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Test Lindemann Limetree Network: Top-Streamer für 900 Euro

Die zugehörige und natürlich kostenlose Lindemann App macht einen deutlich übersichtlicheren Eindruck als viele Konkurrenz-Apps. Wer mehr will, kann auch Roon einsetzen oder eine UPnP-App auf dem Mac oder PC.  Die Slideshow vermittelt einen Eindruck von der wirklich intiutiven Bedienbarkeit.

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Lindemann Limetree App
(Screenshot: F. Borowski)
Lindemann Limetree App
(Screenshot: F. Borowski)
Lindemann Limetree App
(Screenshot: F. Borowski)
Lindemann Limetree App
(Screenshot: F. Borowski)
Lindemann Limetree App
(Screenshot: F. Borowski)
Lindemann Limetree App
(Screenshot: F. Borowski)
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Die Hardware von Network & Bridge

Viele Netzwerkstreamer in dieser Preisklasse (und darunter) basieren auf einem kleinen Bastelcomputer mit Linux Betriebssystem namens Raspberry Pi. Das ist sozusagen ein auf Chip-Größe geschrumpfter PC, der mit wenigen zusätzlichen Bauteilen auf einer winzigen Platine für Bastler erhältlich ist, die damit alles mögliche anstellen können. Neben Musikstreaming beispielsweise auch Haus- oder Maschinensteuerung.

Der Verdacht lag nahe, dass das auch beim Lindemann der Fall sei. Aber dem ist nicht so. Ähnlich ist das Konzept dennoch, denn es basiert auf einem ARM-Core mit embedded Linux als Herz des Systems. Die eigentliche Signalverarbeitung erfolgt durch eine eigenentwickelte Schaltung.

Lindemann Limetree Network innen
Das Innenleben des Network. Das blaue Huckepack-Board ist die Streaming-Plattform „Stream 810x“. Die grüne Platine darunter beherbergt die Lindemann-Schaltung. Im oberen Bildbereich sind die AK4452 DACs und die analoge Ausgangsstufe für Cinch zu sehen, im unteren Bereich der Kopfhörerverstärker (Foto: Lindemann Audio)

Der Nutzer hat im Network die Wahl, die von einer FemtoClock neu getakteten Daten in PCM verarbeiten zu lassen, bevor sie an die zwei verbauten AK4452 DACs (je einer pro Kanal) zur Analogwandlung geschickt werden, oder das Signal in einen nativen DSD256-Datenstrom umwandeln zu lassen. Dabei fungieren die DAC-Chips dann nur noch als Filter. Lindemann verspricht sich von dem puristischen DSD-Pfad einen noch klareren Klang: Wir werden hören. Anschließend wird das Signal dann durch die analoge Ausgangsstufe via Stereo-Cinch ausgegeben.

Oh, und nicht zu vergessen: Wahlweise erfolgt die Ausgabe beim Network über die ebenfalls integrierte 3,5-mm-Klinkenbuchse! Kopfhörer können über die App in der Lautstärke geregelt werden. Für den Anschluss via Cinch an einen Verstärker sollte der Lautstärkeregler in der App auf Maximum stehen, womit die Chip-interne Lautstärkeregelung komplett ausgeschaltet wird. Die Umschaltung zwischen den Ausgängen erfolgt automatisch, sobald ein Kopfhörer angeschlossen wird.

Das Modell Bridge kommt ohne eingebauten DAC aus und hat dementsprechend nur Digitalausgänge (daher auch keinen Kopfhörerausgang). Und zwar S/PDIF Toslink und Coax. Ein USB-Audio-Out fehlt leider, was die Anschlussvielfalt etwas einschränkt. Einige Verstärker und DACs haben nur USB als Digitaleingang. Die USB-Buchse am Bridge dient, wie beim Network, zum Anschluss eines Datenspeichers für Musikfiles.

Auf den ersten Blick nicht ganz verständlich: Der Bridge kann Daten nur upgesampelt mit wahlweise 88,2/96 kHz oder 176,4/192 kHz ausgeben, aber nicht Bit-perfekt. Das Upsampling soll in erster Linie für Jitter-Reduktion sorgen. Dennoch wäre es in manchen Fällen meiner Ansicht nach sinnvoll, das Upsampling einem hochwertigen nachgeschalteten DAC zu überlassen, weshalb ich die Bit-perfekt-Option vermisse.

Lindemann Bridge Anschlüsse
Bridge im Betrieb: Strom, Netzwerkkabel, Coax-Digitalkabel. Statt des LAN-Kabels mit den blinkenden Status-LEDs an der Buchse kann man die Daten auch drahtlos per WLAN oder Bluetooth zuspielen (Foto: F. Borowski)

Limetree Network und Bridge im Praxis- und Klangtest

Dass ich die Lindemann-App für sehr gelungen halte, erwähnte ich bereits. Dem gibt es für den Praxisteil nicht viel hinzuzufügen. Einziger kleiner Wermutstropfen: Die App hat kein „Responsive Design“ und läuft auf dem iPad nur im Querformat. Das ist nicht ganz zeitgemäß, aber auch kein Beinbruch.

Was ich persönlich etwas nachteilig empfinde, ist die Tatsache, dass sich die beiden Lindemann Digitalos ohne App gar nicht bedienen lassen. Wie viele andere Geräte dieser Art verzichtet leider auch Lindemann auf eine Fernbedienung. Für einige Basisfunktionen (Play, Pause, Stopp, Previous/Next, ON/OFF), sowie zum Starten beispielsweise der Lieblings-Radiostation oder einer bestimmten Playlist wäre ein IR- oder Funkfernbedienung weitaus praktischer, als dafür jedesmal das Smart-Dings in die Hand zu nehmen, es zu entsperren, in die App zu wechseln und erst dann Pause drücken zu können. Bei Telefonanrufen, oder wenn man mal kurz den Raum verlässt und die Playlist während der Abwesenheit nicht weiter laufen soll, ist die App-Steuerung einfach zu umständlich, um schnell mal auf Pause zu schalten.

Dies ist aber keine speziell an Lindemann gerichtete Kritik, sondern ein allgemeiner Wunsch an die Hersteller von Audio Streamern. Wie es gehen kann, zeigt Linn mit dem hervorragenden (aber vielfach teureren) Selekt DSM. Immerhin: Vom Mac mit Audirvana angesteuert, kann man die Medientasten der Apple-Keyboards zur Steuerung verwenden.

Network Größe
Kompakte Ergänzung für analoge Verstärker: Hier das Modell Network auf dem T+A PA 2500 R (Foto: F. Borowski)

Von solchen persönlichen Ansprüchen, die vielleicht nicht jeder für so wichtig erachtet, abgesehen, erledigen Network und Bridge ihren Job mit Bravour. Inbetriebnahme, Verbindungssicherheit und die Zuverlässigkeit der Wiedergabe waren ohne Beanstandungen. Vielleicht keine große Sache, aber ich finde es ebenfalls sehr erfreulich, dass die Geräte im ausgeschalteten Zustand nicht mit irgendwelchen Standby-LEDs oder blinkenden Netzwerk-LEDs nerven. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit.

Hinzu kommt – und das natürlich nicht zuletzt – dass sich beide Modelle klanglich keine Blöße geben. Wie von einer gut gemachten Digitalkomponente zu erwarten, sind Auflösung und Präzision der Wiedergabe beim Network ausgezeichnet. Tatsächlich zeigt sich beim Umschalten zwischen PCM- und DSD-Signalverarbeitung auch der von Lindemann versprochene Klangzuwachs über DSD. Mit aktiviertem DSD Re-Sampling profitiert der Klang von dieser „puristischen“ Datenstromverarbeitung. In meinem Fall wirkte sich das hauptsächlich im Bassbereich aus, der mit DSD eine Spur sauberer und prominenter wiedergegeben wurde. Aber auch feine Transienten gewannen an Natürlichkeit.

Bridge Front
Der Bridge im Betrieb. Die „SR“-LED zeigt per Farbcode die Samplingrate am Eingang an. Die „Mode“-LED signalisiert, welcher Upsampling-Modus eingestellt ist (Foto: F. Borowski)

Den Bridge habe ich primär an der digitalen Exogal-Kombi gehört. Der Streamer erweist sich ebenfalls als äußerst problemloser und überzeugend klingender Datenlieferant. Zwar kann er im Vergleich zu dem kürzlich getesteten High-End-Boliden von Melco definitiv nicht mithalten, aber alles andere wäre auch eine faustdicke Überraschung gewesen. Für seinen Preis spielt der kleine Lindemann bravourös. Feinste Auflösung, klasse Dynamik und vor allem mit einem Musikfluss, wie man es sonst nur von ordentlichen CD-Playern kennt.

Fazit Lindemann Limetree Network und Bridge

Im Vergleich zu einigen der kürzlich getesteten und vielfach teureren Lösungen komme ich nicht umhin festzustellen, dass noch einiges mehr an Musikalität aus Nullen und Einsen zu holen ist. Entscheidend dabei ist nur die Frage nach der Klang/Kosten-Relation. Für einen unüberhörbar großen Klangschub aus einem Streamer muss man derzeit erheblich tiefer in die Tasche greifen. Genau deswegen finde ich, dass der Lindemann Limetree Network mit DAC einen Sweet Spot besetzt. Für knapp 900 Euro Anschaffungspreis klingt der Streamer made in Germany deutlich besser, als Standard Ras-Pi-Lösungen, womit die preisbezogene Klangwertung entsprechend positiv ausfällt.

Das gilt auch für den rein digitalen Bridge, bei dem jedoch viel von dem nachgeschalteten Wandler abhängt. Als Streamer pur bietet er dieselbe Vielseitigkeit, verzichtet aber auf DAC und analoge Ausgangsstufe und ist dementsprechend etwas günstiger (745 Euro). Wer schon einen guten DAC besitzt, ist mit dieser Lösung bestens beraten, um in die Welt des Audio-Streaming einzutauchen.

Bonuspunkte gibt es bei beiden für die kompakten Abmessungen, den geringen Energiebedarf, die Vielseitigkeit und die gelungene App. Abzüge in der B-Note gibt es für den fehlenden Digitalausgang beim Network und die Abwesenheit einer klassischen Fernbedienung für Basisfunktionen bei beiden. Alles in allem aber ziehe ich meinen Hut: Lindemann macht gut klingendes Musikstreaming mit Network und Bridge so unkompliziert wie das Anschließen eines CD-Players. Beide sind für ihr Geld exzellent, weshalb auch beide die gleiche LowBeats Note bekommen.

LowBeats Bewertung Lindemann Limetree Bridge

 

Lindemann
Network
2019/05
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen:
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ideale Ergänzung für bestehende (analoge) Anlagen ohne DAC
Transparenter, lebendiger Klang
Einfache Bedienung, gute App, Roon-ready
Kein Digital-Ausgang, keine Fernbedienung

Vertrieb:
Lindemann Audiotechnik GmbH
Am Anger 4
82237 Wörthsee
www.lindemann-audio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Lindemann Limetree Network: 895 Euro

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Mit- und Gegenspieler:

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.