Diese Kombination klang – selbst übers Handy per Bluetooth angesteuert – unerwartet relaxed, fein, offen. Es entstand einer dieser Momente, in dem die Messe-Hektik abfällt und nur noch die Musik wichtig ist. Für mich eines der Highlights der NDHT 2019
Die Passiv-Lautsprecher
Die Auswahl der Passiv-Lautsprecher ist naturgemäß immer noch viel größer, weshalb ich mich hier auf jene beschränke, die mir irgendwie besonders aufgefallen sind…
…und ich starte mit einem DER Highlights des letzten Jahres. Die Buchardt Audio S400, mittlerweile im Vertrieb vom HiFipilot (u.a. XTZ) tönte wieder einmal bezaubernd gut. Und dass, obwohl lediglich der IOTAVX SA3, ein Verstärker für 450 Euro dranhing.
Ein echter Newcomer ist die Firma OKS, die sich auf edel gemachte, wahlweise sogar beleuchtete Lautsprecherkonstruktionen spezialisiert hat. Beispielsweise die OKS Audio “Live” (Paarpreis: ab 9.500 Euro) mit zwei ovalen Breitbändern und zwei Dipol-Subwoofer-Modulen.
Ein weiterer Newcomer feierte einen jener Auftritte, die den geneigten Besucher verzweifeln lassen: so viel Mühe, so viel Material-Aufwand und so wenig harmonischer Klang: der Auftritt von Soundstein, die HiFi komplett im Steingehäuse anbieten.
Bestens beleumdet, etwas altmodisch aussehend und schon lange im Markt hingegen ist die DB1 von ProAc. Die große Schwester der LowBeats Miniboxen-Referenz Tablette 10 spielte bei den Augsburger High Fidelity Studios. Die DB1 ist einer dieser Kompaktlautsprecher, mit denen man kaum etwas falsch machen kann.
Die 2-Wege-Box Fink Team Borg hat mir auf den NDHT 2019 nicht ganz so gut gefallen wie auf der HIGH END 2018 oder bei Karl Heinz Fink im firmeneigenen Hörraum, war aber trotzdem eine der besten Vorführungen der Messe. Das zeugt von dem extrem hohen Potenzial dieser Box (Foto: H. Biermann)
Achtung, jetzt wird es teuer: Die Borresen 01 (da steckt der Ex-Entwickler von Raidho dahinter) klang wirklich überragend gut, natürlich und fein, kostet aber auch eine Menge Geld: nämlich ab 28.500 Euro pro Paar. Aber für unseren Autor Frank Borowski war das DER Auftritt der Messe.
Die Elektronik der NDHT 2019
Auf vieles habe ich ja schon in der Messe-Preview hingewiesen, aber vor Ort sieht doch manches anders aus. Oder besser, wie der AVM Vollverstärker Ovation A 8.3 mit Röhrenausgangsstufe…
… der als Version mit Transistor-Ausgangsstufe Ovation A 6.3 heißt. Gespielt hat der 8.3 zusammen mit dem überragenden Plattenspieler 5.3 an einer PMC-Standbox. Nicht das erste Mal, dass mir das richtig gut gefiel. Lockerheit, Schnelligkeit, Bühne – alles da. AVM und PMC ist eine Kombination, die irgendwie gut funktioniert.
Ein Déjà Vu hatte ich beim Betreten des Demo-Raums von Reichmann Audio. Es spielte die bekannt gute Kombination aus Standbox Triangle Esprit Australe EZ und Musical Fidelity Vollverstärker M6 – allerdings in der jetzt wieder aufgelegten 500i-Version. Nicht die schlechteste Idee von Jürgen Reichmann, diese Hochleistungs-Variante des beliebten Amps wieder ins Programm aufzunehmen, von dem es heißt, es sei eigentlich ein verkappter M8. Allerdings hat sich nicht nur die Leistung verdoppelt…
Ein schönes Jubiläum feierte Questyle: nämlich das zwölfjährige Patent ihrer CMA-Verstärkerschaltung. Das entsprechende Gerät (natürlich ein Kopfhörer/Vorverstärker/DAC ) heißt CMA Twelve, ist vollgestopft mit neuester Questyle-Technologie und ersetzt den exzellenten 600er. Am recht lauten Stand war natürlich wenig zu hören, aber die drei, vier Takte, die ich hören könnte, klangen schon hervorragend…
Man musste schon etwas suchen – oder wie ich das Glück haben, darüber zu stolpern: Acoustic Arts hatte einen neuen Vollverstärker (Amp II) und einen neuen CD-Player (CD III) als Weltpremiere vorgestellt. Beides – wie üblich bei Acoustic Arts – nicht ganz billig, aber von der Anmutung her hoch solide.
Bei LowBeats haben wir die beiden schon seit Ewigkeiten auf der “Muss-dringend-getestet-werden-Liste” stehen, aber die SPL Monoblöcke Performer m1000 kamen und kamen nicht. Nun wurde klar, warum: SPL hat das Netzteil noch einmal komplett überarbeitet. Natürlich konnte man die beiden Kraftwerke in dem Mini-Raum nicht ausfahren. Aber wenn ich mal die Klang-Performance der kleinen SPL-Endstufen Performer S800 auf ein m1000-Niveau hochrechne, muss das ein Hammer werden…
Ganz und gar nicht neu, aber trotzdem attraktiv und ein echter Hingucker ist der Marantz 2238B, den die HiFi-Zeile in Worpswede liebevoll restauriert hat und auf den NDHT 2019 ausstellte. Die gleiche Baureihe war sogar schon bei LowBeats im Test und klang gar nicht so übel.
Zubehör auf den NDHT 2019
Audio-Technica zeigt sich immer mehr auch auf den HiFi-Messen. Das ist schön, denn die Japaner haben ja einiges vorzuweisen. Etwa beste Spezialkabel…
…oder ein Füllhorn attraktiver Kopfhörer. Etwa den neuen ATH-L5000, einem geschlossenen Over Ear mit ganz noblem Lederbezug.
Das Thema Netzteile wird immer wichtiger, weil es ja immer mehr externe gibt, deren Qualität nicht selten fragwürdig ist. Nachdem ich gesehen hatte, dass Wolfgang Linhard von My Sound alle Komponenten seines überirdischen Heimkinos mit den analogen SBooster Netzteilen ausgerüstet hatte (und hören konnte, was es bringt), bin ich von den kleinen Spezialnetzteilen voll überzeugt.
Sie sind komplett analog und wie man hier sieht, recht proper aufgebaut. Es gibt sechs verschiedene Varianten, jede ist auf eine spezielle Spannung ausgelegt. Kostenpunkt: 300 Euro
Der Octave 3-P Filter stand zeitweise im Mittelpunkt der Vorführung von Audio Physic, Octave und X-odos. Der Einfluss war eindeutig zu hören. Wie weit er zur klanglichen Wahrheit beiträgt, versuchen wir zeitnah in einem LowBeats Test auszumachen. Die solide gemachten 3-Ps laufen sich schon warm…
Analoges auf den NDHT 2019
Nicht nur weil es von innen leuchtet, ist das DS E1 das analoge Highlight dieser Messe. Das DS-Konzept der Lichtübertragung hinter der Nadel klingt für meine Ohren überragend fein und mühelos, kostete aber bislang immer wenigstens 12.000 Euro. Mit dem DS E1 katapultiert DS die Technik in den Preisbereich unterhalb 3.000 Euro. Ein ganz starkes AS, das der Vertrieb (die Augsburger High Fidelity Studios) hier im Ärmel hat.
Einer der Plattenspieler, die ich für besonders interessant halte, ist der Alva TT von Cambridge Audio. An dem mechanisch gut gemachten Direkttriebler überzeugt nicht nur das Konzept (eine hochwertige Phonovorstufe und ein hochklassiges MC sind schon eingebaut), sondern auch der Preis, der mit 1.700 Euro sehr fair ausfällt.
Thorens Chef Gunter Kürten konnte seine Top-Neuheiten (darunter einen Direkttriebler!) noch nicht zeigen; die kommen erst zur High End. Aber sein bestehendes Programm bietet ja auch so einiges.
Auf diesen Plattenspieler hatte ich mich am meisten gefreut: Der Luxman PD 151 feierte in Hamburg seine Europa-Premiere. Klanglich kann ich seinen Auftritt nicht beurteilen: wird schon gut sein, bei dem edlen Stall. Optisch war ich gelinde gesagt enttäuscht. Immerhin ist er ja Teil einer Tradition, die so bildhübsche Dreher wie den PD 171, den PD 284 oder gar den PD 444 als Vorfahren hat…
Bei Input Audio klingt es auf Messen verlässlich schön und Input Chef Bernd Hömke hat auch immer was pfiffiges Neues zu zeigen. Auf den NDHT 2019 war es ein Laufwerk des neuseeländischen Analog-Spezialisten DBL, von dem Input schon länger den auffälligen Tonarm “Wand Master” im Programm hat. Das Laufwerk kostet 3.500 Euro, der Tonarm noch einmal knapp 1.500 Euro obendrauf.
Technics scheint einen Lauf zu haben. Mit dem SL-1500C befeuern die Japaner das Thema Direct Drive Plattenspieler und tragen es in die Klasse unter 1.000 Euro. Äußerlich unterscheidet sich der SL-1500C etwas vom berühmten Bruder SL-1200, macht aber mechanisch ebenfalls einen guten Eindruck.
Die Zusammenarbeit von Music Hall und seinem neuen Vertrieb Reichmann Audio trägt erste Früchte. Mit dem mmf 3.3 bringen die Briten ein hochattraktives Laufwerk in der gehobenen Mittelklasse. Kostenpunkt mit eingebautem Tonabnehmer: 700 Euro.
Von einem der günstigsten Plattenspieler der NDHT 2019 zu einem der teuersten: dem Burmester 175. Ich war etwas überrascht, ihn auf der Liste der Neuheiten zu finden, hätte ich doch schwören können, ihn schon auf der HIGH END 2017 lange gehört zu haben. Doch die Burmester Leute konnten glaubhaft darlegen, dass sie die letzten 18 Monaten noch intensiv daran gearbeitet hätten.
Das Komplett-Paket (Tonabnehmer und Phonostufe sind eingebaut) ist mit knapp 32.000 Euro natürlich alles andere als billig. Aber wenn man bedenkt, dass die ultimative Phonostufe 100 ja schon eingebaut ist….
Auf dem Burmester Messestand klang es gut, aber die Qualitäten des 175 waren natürlich nicht einmal im Ansatz herauszufiltern. Doch LowBeats Ex-Autor Bernhard Rietschel (er wechselte leider in die Geschäftsführung des HiFi-Ladens Studio 26 in Stuttgart) hatte schon Gelegenheit, den 175 ausgiebig zu hören und befand ihn für “so gut, dass da nicht viel drüber gehen dürfte”. Ein Urteil aus berufenem Munde.
Fazit NDHT 2019
Die Messe scheint ihre Kapazitätsgrenze erreicht zu haben. Schade eigentlich. Der Termin ist gut, der Ort ist gut und die Stimmung in der Regel klasse. Auch den klassischen Grenzen einer Regionalmesse, was die Norddeutschen HiFi-Tage einst waren, ist diese Veranstaltung längst entwachsen: Mir ist noch nie so viel englischsprachiges Volk begegnet wie in diesem Jahr. Ich freue mich auf die NDHT 2020!
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