever verkünden konnte, sondern auch mit Al di Meola einen Messebotschafter präsentieren konnte, wie man ihn sich schöner nicht denken konnte.
Der ehemals “schnellste” Gitarrist im Jazz antwortete nicht nur geduldig auch auf die schwachsinnigsten Fragen, sondern entpuppte sich als echter HiFi- und Analogfan. Al di Meola: “Ich sage immer, lasst uns lieber eine analoge Aufzeichnung machen. Und wenn wir dann im Studio eine 8-Kanal Tonbandmaschine statt der üblichen Digitalaufzeichnungen verwenden, stimmen alle zu, dass das besser klingt.” Damit war auch hier schon einmal der Ton gesetzt.
Auch das Wetter spielte perfekt mit: Es war nicht zu warm, nicht zu kalt und dosierte den Sonnenschein so geschickt, dass auch an den Publikumstagen (Samstag/Sonntag) über 10.000 Besucher in (damit gut gefüllte) M.O.C. fanden. Vor allem aber: Die Messeaussteller und -Besucher aus Asien waren wieder da. Erst mit ihnen ist diese Messe komplett – was nicht zuletzt die nachdrücklichen Vorführungen von Silbatone und ESD unterstrichen.
Wie auch den Vorbericht, haben wir den Messerundgang zunächst alphabetisch geordnet. Hier eine Übersicht über die Produkte und Vorführungen, die besonders interessant waren:
- AVM (PMC / PrimaLuna)
- Backes&Müller
- Burmester
- Canton
- ESD Audio
- Esoteric / AudiaZ
- FinkTeam
- IsoAcoustics
- Lyravox
- Magico
- Perlisten Kino
- Peak Audio
- Piega
- Progressive Audio
- Silbatone
- Sounds Clever
- T+A
- Thorens
Und zu guter Letzt haben wir noch ein ganzes Bündel von überraschenden Highlights geschnürt.
Der alphabetische Messerückblick auf die HIGH END 2023
Wir starten deshalb mit AVM – auch weil AVM den wohl schönsten Auftritt der Messe feierte. Das Badener Traditionsunternehmen (mittlerweile mit Sitz in Berlin) war nämlich gar nicht im M.O.C., sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der 2021 fertig gestellten Motorworld München.
Wer auch nur im Ansatz etwas für schnelle, schöne, alte und vor allem teure Autos übrighat, ist in der Motorworld im Paradies. Hier nämlich parken Menschen ihre motomobilen Lieblinge: Allesamt bestens gepflegte, besondere Autos und Motorräder. Da kann man sich schon mal verlieren …
AVM, zu dem im weiteren Umfeld auch die Besser Distribution (Marken: PMC und PrimaLuna) gehört, hatte hier einen gar nicht so kleinen Bereich gemietet und eine Ausstellung zwischen den Oldtimern geschaffen – ziemlich schick. Hier ein paar Impressionen:
Viele dieser Produkte aus dem AVM-/Besser Distribution-Kosmos werden wir hoffentlich bald im Test haben. Vor allem die PrimaLuna-Röhren und die PMC-Speaker haben es mir angetan. Aber auch die AVM Kompaktbox Audition CB 2.3, die aus der Feder von Karl-Heinz Fink stammt. Sein Name wird nicht das letzte Mal in diesem Messerückblick auf die HIGH END 2023 auftauchen…
Backes&Müller …
… begann auf der HIGH END 2013 schon mal mit den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Firma. Im Vorfeld wurde ja reichlich Geheimniskrämerei betrieben, doch nun ließen die Saarbrücker die Katze in Form eines echt schicken Hightech-Speakers aus dem Sack. Die Jubilee – so der Name der schlanken Standbox – soll der Start zu einer neuen, wohnraumfreundlichen Serie der Aktivspezialisten werden, die bislang ja eher breitschultrige Boxen im Programm hatten.
Die Jubilee vereint alle bewährten Technologien von Backes&Müller in einer erstaunlich schlanken Bauform. Man sieht die acht Mitteltöner, die leicht verdeckt in einer Linie auf der Front den ausgefuchsten Schlitzstrahler-Hochtöner in die Mitte nehmen und mit ihm eine Zylinderwelle erzeugen. Und man ahnt beim Hören, dass hier auch Tieftöner am Werk sein müssen – so wuchtig, tief und laut, wie die Jubilee spielen kann. Und richtig: Zwei verborgene Bässe strahlen ihre Energie über genau berechnete Schlitze an die Außenwelt. Ebenfalls selbstverständlich bei Backes sind die phasenrichtigen Filter sowie die umfangreichen Einstellungs- und Anpassungsmöglichkeiten. Unter den gegebenen (in diesem Fall gar nicht so günstigen) Messebedingungen konnte ich die Backes&Müller Jubilee nicht so gut und genau hören, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Aber die enorme Dynamik und dieser unglaublich kernige Bass lassen vermuten, dass die Jubilee ein großer Wurf ist. Wir werden diesen Eindruck zügig in einem Test vertiefen …
Burmester …
… war ja schon immer der primus inter pares in Deutschland. Aber mittlerweile haben die Berliner einen Stand erreicht, der mich staunen und Burmester irgendwie über allem schweben lässt. Dass man bei den Berlinern eine piekfeine Verarbeitung erwarten darf, ist gesetzt. Doch seit einiger Zeit arbeiten Leute in der Entwicklungsabteilung, die auch unter audiophilen Gesichtspunkten besonders glückliche Händchen zu haben scheinen. Die letzten Produkte, die ich intensiv hören durfte, der Plattenspieler 217, die Endstufe 218 und die Standbox B28, sind derart gut gelungen, dass sie – jeweils in ihrer Klasse – den großen Rest gekonnt auf Abstand halten. Wahrscheinlich ist es doch ein beruhigender Vorteil, wenn man weiß, dass ein wichtiger Teil des Umsatzes aus den Car-HiFi-Kooperationen mit Mercedes, Porsche und Ferrari kommt – wo man natürlich ebenfalls klanglich/technologisch weit vorn liegt.
Und diese Gelassenheit erlaubt es offenkundig, die Burmester Produkte unaufgeregt bis ins Letzte zu perfektionieren. Bestes Beispiel ist der neue Vollverstärker 232. Dieser DAC-Vollverstärker kann alles, was man in der Burmester Entwicklungsabteilung gerade für gut und richtig hält: Natürlich einen Doppel-Mono-Aufbau, HiRes-Fähigkeit bis 32Bit 768 KHz und eine modulare Ausbaufähigkeit, die auch den Einschub eines Phonoteils erlaubt, das auf Basis der legendären Phonostufe 100 entwickelt wurde.
Aber auch das Äußere wurde in einem Maß perfektioniert, wie es im deutschen HiFi selten ist. Wo bei vielen anderen Firmen ein grober Design-Entwurf des Firmengründers reichen muss, setzt Burmester seit kurzem auf die Dienste eines festangestellten Designers, der den charakteristischen Auftritt der Burmester-Komponenten noch einmal gekonnt feingeschliffen hat – was man zuerst an den neu gestalteten Kühlrippen erkennen kann. Alles in allem ein faszinierender Vollverstärker, der wohl knapp unter 30.000 Euro kosten wird.
Fast noch mehr aber hat mich eine der vielen Kooperationen beeindruckt, mit denen Burmester seine Komponenten veredelt. Auf der HIGH END 2023 stand eine BC 150, die beispielsweise zusammen mit der Besteck-Manufaktur Robbe & Berking entstand. So ist die Metallblende auf der Front aus reinem Silber und die Seitenteile bestehen aus den Planken einer alten Yacht, die Robbe & Berking gerade restaurieren lässt – Wow!
Bei Canton …
… geht es neuerdings rund. Vor der HIGH END galt die höchste Geheimhaltungsstufe, aber am ersten Tag der Messe wurde dann doch die neue Reference-Linie der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie üblich ließ Entwicklungsleiter Frank Göbl alle Treiber aufwändig per Simulation auf den neuesten Stand bringen. Neu sind die sehr runden Formen, welche die vergleichsweise gradlinigen Konturen der Reference-K-Vorgängerserie ablösen. Die Rundung der Schallwand ist zwar akustisch absolut sinnvoll, aber unter konstruktiven Gesichtspunkten eine echte Herausforderung. Das haben die Canton-Designer gleichermaßen klug wie elegant gelöst. Die neuen Referencen sind moderner und sicher besser, aber nicht teurer geworden: Die Preisspanne liegt wieder zwischen 3.500 Euro (Reference 9) und 20.000 Euro (Reference 1).
Die neue Reference-Serie war sicherlich schon ein Ausrufezeichen, aber Canton setzte noch eines obendrauf. Weil man ja voriges Jahr den 50. Geburtstag feierte (siehe auch LowBeats History-Report), gab es nachträglich noch ein Geschenk in Form eines Sondermodells, eine Art Super-Reference namens Reference GS Edition (steht für Günther Seitz, den Firmengründer)
Die Reference GS Edition ist eine 4-Weg-Konstruktion und geriet zum No-Cost-Objekt. Umgesetzt wurde, was gut – nicht was unter finanziellen Gesichtspunkten sinnvoll ist. Das Gehäuse ist somit ziemlich groß und sehr schwer geraten. Und zusätzlich zum normalen Gehäuse fasst ein aufgedoppelter Holzmantel den Bassbereich ein und erinnert ein bisschen an die ebenfalls perfekt verarbeitete Sonus Faber Aida. Durch diese doppelte Wand wackelt schier gar nichts mehr; Hoch- und Mitteltöner sind zusätzlich auf der Schallwand in ein massives Stück Aluminium eingelassen. Natürlich wurde die Treibertechnologie hier noch einmal auf die Spitze getrieben und der bislang neueste Canton-Hochtöner bekam einen Diamant-Überzug.
Schon die technischen Hintergründe ließen den anwesenden Pressevertretern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Aber schon die ersten Takte übertrafen alle Specs: Die Reference GS klang erwartungsgemäß druckvoll, satt und klar – halt wie eine Canton. Allerdings war das, was ich an diesem Donnerstag hörte, besser als alles andere, was ich bislang aus diesem Hause kannte. Vor allem die Sauberkeit im Bass war eine glatte Sensation.
Sollten LowBeats Leser nun auf die Idee kommen, wir könnten doch mal eine GS testen: Nein, diesen Gedanken bitte verwerfen. Zum einen gibt es von dem 50.000 Euro teuren Sondermodell nur 50 Paar (die schnell weg sein dürften) und zum anderen wiegt eine Reference GS Edition 165 Kilo. Das ist einfach ein zu schwerer Brocken …
ESD Acoustic
Fast schon bizarr beeindruckend mutete der Auftritt von ESD Acoustic an. Die Chinesen hatten im größten Raum des M.O.C. ein System aufgebaut, das seinesgleichen sucht: Das Super Dragon ist riesiges 5-Wege-Horn. Die Treiber sind allesamt aus Beryllium, bei den Magneten handelt es sich durchweg um Elektromagneten mit gigantischem Magnetfluss von 2,4 Tesla. Die Hörner selbst sind aus Kohlefaser und – ich habe dagegen geklopft – akustisch weitgehend “tot”.
Natürlich ist ein solches System aktiv (ESD hat passende, extrem aufwändige Aktivweichen im Sortiment), jedes Horn wurde dementsprechend mit einer eigenen Endstufe angetrieben. Das alles summierte sich zu einer Elektronik-Kette von sage und schreibe 25 (!) Komponenten – respektabel. Genau wie der Preis: 3,6 Millionen Euro rufen die Chinesen dafür auf.
Obwohl ich zweimal bei ESD war, kann ich nicht sagen, wie es klingt. Bei beiden meiner Besuche spielten die ESD-Leute traditionelle, chinesische Musik. Ich könnte sagen, dass es sehr leicht und ungemein dynamisch geklungen hat, aber irgendwie auch ein bisschen dünn. Da müsste bei dem Aufwand eigentlich etwas mehr herauskommen …
Esoteric / AudiaZ
Die japanische Edel-Elektronik hatte zwei Auftritte auf der HIGH END 2023. Im Esoteric Raum gab es eine Gesamtkette der noblen japanischen Elektronik an einer Wilson Audio Sasha DAW. Das klang ungemein detailreich, sauber und fein, mir aber einen Tick zu direkt und schlank.
Ein paar Räume weiter spielte ebenfalls eine große Esoteric-Kette – nämlich bei AudiaZ. Die Lautsprecher von AudiaZ genießen bei LowBeats eine hohe Wertschätzung – immerhin ist die Opera eine der Referenzboxen unserer Referenzkette. Zudem brachte AudiaZ-Chef Dr. Helmuth Weber mit Pass-Endstufen etwas mehr Substanz in die Wiedergabekette.
Und tatsächlich klang es bei AudiaZ mit der kleinen Cadenza noch feinsinniger und natürlicher als bei Esoteric. Ein Tag später ging ich noch einmal vorbei, um die Opera Grandessa zu hören. Die Grandessa ist ein technologisches Highlight, weil sie der derzeit einzige Schallwandler weltweit ist, der mit der großen, 90 mm durchmessenden Diamantkalotte namens BD 90 von Accuton arbeitet. Die Kalotte ist extrem teuer und somit echt rar.
Obwohl ich eigentlich gar kein so großer Freund von Diamant-Kalotten bin, muss ich im Falle der Opera Grandessa zugestehen, dass mit diesem Ausnahmemitteltöner die Souveränität in der Detailwiedergabe und die Transparenz in den Mitten – ausgehend von einem eh schon hohen Niveau – noch einmal deutlich gewinnt. Aber der Preis ist gesalzen. Im Vergleich zur normalen Grandessa mit Keramik-Mitteltöner und Diamant-Tweeter (Preis: 66.800 Euro) ist die Version mit dem Diamant-Mitteltöner gleich über 100.000 Euro teuer: nämlich 168.000 Euro. Das ist echt eine Menge Geld für einen Mitteltöner …
Das FinkTeam …
… hatte vor fünf Jahren mit der Borg (derzeit eine der beiden LowBeats Referenzen) für einen highendigen Paukenschlag gesorgt. Auf der diesjährigen HIGH END stellte das FinkTeam um Karl-Heinz Fink nun die Borg Episode 2 vor – ein Lautsprecher, der äußerlich nur geringfügige Änderungen erfahren hat und auch nicht teurer wurde. Und trotzdem bietet Episode 2 vor allem in den Mitten einen viel größeren Reichtum. Nicht nur, dass die Details feiner und müheloser dargestellt werden, auch die Raumtiefe gewinnt mit der Episode 2 spürbar an Tiefe. Wenn man bedenkt, dass Fink hier nur die Frequenzweiche auf neuesten Stand gebracht hat, ist der Unterschied echt gewaltig.
Nun wird sich mancher Leser fragen, wieso ich eine so dezidierte Meinung zu den Unterschieden von Borg und Borg Episode 2 haben kann, obwohl die erste Borg ja gar nicht auf der HIGH END 2023 zum Vergleich stand. Richtig. Aber ich konnte nach der Messe gleich das erste Episode-2-Muster in den LowBeats Hörraum lenken und habe da schon einige Stunden genussvoll gehört und verglichen: Meiner Meinung nach ist Episode 2 ein großer Fortschritt. Und es gibt eine gute Botschaft für Borg-1-Besitzer. Für weniger als 3.000 Euro lässt sich ihre Borg auf neuesten Stand nachrüsten. Infos unter www.finkteam.com
IsoAcoustics
Überhaupt nicht neu, aber immer wieder spannend: Nämlich die Frage, um wie viel gut gemachte Entkoppler – in diesem Fall von IsoAcoustics – besser klingen können als die Spikes aus dem Beipack der Lautsprecher. Die Kanadier nutzen für diese Vorführung gern die fraglos exzellenten Focal Scala aus der Utopia Evo Reihe. Der Versuchsaufbau dabei ist simpel: einmal spielen die Scala auf ihren massiven Spikes, einmal auf den GAIA-Entkopplern von IsoAcoustics. Für mich ist der Unterschied immer wieder frappierend: Mit den Entkopplern bekommt das Klangbild mehr Tiefe, es klingt “ruhiger” und natürlicher. Dieser Vergleich ist ein eindeutiges Plädoyer gegen die harte Ankopplung an den Boden mit Spikes und für gute Entkoppler. Und natürlich gilt das beileibe nicht nur für Focal-Lautsprecher …
Bei Lyravox…
…so meine Erfahrung, klingt es immer gut. Die Macher haben mittlerweile so viel Erfahrung beim Einmessen ihrer Aktiv-Systeme auch auf die schwierigsten Hörräume, da schrecken auch die Räume des M.O.C. nicht. Eigentlich wollte man für die Messe das Top-Modell des Programms, den großen „Karl“ in der MK2-Version (also auch mit Kunststein-Gehäuse mit K-Material), präsentieren. Aber Karl 2 wurde nicht fertig. Womöglich haben die sympathischen Hamburger dieses Argument nur vorgeschoben, denn der ausgewachsene Karl im Kunststein-Gehäuse ist wahrscheinlich nur mit schweren Lastenkränen zu bewegen. Neuigkeiten gab es trotzdem bei Lyravox: Die Hamburger haben nach vielen Jahren der Suche nun einen eigenen Server und einen Streamer im Programm – für jeweils 6.000 Euro. Wer die Lyravox-Jungs kennt, weiß, dass sie in diesem Bereich extrem anspruchsvoll sind. Man darf also gespannt sein.
Zu sehen war leider nichts, weil beide Digitalbausteine (noch?) hinter dem zentimeterdicken K-Material des Prototypengehäuses versteckt waren. Lyravox-CEO Götz von Laffert: Die Resonanz der Besucher auf unsere Gehäuse war so positiv, dass wir echt überlegen, Streamer und Server in dieser Form zu verpacken. Das war gar nicht so geplant …“
Magico
Eindeutig einer meiner engsten Favoriten für den “Best Sound Of The Show. Der Raum war in einem Maß liebevoll wie auch akustisch anspruchsvoll gemacht, dass es für eine Messe dieser Art Maßstäbe setzt: überall Raumakustik und das Ganze anmutig beleuchtet. Dazu hatte Magico-Chef Alan Wolf seine neue S3 2023 aufgefahren, die im Magico-Kosmos eigentlich noch erfreulich günstig scheinen (Paarpreis: 64.900 Euro), hier aber in einem Maß fein und vollmundig tönten und mit einer so sensationellen Raumtiefe verzauberten, dass es nach deutlich mehr Geld klang. Gut: Ich muss einräumen, dass die Kette vor den S2 2023 doch ziemlich ambitioniert war: Wolf hatte zwei seiner großen Subwoofer hinzuaddiert, dazu kam das größte Gedeck der griechischen High End Schmiede Pilium-Elektronik sowie eine enorm aufwändige Strom-Aufbereitung …
Am Ende war das zusammen sicherlich sehr teuer. Doch was die Demo bei Magico so besonders machte: Es hat derart schön, entspannt und richtig geklungen, dass augenblicklich alle Hektik von mir abfiel. Ich saß da, wurde immer ruhiger und wollte einfach mal für eine halbe Stunde Musik hören. Das ging mir nur bei Magico so. Vielleicht waren die Subwoofer ein bis zwei Dezibel zu laut eingestellt – das ist halt der American Sound Of Live. Ansonsten stimmte hier alles.
Das Perlisten Kino …
… war im großen Audio Reference-Kosmos der diesjährigen HIGH END untergebracht. AR-Chef Mansour Mamaghani hatte mit C111 und C112 gleich der größten Messeräume belegt und konnte dort nicht nur einen würdevollen Auftritt seiner exklusiven Marken (unter anderem Wilson Audio, Dagostino, VTL, dCS, Perlisten und viele weitere mehr…) feiern, sondern hatte auch genügend Platz für ein echt geiles Kino – das ich der Einfachheit halber Perlisten Kino nenne.
Bestückt war das Perlisten Kino natürlich mit den highendigen und zugleich heimkinotauglichen Lautsprechern (siehe auch Test der S5m und der S5t) plus einer ganzen Phalanx von Subwoofern der Dänen. Die Elektronik kam von Storm (dem wohl einzigen Trinnov-Konkurrenten auf Augenhöhe), die Leinwand von Steward, der Beamer war ein sündhaft teures Modell von Barco. Allein die Perlisten Lautsprecher sollen sich auf die Summe von 120.000 Euro addiert haben. Alles in allem wurde hier wohl Material für 300.000 Euro aufgefahren – und da war das eigentliche Kino noch gar nicht mit drin …
Ins Kino kam man nur mit Einttrittskarte. Eine Maßnahme, die als klug erweisen sollte, weil jedes Mal, wenn ich einen Besuchsversuch unternahm war es rappelvoll. Aber LowBeats Mitgesellschafter und Heimkino-Experte Raphael Vogt konnte einen Sitzplatz ergattern. Sein Kommentar nach der Vorführung: “Geil: Unter Messebedingungen war das der mit Abstand beste Sound, den ich je gehört habe: knackig, sauber, dynamisch, klar.” Das Urteil vom Kollegen Vogt wiegt schwer, denn in Bezug auf Heimkinos kenne ich in Deutschland keinen mit mehr Sachverstand und Erfahrung.
Peak Consult
Die kleine dänische Lautsprecher-Manufaktur Peak Audio lief jahrzehntelang unter dem Radar der Betrachter. Bis 2021. Da nämlich stiegen Lennart Asbjørn und Wilfried Ehrenholz ein: Aus Peak Audio wurde Peak Consult und auch die Lautsprecher rückten mehr in den Fokus. Womöglich, weil sie auch besser klangen als in der Zeit davor. Ehrenholz, ehemaliger Dynaudio-Gründer und lange Dynaudio-Chef, hatte nämlich Karl-Heinz Fink (da fällt sein Name schon wieder) gewonnen, um das bestehende Programm zu modernisieren.
Auf der vorigen HIGH END nahm ich mir die Zeit und hörte mir das Trio aus El Diablo, Sinfonia und Sonora intensiv an – und war echt überrascht-angetan, wie musikalisch richtig und natürlich die drei spielten. Ich ahnte nicht, dass Fink schon damals seine Finger im Spiel hatte. Mit der Pressekonferenz zur neuen Über-Referenz namens Dragon Legend MkII wurde diese Zusammenarbeit nun offiziell verkündet und erklärt auch den gelungenen Auftritt des vergangenen Jahres.
Im Vergleich zur alten Dragon Legend stellte Fink vieles auf den Kopf: Der imposante Auftritt als symmetrische 3-Weg-Box blieb, aber Treiber, Frequenzweiche und Gehäusekonstruktion wurden neu entwickelt. Es gibt einige Bekannte von mir, die das klangliche Ergebnis nicht so euphorisch beurteilten, für mich aber war dieser Auftritt einer der Best Sounds Of The Show. Es klang extrem offen und dynamisch, aber zugleich auch kultiviert und außergewöhnlich fein. Eigentlich so, wie man es sich erträumt. Allerdings wird die Dragon Legend MK II für die meisten wohl auch ein Traum bleiben: sie kostet das Paar 185.000 Euro.
Fink selbst sagt, die Forschungen zur Dragon Legend Mk II hätten ihn maßgeblich inspiriert und letztendlich auch dazu gebracht, die FinkTeam Borg in Bezug auf die Frequenzweiche noch einmal komplett neu zu denken. Daraus entstand dann die Borg Episode 2 – siehe oben.
Piega
Die Schweizer haben ihre Top-Linie namens MegaLine (MLS) nicht erweitert, aber zumindest teilweise erneuert. Das zweitgrößte Modell der Serie, die MLS 2, trägt nun den Zusatz “Gen2” im Namen und dürfte der Vorbote für weitere Erneuerungen in dieser Serie sein.
Was hat genau sich getan? Technisch nicht so viel. Die Piega-typischen Koax-Treiber wurden ja mit der neuen Coax-Serie (siehe auch Test Piega Coax 611) hörbar verbessert. Doch für das Line Array der MLS 2 Gen2 – immerhin sitzen vier dieser außergewöhnlichen Bändchen-Koaxe übereinander auf der Front – sah Chefentwickler Roger Kessler keine Vorteile mit den neuen, sondern beließ es bei den bewährten Modellen der Vorgängerserie. Dafür aber entwickelte er die Frequenzweiche komplett neu – auch, weil Piega Designer Stephan Hürlemann eine etwas schmalere und weniger hohe Bauform vorgab, in der ja trotzdem die vier Koaxe und zwei 8-Zoll-Bässe untergebracht werden mussten. Typisch Piega: Hier wird eben auch wohnraumfreundlich gedacht.
Ich persönlich kann mit dem Piega-Klang, vor allem dem der neuen Modelle, viel anfangen. Ich mag die Spitzigkeit, die Präzision und die hohe Abbildungsgenauigkeit, die mit hoher Homogenität einhergehen. Das war während der Vorführung auch bei der neuen MLS 2 Gen2 zu hören. Ein müheloser und schlackenfreier Klang, der dank Dipol-Bauweise auch sehr räumlich werden kann, aber seinen Preis hat: Das Paar liegt bei 75.000 Euro.
Progressive Audio
Vor zwei Jahren startete Progressive-Audio-Chef Ralf Koenen ein Projekt, das ihn viel Zeit, viel Geld und etliche Haare kostete: Zusammen mit den Treiber-Spezialisten von Accuton wollte der Koax-Fan Koenen einen Koax der Superlative mit Diamant-Hochtöner entwickeln. Nach viel Verzweiflung und noch mehr Irrungen kam es schließlich zum Happy End: Auf der HIGH END 2023 spielte seine Evidence Diamond, eine Aktivbox mit Doppelbass-Bestückung, drei 100-Watt-Endstufen und einem Accuton/Diamant-Koax.
Als ich zu Progressive Audio kam, war es schon später am Tag und die Hektik des Messetrubels hatte sich bereits ein wenig gelegt. Der Raum war fast leer und ich konnte mich optimal setzen. Ralf Koenen legte selbst auf und spielte für mich ein außergewöhnliches Stück Harry-Potter-Soundtrack: “Hedwig’s Theme” mit Anne-Sophie Mutter. Und mir fiel die Kinnlade runter. Ich kann mich nicht entsinnen, schon einmal derartig genau in einer Aufnahme gesessen zu haben. Die Geige von Frau Mutter zum Anfassen plastisch vor mir, jedes Geräusch, jeder Geigenstrich ein Erlebnis. Kontrabässe und Oboen hatte klare Umrisse und das Ganze fand in einem sehr realen Raum statt. Auch wenn ich mich mit einer eindeutigen Festlegung auf den Best Sound der Show dieses Jahr etwas schwertue: Die Demo von Progressive Audio war in jedem Fall unter den Top 3.
Wer sich ein bisschen im Progressive-Audio-Programm auskennt, wird hier jetzt keine Sonderangebote erwarten. Die Lautsprecher allein kosten bereits 120.000 Euro das Paar. Doch gemessen an vielem anderen, ebenfalls hochpreisigen Auftritten, darf der Preis dieser Aktivspeaker noch als sehr reel gelten.
Silbatone
Sie dürfen auf keine HIGH END fehlen: Die Macher von Silbatone, die es als Hobby und Passion betrachten, Oldtimer-Hörner von Western Electric mit ihren Röhren zu betreiben. In diesem Jahr waren es Hörner vom Typ 12B aus dem Jahr 1926. Als ich in der Demo war, wurde gerade ein Violinkonzert gespielt – nicht eben die beste Musik, um die Vorzüge dieser Hörner zu demonstrieren. Das klang tatsächlich nicht nur schön. Und doch wurde auch mit der Violine diese Mühelosigkeit in der dynamischen Wiedergabe sofort hörbar, die alle Aufnahmen über diese Hörner ungemein authentisch erscheinen lassen. Vor allem natürlich dann, als “Whole Lotta Love” von Led Zeppelin aufgelegt wurde und die Bude von Lautsprechern gerockt wurde, die fast 100 Jahre auf dem Buckel haben. Da hat sich so mancher Besucher gefragt, ob es in den vergangenen hundert Jahren der Wiedergabe nur Fortschritte gegeben hat …
Sounds Clever
Bei einem weiteren Best Sound Of The Show Event bin ich zwar voreingenommen, wage diese Einschätzung aber trotzdem. Ich habe mir auf der HIGH END einige der Sounds Clever Anlagen (Preisrahmen: maximal 5.000 Euro) angehört und behaupte, so realistisch, dynamisch und ausdruckstark wie die LowBeats Sound Clever Kombination hat es sonst nirgends geklungen. Wir hatten die Kombination ja schon in verschiedenen LowBeats Hörräumen für die Messe ausprobiert. Doch im großen K4 (134 Quadratmeter) liefen Fyne Audio F502 und Leak Stereo 230 (natürlich auf den Raum eingemessen) zu ungeahnter Höchstform auf.
Leider gab es an den vier Messetagen für LowBeats (wie auch für die Kollegen von stereo, hifi.de und hifipig.com) aus organisatorischen Gründen nur sechs Vorstellungen. In diesen sechs Demos hatten wir ziemlich genau 100 Besucher, die ebenfalls echt angetan waren. Die Kollegen berichteten von nur einer Ausnahme. Aber mit 99% begeisterter Zustimmung sind wir trotzdem sehr zufrieden …
Thorens …
… feiert wie auch Backes&Müller in diesem Jahr Jubiläum. Doch anders als alle anderen HiFi-Schmieden wird Thorens 140 – was LowBeats sehr bald mit einem ausführlichen History-Report würdigen wird. Und anlässlich eines solchen Jubiläums hat Thorens Chef Gunter Kürten richtig zugelangt. Über das neue Super-Laufwerk namens New Reference haben wir uns ja im Vorbericht zur HIGH END 2023 tiefer ausgelassen.
Nachzureichen aber wäre der klangliche Eindruck, den vor allem die neuen Thorens Schallwände HP 600 auf der HIGH END 2023 hinterließen. Die eigenwilligen Dipole wurden ja von Joachim Gerhard entwickelt, der in seiner bisherigen Laufbahn nicht nur sehr viele herausragend gute Lautsprecher geschaffen hat, sondern sich auch mit Dipolen gut auskennt. Man durfte also gespannt sein.
In der Thorens Hörkabine führte Kollege Lothar Brandt (Autor bei Audio + MINT) durchs Programm und erfreute mit Musik, die man auf der Messe selten, bei mir zu Hause aber sehr oft hört: unter anderem gediegenen Jazz-Rock vom diesjährigen Messe-Botschafter Al di Meola.
Ich war mehrfach in der Thorens-Kabine, weil ich einfach nicht glauben konnte, wie gut diese Dipol-Speaker in dem kleinen Raum tönten. Da war zwar immer ein bisschen zu viel Bass, aber die Auflösung und Natürlichkeit, die Mühelosigkeit bei Bass-Impulsen war schon außergewöhnlich. Glücklicherweise habe ich frühzeitig meinen Wunsch auf Testexemplare geäußert. Bleibt nur zu hoffen, dass der ausgezeichnete Eindruck, den die Thorens Anlage bei mir hinterließ, nicht vor allem auf den Fähigkeiten des New Reference für 220.000 Euro basiert…
T+A
Die Herforder High-End-Schmiede T+A hat auf der High-End etwas überraschend (weil ohne Vorab-News) drei wesentliche Neuentwicklungen präsentiert. Ein weitgehend unsichtbares, aber wesentliches Kernelement der Neuheiten ist die dritte Generation der T+A “Audiophile Streaming Architecture”. Diese soll ab Sommer serienmäßig in den Multi Source Playern der HV- und R-Serie verbaut werden. Für Bestandskunden der R- und HV-Serie (ab MP 2000/2500, MP 3000 MKII) will T+A ab Sommer auch eine Upgrade-Möglichkeit anbieten.
Zu den T+A-Neuheiten in München gehörte außerdem der PSD 3100 HV. Eigentlich wurde dieses Gerät schon auf der letzten High End gezeigt und angekündigt. Doch aufgrund einiger Schwierigkeiten in der Lieferkette bestimmter Bauteile und der zumindest schon absehbaren Aktualisierung der Streaming-Plattform, entschieden sich die Herforder dazu, das Gerät lieber komplett neu zu entwickeln. Dadurch verschob sich der Marktstart. Doch nun steht dieser kurz bevor.
Der PSD 3100 HV verbindet die Eigenschaften der besten Vorverstärker und Wandler von T+A zu einem Multi Source Player der Extraklasse. Das Gerät ist bestückt mit digitalen Wiedergabemöglichkeiten für FM, FM-HD, DAB+ Radiowiedergabe, Bluetooth und Connect Diensten bis hin zum Streaming lokaler und globaler Internet- und Netzwerkquellen. Natürlich auf Basis der neu entwickelten „Audiophile Streaming Architecture“. Der PSD 3100 HV soll so die universelle Steuerzentrale für eine High End-Anlage darstellen, an die nur noch entsprechende Endstufen oder Aktivlautsprecher angeschlossen werden müssen. Der Preis für den PSD 3100 HV liegt bei 16.500 Euro. Erhältlich ist er ab Ende Juni 2023.
Kaum weniger konsequent, ebenfalls absolutes High End, dennoch etwas bezahlbarer und noch höher integriert ist der R 2500 R Multi Source Receiver. Dieser Alleskönner kommt im typischen T+A R-Serie Design und ähnelt – trotz der auffälligen Anzeigeinstrumente – stark dem Vollverstärker PA 2500 R (siehe Testbericht). Allerdings integriert der neue Receiver viele weitere Funktionen.
Natürlich verfügt auch der R 2500 R über den neuen T+A Streaming Client. Anschlussseitig bietet er neben analogen, digitalen und HDMI-Eingängen ein integriertes CD-Laufwerk mit Slot-Mechanismus und bietet Radioempfang über DAB +, FM- sowie Internet-Radio. Aus dem Vollverstärker PA 2500 R wurden die Vorstufen- und Class AB-Endstufen übernommen. Damit leistet der Edel-All-Rounder 2 x 250 Watt an 4 Ohm. Der T+A R 2500 R soll ab Spätsommer 2023 zum UVP von 14.500 Euro erhältlich sein.
Überraschende Highlights auf der HIGH END 2023
Auf solchen Messen stößt man auf viel Erwartbares und manch Überraschendes. Wir beenden unseren Messerückblick auf die HIGH END 2023 mit einem kurzen Feuerwerk von Produkten, die wir in dieser Form nicht erwartet hatten und starten in unserer Slideshow mit einem Mini-Hörnchen aus der Nobel-Schmiede Avantgarde Acoustic:
Ganz außer der Reihe spielte diese Sonderversion eines Wharfedale-Lautsprechers – eindeutig mein Lieblings-Projekt der Firma. Angeblich sollen auch eine Gin- und eine Whisky-Variante in der Entwicklung sein. Ich sehe da ein gewaltiges Wachstumspotenzial…
Und damit endet unser Rundgang über die HIGH END 2023. Der guten Stimmung auf der Messe konnten sich auch die LowBeats Mitstreiter nicht entziehen und hatten echt viel Spaß. Dementsprechend werden wir wohl auch bei den nächsten Events der High End Messegesellschaft, der World Of Headphones in der Oktogon Zeche Zollverein (12. + 13. August 2023) sowie der Finest Audio Show im Austria Center Wien (18. + 19. November 2023) unbedingt dabei sein.
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