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Rückblick NDHT 2020: High End über den Wolken

Graham Audio (Vertrieb: Audio Offensive)

Bei der Audio Offensive gab es eine kleine Sensation zu bestaunen: Graham Audio hat mit dem Model 5/5 ein neues 3-Wege Flaggschiff vorgestellt. Wobei „neu“ hier zwar absolut richtig ist, dabei aber nicht „neu“, sondern wie ein BBC-Monitor von 1970 aussieht. Kein Wunder: Sein Schöpfer ist Derek Hughes, der Sohn der Spendor Gründer Spencer und Dorothee Hughes. Da liegt das Entwickeln von BBC-ähnlichen Monitoren und deren entsprechenden Designs quasi in den Genen…

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Graham_Audio_5/5@NDHT2020
Die neue, große Graham Audio namens Model 5/5. Hier mit…
Graham Audio LS 5/5 Ebony
… und hier ohne Abdeckung. Auffällig ist das alte Prinzip, die Konustreiber teilweise abzudecken. Das verbreitert die seitliche Abstrahlung. Die neue Super-Graham wird in Kirsche Furnier 9.990 Euro pro Paar, die passenden Ständer etwa 800 Euro pro Paar kosten (Foto: Graham Audio)
Derek Hughes @NDHT2020
Der Meister selbst war vor Ort: Derek Hughes entwickelt schon seit über 50 Jahren BBC-Monitore und deren Derivate – beispielsweise für Graham Audio (Foto: H. Biermann)

Auch klanglich war es wie ein Nachhausekommen: Der Klang extrem natürlich, fein angenehm, durchaus dynamisch und wunderbar räumlich. Das ist zwar ziemlich oldschool, aber mitreißend schön und absolut langzeittauglich.

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Lyravox

Die Hamburger Aktivboxen-Spezialisten haben still und leise ihr Programm um einen Monitor erweitert: Karlson. Es ist eine schlaue Idee, unterhalb von Karlos und Karlina noch einen Kompaktlautsprecher anzubieten. Dabei ist „unterhalb“ hier eigentlich falsch. Karlson ist Gehäuse-technisch der Technologie-Träger bei Lyravox und steht in der Hierarchie, aber auch preislich weiter oben.

Denn der kleine rechteckige Kasten ist aus schweren Kunststein-Platten. Man kennt diesen Werkstoff unter anderem von Wilson Audio, deren derzeitige Modelle überwiegend mit dem sogenannten X-Material aufgebaut sind. Karlson jedoch ist aus K-Material, was nach Aussage von Lyravox Geschäftsführer Götz von Laffert „noch mal viel besser ist als X-Material“.

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Lyravox Karlson @NDHT2020
Die Lyravox Karlson ist ein kompakter 2,5-Wege Aktivmonitor, der mit 16.000 Euro zu Buche schlägt. Auf der Messe wurde er von einem gleichgroßen Subwoofer (unten) unterstützt, von dem man bis zu drei addieren kann (Foto: F. Borowski)
Lyravox Karlson @NDHT2020
Wie üblich bei Lyravox, wird auch Karlson von einem zusätzlichen Ambiente-Hochtöner auf dem Gehäusedeckel unterstützt (Foto: H. Biermann)
Lyravox Karlson @NDHT2020
Die Gehäuse sind aus K-Material. K-Material ist extrem stabil und noch vergleichsweise gut bedämpft. Leider auch sehr teuer. Die Bässe des Subwoofers sind – originell und hübsch – auf der Seite angebracht (Foto: H. Biermann)
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Treibende Kraft des Karlson ist der 17 cm Accuton Tiefmitteltöner, der von einer fast genauso großen Schwingspule angetrieben wird. Dieses Tiefmittelton-Monster verhilft schon dem Flaggschiff Karl zum äußerst imposanten Auftritt. Und davon hat auch Karlson einiges mitbekommen. Die Präzision im gesamten Mittelhochtonbereich war atemberaubend fein, schnell offen. Eine Offenbarung. Wir hoffen, den kleinen Karlson bald in der Redaktion begrüßen zu dürfen…

Q Acoustics (Vertrieb IDC Klaassen)

Die große C500 ist ein Hammer, die kompakte C300 kein viel kleinerer… Auf der Messe jedenfalls machte die gar nicht so kleine, dennoch sehr elegante Kompaktbox einen ungemein spielfreudigen, sehr räumlichen Eindruck, der durch einen erstaunlich satten Bass unterfüttert wurde.

Q Acoustics C300 @NDHT2020
Die C300 sind super Lautsprecher, doch der stylische Fuß setzt das i-Pünktchen auf ein extrem klangstarkes Konzept (Foto: F. Borowski)

Angetrieben wurde die C300 auf den NDHT 2020 von einem Acoustic Arts Verstärker. Doch die Geschichte von Acoustic Arts und IDC Klaassen ist schon wieder beendet. So, wie es auf der Messe gemunkelt wurde, nimmt wohl bald die überragende Elektronik der tschechischen Spezialisten Canor Audio (siehe auch: Test Canor CD 1.10) die Stelle von Acoustic Arts ein.

Räke/Transrotor

Plattenspieler Altmeister Jochen Räke stand in den letzten Monaten vor einem Problem: SME, der zuverlässigen Tonarmlieferant über viele Jahrzehnte, beschloss irritierender Weise, nur noch Tonarme MIT Plattenspieler zu verkaufen. Die großen, schweren (und nicht in allen Augen hübschen) SME-Laufwerke sind klanglich ohne Makel – aber halt teuer. Zudem will Räke ja seine eigenen Laufwerke verkaufen und war nun erst einmal ohne seinen wichtigsten Tonarm-Zulieferer.

Jochen Räke mit Räke Tonarm
Der erste Tonarm aus dem Hause Räke macht – wie nicht anders zu erwarten war – einen exzellenten Eindruck (Foto: H. Biermann)

Aber nicht lange. Kurzerhand entwickelten Räke Senior und Junior einen eigenen Arm. Das erste Modell (ein 9 Zöller) wird so um die 4.500 Euro liegen. Man muss kein Prophet sein, um zu vermuten, dass womöglich noch weitere folgen werden. Denn der Arm ist so konzipiert, dass nur das Rohr ausgetauscht werden muss, um auf mehr oder weniger Länge zu kommen. Das gute Stück war auf den NDHT 2020 noch so neu, dass Familie Räke noch nicht einmal einen Namen dafür gefunden hatte…

Rike Audio

Der für seine exzellenten Kondensatoren und seine fast noch besseren Phonostufen (wie zum Beispiel die hervorragende Natalija) bekannte Fürther Spezialist Georg Arsin (Rike Audio) hatte auf den NDHT 2020 einen exzellenten Auftritt. Selbst in dem kleinen Raum spielte die Kombination aus Röhren-Vollverstärker Romy 20 SE (6.400 Euro) plus 2-Wege-Horn Acapella BassoNobile wunderbar feindynamisch und offen. Ich konnte gar nicht anders und musste wenigstens mal ein Viertelstündchen hören. Von den vielen guten Demos der NDHT 2020 war dies eine der besseren…

Inuos mit KII3 @NDHT2020
Die Kette von Rike Audio mit dem Acapella 2-Wege Hornlautsprecher BassoNobile (Paarpreis: ab 28.000 Euro) hatte einen wunderbar feinen und natürlichen Klang (Foto: F. Borowski)

Roterring

Die deutsche Möbel-Manufaktur mit langer HiFi-Geschichte (z.B. ASW) hat sich für das schöne Scaena Projekt die Akustik-Kompetenz von Nubert gesichert. In dem attraktiven Lowboard sind zwei aktive Nubert nuPro 600 verbaut und natürlich ist das Möbel so aufgebaut, dass HiFi- und AV-Komponenten hier smart unterkommen.

Thomas Kemper Roterring
Roterring PR-Mann Thomas Kemper hatte mit seinen Lowboards eine kluge Platzwahl bewiesen: direkt vor dem Hotel-Pub. Da kam keiner dran vorbei… (Foto: H. Biermann)

Wir hatten die kompakten 3-Wege Speaker ja schon im Test und wissen: da steckt ziemlich viel unverzerrter Pegel und fast noch mehr Bass drin. Für Kino-Abende mit beeindruckendem, kaum sichtbarem Sound jedenfalls ist diese System wie gemacht. In voller Breite (209 cm), wie hier auf dem Bild, kostet das klingende Möbel 2.400 Euro. Und das ist echt nicht teuer.

Roterring Scaena Protect Sound @ NDHT 2020
Das Scaena Projekt Sound mit herunter gelassenen Hosen, pardon: Abdeckungen. Sichtbar werden die Lautsprecher, die exzellente Verarbeitung und das üppige Platzangebot. Hier sollte schon ein Großteil der Anlage unterkommen können (Foto: H. Biermann)

Silent Angel (Vertrieb IAD)

Der hiesige IAD Vertrieb hat ja sowieso ein sensationelles Portfolio mit lauter leckerem HiFi unterm Dach (siehe www.audiolust.de. Nun kommt mit Silent Angel von Thunder Data noch ziemlich gutes Digital-Equipment hinzu. Dr. Eric Jian Huang, der Entwickler von Silent Angel, war – so sagt es die Legende – mal für längere Zeit in Bonn und hat sich in die Region verliebt. Deshalb nutzt er deutsch-klingende Namen wie „Rhein“ und „Bonn“.

IAD Thomas Henke mit RheinZ1 @ NDHT 2020
IAD Geschäftsführer Thomas Henke mit dem zumindest äußerlich herausragend gut gemachten Roon-Server namens Rhein Z1. Der wuchtige Server mit SSD-Speicher kostet 1.700 Euro und ist ein veritabler Gegenspieler zum Roon Nucleus (Foto: F. Borowski)

Schaut man sich die Komponenten an, dann hat hier alles Hand und Fuß. Gerade beim Roon-Server Rhein Z1. Das spezielle Gehäuse ist extrem hochwertig gemacht und sogar patentiert. Das Ganze macht einen so leckeren Eindruck, dass wir umgehend den Rhein Z1 zum Test ordern mussten…

SPL

Es gibt so Komponenten, die passen einfach zusammen. Bei der SPL Verstärker-Elektronik und den Lautsprechern von Daniela Manger ist das so. Gleich, wo ich diese Kombination schon gehört habe, es war immer stimmig und natürlich.

SPL + Manger @ NDHT 2020
Die LowBeats Referenz-Endstufen SPL m1000 mit Vorstufe Director 2 und den Ausnahme-Lautsprechern Manger Audio P2 (Foto: F. Borowski)

So auch auf den NDHT 2020. Diese Kette macht einen herrlich erdigen, natürlichen Ton und verzaubert den Zuhörer mit einer ungemein plastischen Abbildung. Und nicht zu vergessen die grandiose Feindynamik: das klingt einfach echt.

SPL PR-Mann Sascha Flocken mit HEDD Kopfhörer
SPL Marketing-Mann Sascha Flocken hatte am SPL Phonitor Kopfhörerverstärker den neuen HEDDphone Kopfhörer vom Altmeister Klaus Heinz. Der HEDDphone mit AMT-Membran ist zwar riesig, klingt aber überragend gut (Foto: F. Borowski)

Triangle (Vertrieb Reichmann Audio)

Never change a winnig team: Seit vielen Messen schon spielt bei Reichmann Audio die immer gleiche Kette aus Musical Fidelity Elektronik der 6er Serie plus Triangle Esprit Australe EZ Standboxen. Das ist eine in vielen Demos ausgefeilte, absolut überzeugende Kombination, die LowBeats auch schon komplett im Test hatte.

Ich wäre wirklich überrascht gewesen, wenn sich die Kette auf den NDHT 2020 geändert hätte. Nein: Bei Reichmann herrscht Kontinuität. Und trotzdem gab es eine Neuerung. Denn Triangle hat mit Borea eine neue Boxen-Linie im Preisbereich bis knapp über 1.000 Euro eingeführt und die Reichmann Leute gaben den Zuhörern die Möglichkeit zu einem kurzen Vergleich.

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Reichman Audio @ NDHT 2020
Reichmann Audio Innendienstler Markus Brogler beim Außen-Termin: wie auch in den letzten Jahren spielte hier die Kette aus Musical Fidelity 6er Serie plus Triangle Esprit Australe EZ (Foto: F. Borowski)
Trianglr Borea @ NDHT 2020
Ein Teil der Triangle Familie im edlen Schleiflack (Foto: F. Borowski)
Triangle Borea 09 @ NDHT 2020
Die neuen Standlautsprecher: das Flaggschiff Triangle Borea BR09 (links) für 1.200 Euro und die BR07 für 850 Euro pro Paar (Foto: H. Biermann)
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Zugegeben: Der Vergleich war nicht ganz fair. Weder der Platz für die Lautsprecher war der gleiche, noch die Musik, noch der Verstärker; für die Borea 09 wurde ein kleinerer Musical Fidelity M5si bemüht. Dennoch war das hohe Potenzial des Neulings eindeutig hörbar: dynamisch und vom Pegel her allererste Sahne. Kurz: Eine echte Triangle zum Schnupperpreis.

Velodyne (Audio Reference)

Lange Zeit war Audio Reference der deutsche Vertrieb von Velodyne und hat viel Erfahrung mit dem speziellen Genre Subwoofer sammeln können. Nun hat AR-Chef Mansour Mamaghani den Schritt vom Vertriebler zum Hersteller gemacht und den amerikanischen Subwoofer-Spezialisten einfach gekauft.

Seitdem läuft dort alles auf Hochtouren: Es werden Konzepte geschmiedet und neue Serien aufgelegt. Ziel ist es, die teils sehr amerikanischen Woofer etwas europäischer zu gestalten und sie insgesamt wieder dorthin zu bringen, wo sie einst waren: an der Weltspitze. Wir drücken die Daumen.

Mansour Mamghani Velodyne Sub @ NDHT 2020
Die ersten Modelle, die jetzt neu auf den Markt kommen, gehören zur neuen Velodyne SPL-Serie und sind mit verbesserten Treibern, vor allem aber mit noch einmal sehr viel stärkeren Endstufen ausgestattet (Foto: H. Biermann)

Auswärtsspiel: das Auditorium Hamburg

Während der NDHT 2020 hatte das Auditorium in der Hamburger Speicherstadt ebenfalls groß aufgefahren und einen Shuttle-Service organisiert, der interessierte Besucher in das schöne Ladenlokal in der Speicherstadt fuhr. Chord Electronics hatte hier unter anderem seine brandneuen Ultima 3 Endstufen präsentiert. Sie wurden zuvor noch nie gezeigt.

Ebenfalls sehr selten sind die KEF Muon, die hier quasi die optimale Umgebung fanden – optisch wie klanglich. KEF Botschafter Johan Coorg machte hier seine bekannt kurzweiligen Demos und ließ es richtig krachen. Kein Wunder: die angeschlossenen Ultima 1 Monos von Chord bringen es auf knapp 1.500 Watt an 4 Ohm. Da blieb natürlich kein Auge trocken.

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Chord Electronics Ultima1 mit KEF Moon bei den NDHT 2020
Die Räumlichkeiten des Hamburger Auditoriums sind wirklich edel. Die passende Umgebung also für so Top High End wie die KEF Muon (Paarpreis: 160.000 Euro) und die Endstufen-Monos Chord Electronics Ultima 1 (Paarpreis: 70.000 Euro) (Foto: O. Adam)
Chord Electronics Ultima3 mit Audio Physic @ NDHT 2020
Die neue Ultima 3 Endstufen mit der Audio Physic Structure. Auch das klang absolut stimmig… (Foto: O. Adam)
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Die Ultima 3 bringen es auf „nur“ 1.000 Watt. Deshalb lief die Vorführungen an den AP Structure auch ein kleines bisschen gesitteter –  und trotzdem begeisternd natürlich.

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.