de
Im Test: Slimline-Receiver Marantz Cinema 70s mit Dolby Atmos, HEOS Streaming im neuen Marantz-Design. 1.000 Euro (Foto: R. Vogt)
Im Test: Slimline-Receiver Marantz Cinema 70s mit Dolby Atmos, HEOS Streaming im neuen Marantz-Design. 1.000 Euro (Foto: R. Vogt)

Test Marantz Cinema 70s – hochmoderner AV-Receiver in schlank

Richtig highendiges Heimkino ist stets eine Materialschlacht mit riesigen Türmen von Technik und dicken Boxen, oder? Kann sein, muss es aber nicht. Mittlerweile geht das auf hohem Niveau auch in zierlich und dezent – ohne Abstriche an Qualität und Funktionsumfang. Zum Beispiel, wenn man dezente On-Wall-Lautsprecher wie die Inklang Ayers Wall mit ebenso dezenter Elektronik wie dem Marantz Cinema 70s Slimline-Receiver kombiniert. Dem Inklang Speakerset haben wir schon einen sehr erwachsenen Klang attestiert. Und die Würdigung des Marantz holen wir jetzt nach…

Marantz Cinema 70s (Foto: R. Vogt)
Die abgesetzte Frontpartie des 70s (Foto: R. Vogt)

Der Marantz Cinema 70s…

…kommt auf einer komplett neu entwickelten Plattform mit neuem Design und Namensschema daher. „Cinema“ heißt die aktuelle Serie bei Marantz AV-Receivern nun. Und bei der Nummerierung bedeuten neuerdings kleinere Werte = höhere Klassen. Ganz in Anlehnung an ihre legendären Modelle, bei denen die 30er immer die Top-Modelle waren. Der Cinema 70s besitzt aktuell die kleinste Ausstattung und die kompaktesten Abmessungen. Die kommenden AV-Receiver Cinema 60 und 50 stellen dementsprechend die größeren Geschwister dar. Aber schick geworden sind sie alle und passen nun nahtlos mit ihren speziellen Wangen (mit dem changierenden Interferenzmuster) auch zu den aktuellen Marantz HiFi-Geräten.

Zubehör sortiert in Pappschachtel statt wie bisher in Plastiktüten (Foto: R. Vogt)
Das Zubehör kommt nun sortiert in einer Pappschachtel, statt wie bisher in Plastiktüten verpackt (Foto: R. Vogt)

Das neue Design beginnt bei der verfeinerten Verpackung. Sie beinhaltet jetzt statt Plastiktüten eine Pappschatulle mit in Fächern sortiertem Zubehör. Darin findet man alles von der Fernbedienung nebst Batterien, den WLAN/Bluetooth-Antennen, UKW/DAB-Antenne, Faltstativ für das Audyssey-Mikrofon und den Anleitungen.

Chic: Neue Marantz Fernbedienung mit Leuchttasten (Foto: R. Vogt)
Schick: Neue Marantz Fernbedienung mit Leuchttasten (Foto: R. Vogt)

Apropos Fernbedienung. Genau wie die On-Screen-Displays ist auch diese in Layout und Design modernisiert worden. Alles wirkt aufgeräumt und ist haptisch tadellos. Und auch dieser Handgeber, obwohl vom kleinsten Receiver-Modell, bietet beleuchtete Tasten. Vorbildlich.

Ausstattung und Features

Zweizeiliges OLED-Display für aktuelle Statusinformationen (Foto: R. Vogt)
Zweizeiliges OLED-Display für aktuelle Statusinformationen (Foto: R. Vogt)

Der Cinema 70s zeigt im markentypischen Bullauge ein kontrastreiches OLED-Display mit zwei Zeilen für Zeichen und Schrift. Es ist selbstverständlich dimm- und abschaltbar. Für meinen Geschmack dürfte es gerne sogar etwas heller sein. Der wechselnde Inhalt gibt im Alltag ausreichende Informationen. Wer ausführlicher informiert werden möchte, sieht (endlich) alles in HD-Auflösung auf dem TV-Screen. Auch das Schritt-für-Schritt-Einrichtungsmenü wurde weiter ausgebaut und macht den Blick in die schriftliche Anleitung praktisch unnötig. Ebenfalls sehr vorbildlich.

Phono MM bis Bluetooth, 7 Endstufen, der Cinema 70s ist für alles gerüstet (Foto: R. Vogt)
Von Phono MM bis Bluetooth und HEOS, dazu sieben Endstufen: Der Cinema 70s ist für fast alles gerüstet (Foto: R. Vogt)

Der Blick auf die Rückseite ist durchaus spannend, denn der Schmalhans ist ziemlich komplett mit den neuesten Features und Anschlüssen ausgestattet. HDMI bietet allen Schnick & Schnack für Gamer, drei 4K und drei 8K taugliche HDMI-Eingänge und einen eARC-Anschluss für das Bild in Richtung TV und Atmos-Ton vom Streaming im TV zurück in die Surroundanlage. Und ja, der Cinema 70s decodiert auch Dolby Atmos und DTS:X.

Allerdings steuert er maximal zwei diskrete Höhenkanäle an – ein Variante, von der ich tendenziell abrate. Oft ist es besser, das Budget auf weniger und dafür bessere Lautsprecher zu verteilen oder eine 7.2-Anordnung mit seitlichen und rückseitigen Surroundkanälen zu nutzen, um eine homogenere Beschallung der ganzen Sitzgruppe zu gewährleisten. Immerhin sieben Endstufen mit je 50 Watt an 8 Ohm stecken im flachen Gehäuse. Klingt zunächst schwächlich, aber das sind nur 3 Dezibel weniger als 100 Watt!

Marantz Cinema 70s mit "echten" Vorverstärker-Ausgängen für besseren Klang für externe Endstufen oder Aktivlautsprecher (Foto: R. Vogt)
Marantz Cinema 70s mit „echten“ Vorverstärker-Ausgängen für noch besseren Klang mittels externer Endstufen oder Aktivlautsprechern (Foto: R. Vogt)

Wirklich toll gemacht sind die Vorverstärkerausgänge. Die kann man im Setup gruppenweise als reine Vorverstärkerausgänge definieren, wenn man externe Endstufen oder Aktivlautsprecher verwenden möchte. Das macht technisch und klanglich mehr Sinn als es auf den ersten Blick scheint. Denn die von den internen Endstufen abgekoppelten Cinchausgänge sind dann weiter aussteuerbar und bekommen keine elektrischen Rückwirkungen mehr vor der Endstufe – was Klirr und Rauschen mindert und die nutzbare Dynamik erheblich erweitert. Es wäre also durchaus denkbar, den Cinema 70s als preiswerte „reine“ AV-Vorstufe zu nutzen. Keine ganz dumme Idee…

Apps und Praxis

Auch die App für Tablets und Smartphones hat Marantz renoviert. Die wirkt aufgeräumt und erlaubt alle Bedienung für den Alltag inklusive Musiksteuerung und zeigt ausführliche Signalinfos für Bild und Ton. Clever: In der App kann man nun direkt das Webmenü aufrufen, in dem sich zusätzlich einige Menüpunkte für das Einrichten und Feintunen (wie etwa Konfiguration und Datensicherung) befinden. Das Webmenü steht natürlich weiterhin für jeden Browser offen, um den Receiver unabhängig von App oder Fernbedienung zu kontrollieren. Die für Streaming und Multiroom zuständige HEOS-App arbeitete wieder nahtlos mit der Receiver-App zusammen. Das passiert teils so nahtlos, dass man es praktisch kaum bemerkt.

Vorwärts Zurück
Ein Click auf das Fragezeichen und die Marantz-App erklärt sich selbst (Foto: R. Vogt)
Ein Klick auf das Fragezeichen und die Marantz-App erklärt sich selbst (Foto: R. Vogt)
Das Webmenü kann nun auch innerhalb der Receiver App aufgerufen werden (Foto: R. Vogt)
Das Webmenü kann nun auch innerhalb der Receiver-App aufgerufen werden (Foto: R. Vogt)
Vorwärts Zurück

Klanglich gibt sich der Marantz Cinema 70s für einen Vertreter seiner Marke zunächst etwas nüchtern und neutral. Verständlich muss er doch für das gegebene Budget mit konventionellen Operationsverstärkern statt der edlen HDAM-Module in seinen Treiberstufen arbeiten. Aber diese Neutralität ist ja nicht schlecht – im Gegenteil. Und die durchschnittlich rund 50 Watt pro Kanal reichen locker aus, um jeden Miethaus-Nachbarn an die Grenzen der Toleranz zu locken und sogar knackige Dynamikspitzen abzufedern.

Innenleben mit HEOS-Streaming-Modul und kräftigem Transformator (Foto: R. Vogt)
Innenleben mit HEOS-Streaming-Modul und kräftigem Transformator (Foto: R. Vogt)

Der Cinema 70s klingt dezent feinsinnig musikalisch für seine Klasse – egal, ob eine CD sich drehte, ein Konzert von Blu-ray spielte oder Highres-Musik von Tidal streamte. Hier merkt man dann doch die vornehme Herkunft aus dem Hause Marantz. Nein, hier fühlte sich nichts an, als müsste man für die kompakten Maße irgendwelche Abstriche in Kauf nehmen. Klang und Handhabung wirkten alles in allem sehr erwachsen.

Fazit Marantz Cinema 70s: kompakt und schick, klingt aber erwachsen

Für glatte 1.000 Euro erhält man mit dem Marantz Cinema 70s einen dezent dreinschauenden Slimline-Receiver, der in Sachen Ausstattung und Klangeindruck erfreulich erwachsen daherkommt. Auch das neue Design mit der glatten, mattierten Front und den changierenden Wangen ist sehr gelungen. Die neu gestaltete, beleuchtete Fernbedienung und überarbeiteten Apps und das – endlich – modernisierte On-Screen-Menü wirken ebenso schick und durchdacht. Schon beim Auspacken fällt die aufgeräumte Pappschatulle für alles Zubehör gegenüber den bisherigen Plastiktüten angenehm auf. Heimkino- und Musikzentrale in schick , ohne Abstriche in Technik und Performance. Viele, die nicht das Ultimative brauchen, sind mit diesem flachen 1.000-Euro-Receiver schon am Ziel. Hier hat Marantz ein ganz leckeres Menü auf der Karte…

Marantz Cinema 70s
2022/12
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Konturierter, dezenter und plastischer Klang
HEOS Streaming/Multiroom
HDMI Vollausstattung
Echte Vorverstärkerausgänge

Vertrieb:
Marantz Deutschland
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
D-41334 Nettetal
www.marantz.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Marantz Cinema 70s: 1.000 Euro

Technische Daten

Technische Daten

Marantz Cinema 70s
Konzept:Streaming 7.2 AV-Receiver mit Dolby Atmos + DTS:X
Ausgangsleistung (8 Ohm, 2 Kanäle):
50 Watt
Stromverbrauch im Leerlauf (ECO an/aus):30/40 Watt
Netzwerk-Standby-Stromverbrauch:kleiner 2 Watt
Standby-Stromverbrauch:0,2 Watt
Streaming-Plattform:HEOS
Abmessungen:44,2 x 38,4 x 17,8 cm
Gewicht:8,7 kg
Alle technischen Daten
Mehr von Marantz:

Marantz Model 40n im Test: Schön und gut
Test Vollverstärker + CD/SACD-Player: Marantz Model 30 + SACD 30n
Test Marantz AV7706: Mehrkanal-AV-Vorverstärker mit HEOS
Test Marantz SR7015 – bester AV-Receiver der Oberklasse?


Autor: Raphael Vogt

Avatar-Foto
Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.