LowBeats Jahres-Highlights 2018 Dezember: Jürgen Schröder – Sennheiser HD 660 S
Der Kopfhörerboom der letzten Jahre ließ auch viele unerfahrene Hersteller auf diesen Zug aufspringen, um ebenfalls ein Stück vom Umsatzkuchen zu ergattern. Diese gigantische Produktflut führte dazu, dass geschätzte 85 Prozent aller Kopfhörer die klanglichen Anforderungen an ernsthaftes HiFi kaum mehr erfüllen. Noch gefördert wurde das durch den Trend zum „Accessorizing“, sprich: betont Lifestyle-orientierte Hörer ohne seriösen, klanglichen Anspruch feilzubieten.
Zu den wenigen Stecknadeln im Kopfhörer-Heuhaufen gehört unbedingt der Sennheiser HD 660 S. Schon nach den ersten Klängen weiß man, dass dieser Hörer vorrangig einem gewieften, „ohrientierten“ Entwicklerteam und nicht einer Marketing-Initiative zu verdanken ist.
Den geneigten Leser möchte ich an dieser Stelle nicht nochmals mit allen Fakten zum Sennheiser HD 660 S langweilen – dazu sei auf den ausführlichen LowBeats Test verwiesen. Hier soll es eher darum gehen, weshalb ich gerade ihn als Jahreshighlight gewählt habe.
Dazu eine kleine Geschichte: Als mich Karl Breh, einstiger Chefredakteur beim HiFi-Magazin stereoplay anno 1991 nach Stuttgart holte, führten wir vorher ein intensives Gespräch. Dort verriet er mir seine Vision, die er verfolgte: die „Demokratisierung des Wohlklangs“, wie er es nannte. Sein inniger Wunsch war, dass hochwertiger Musikgenuss nicht nur der zahlungskräftigen Elite vorbehalten bleibt, sondern jedermann zugänglich ist.
Von dieser Prämisse habe auch ich mich stets leiten lassen. So reizvoll allerfeinster Klang ohne Rücksicht aufs Budget auch sein mag: Wahre Kunst besteht für mich darin, zu einem nachvollziehbaren Preis herausragende Klangqualität anzubieten, die nur mit weit höherem, finanziellem Aufwand zu toppen ist.
Diese Grundhaltung verkörpert der Sennheiser HD 660 S auf perfekte Weise. Galten und gelten bereits seine Vorfahren HD 600 und 650 als Quasi-Weltstandard für besten Klang und hohen Tragekomfort, so macht der Sennheiser HD 660 S in klanglicher Hinsicht nochmals einen deutlichen Schritt nach vorn. Gemessen an seinen Qualitäten fällt der Preis von teils deutlich unter 500 Euro dabei eher moderat aus – wer in Sachen Klang noch höher hinaus will, muss erheblich tiefer in die Tasche greifen.
Die anderen LowBeats Jahres-Highlights 2018:
Januar: Andreas Günther über den Plattenspieler Rega Planar 6 (Seite 1, siehe unten)
Februar: Peter Schüller über die Vorstufe Questyle CMA800P (Seite 2)
März: Bernhard Rietschel über die Standbox Heco Einklang (Seite 3)
April: Holger Biermann über den Rundumstrahler Nubert nuPyramide 717 (Seite 4)
Mai: Andrew Weber über die Komplettanlage Teac NR-7CD (Seite 5)
Juni: Stefan Schickedanz’ Fahrt mit dem Volvo P1800 Schneewittchensarg (Seite 6)
Juli: Christof Hammer adelt rückwirkend Jason Pierce mit And Nothing Hurt (Seite 7)
August: Claus Dick über das Tischradio Teufel 3Sixty (Seite 8)
September: Raphael Vogt über den Stromfilter LAB12 Gordian (Seite 9)
Oktober: Holger Biermann über den 300B-Röhrenamp Westend Audio Leo (Seite 10)
November: Frank Borowski über den Streaming-Amp Linn Selekt DSM (Seite 11)