Der Bereich von 1.500-Euro ist bei Denon traditionell eine Art “Kulminationspunkt” in der Ausstattung-versus-Preis-Kurve. Auch das neueste AV-Receiver-Modell Denon AVR-X4500H ist da keine Ausnahme: An diesem Preispunkt macht Denon Highlight-Features und Innovationen der Oberklasse erschwinglich.
Bereits mit dem Denon AVR-X4200 konnte Auro-3D als optionale Ausstattung und Krönung zu Dolby Atmos und DTS:X gekauft werden. Im Jahr darauf bot der Denon AVR-X4300H erstmals ein HEOS-Modul und damit die komplette Multiroom-Integration sowie vielfältige Streamingfunktionen an. Im vergangenen Jahr ergänzten die Japaner mit dem Denon AVR-X4400H die neuesten Videoformate wie Dolby Vision und so weiter. Was also sollte da noch kommen?
Eine Menge. Wie bereits seine Vorgänger liefert auch der AVR-X4500H eine Evolution in kleinen, aber entscheidenden Schritten. So nähern sich nun Design und Verarbeitung der Oberklasse jenen der Topmodellen weiter an: Zum Beispiel mit der breiteren, wuchtigen Metall-Klappe. Das ist das äußere Zeichen für die Verfeinerung.
Hinter dem großen, sanft nach unten schwingendem Tor verbergen sich weiterhin die in aller Regel seltener gebrauchten Tasten und Anschlüsse wie etwa für Mikrofon- und Kopfhörer oder einen USB-Eingang, wenn mal ein Freund Musik per Memorystick mitbringt. Ebenfalls hier untergebracht ist der Ein/Aus/Umschalter für Zone 2 und 3.
Natürlich hat auch die Marketing-Abteilung wieder etwas Plakatives zu bewerben: IMAX. Das ist ursprünglich ein Riesen-Kinoformat aus Kanada, das international recht beliebt, jedoch in Deutschland eher spärlich vertreten ist. Erst seit der Digitalisierung der IMAX-Säle mit Laser-DLP-Projektoren werden diese auch mit Hollywood-Spielfilmen bespielt; zuvor waren sie eher für Dokumentationen bekannt. Erlebenswert: Spielfilme zeigen aktuell in Deutschland die IMAX-Kinos in Sinsheim, Karlsruhe, Berlin und Hamburg.
Künftige IMAX-Filme auf Ultra-HD Blu-ray verwenden ein Lautsprecher-Layout, das dem in IMAX-Kinosälen ähnlich ist. Durch deren extrem hohen Leinwände und der stark ansteigenden Bestuhlung wird es etwas anders angelegt als in klassischen Kinos. Im IMAX- gibt es drei Frontkanäle hinter der Leinwand, ergänzt durch einen Top-Center, der insbesondere für den Erzähler oder für Effekte verwendet wird. Als Surrounds kommen nur zwei in den hinteren, oberen Ecken angebrachte Effektspeaker zum Einsatz — konventionelle Surrounds befänden sich ja unterhalb der Zuschauer. Hinzu kommen kleinere Stützlautsprecher an den Wänden, bei IMAX-Kinos mit Immersive-Audio ebenfalls an der Decke.
Eine solche IMAX UHD-Disc konnte mir Denon netterweise schon besorgen, das (kostenlose) Firmware-Update stand aber zum Test noch nicht zur Verfügung. Erfahrungswerte folgen in einem zukünftigen Test. Auch für das Videosignal gibt es ein bestimmtes Statusbit für künftig entsprechend ausgestattete TVs und Projektoren, die dann in den passenden Bildmodus umschalten sollen. Solche Displays sind bislang nur für die USA angekündigt; wir müssen abwarten, was hierzulande passiert. Fakt: Die IMAX-Enhanced Discs spielen auch ganz normal auf jedem Display in UHD mit HDR-Bild in knackscharfem 4K und konventionellem DTS-HD Tonformat.
Auch der neue Denon AVR-X4500H hat Anschlüsse für 11 Lautsprecher, die flexibel von den neun kräftigen Endstufen angesteuert werden. Die Signalverarbeitung und Vorstufen-Ausgänge liefern bis zu 11.2 Kanäle, beziehungsweise 10.1 bei Auro-3D. Etwas seltsam mutet der hierzulande mittlerweile obsolete Antennen-Eingang für Mittelwelle an, wo bei uns doch alle Sender seit über einem Jahr abgeschaltet sind. Anwender in Gegenden mit schlechter Internetversorgung wird der UKW-Empfang freuen. Alle anderen werden mittlerweile eher Spartensender via HEOS aus dem internationalem Webradio-Angebot genießen.
Super, dass Denon immer noch den Denon Link HD Anschluss verbaut, der den Systemtakt von Receiver und Player synchronisiert und damit den Jitter der HDMI-Übertragung umgeht. Das verbessert den Klang merklich. Ärgerlich nur, dass es dafür aktuell gar keinen Zuspieler mehr gibt… Erfreulich sind aber die vielen Anschlüsse für die Kontrolle des Receivers über externe Geräte via Trigger, RS-232 und externe Infrarot-Empfänger- und -Sender.
Das Herz alter Heimkinohasen wiederum wird erfreuen, dass es am Denon AVR-X4500H auch noch analoge Video-Anschlüsse (sogar als Componenten-Eingang) gibt, um analoge Erbstücke noch anschließen zu können – wie VHS, Laserdisc oder eine Vintage-Spielekonsole.
Denon gehört auch zu den wenigen Anbietern von HDMI 2.1 Funktionen, etwa erweiterte Formate für den Audio Return Channel. Denn nur mit diesem eARC (enhanced Audio Return Chanel) -Anschluss bekommt man Formate jenseits von 5.1 aus dem Fernseher in die Surround-Anlage – beispielsweise Dolby Atmos Ton vom Streaming via Netflix oder Amazon.
Auch unter der robusten Blechhaube des Denon AVR-X4500H gibt es ein paar Neuerungen: Da ist eine verfeinerte Wandlung aus der digitalen in die analoge Welt zu nennen sowie eine in folgendem Hörtest noch zu verifizierende neue Klangabstimmung.
Das HEOS-Modul der neuesten Generation hat nicht nur mehr Rechenpower und Speicher als früher. Es beherrscht nun auch die neuesten Möglichkeiten von Apple und Amazon zur Sprachsteuerung via AirPlay 2 mit Siri oder den neuesten Amazon Alexa Skills.
Erfreulich finde ich auch die Wiedereinführung eines Webinterface. Es erlaubt die Steuerung mit jedem Webbrowser im lokalen Netzwerk und eine extrem übersichtliche Konfiguration beim Einrichten. Es kann noch nicht alles, was früher bereits etabliert war. Doch dieser Punkt soll beim nächsten großen Firmwareupdate ergänzt werden, etwa mit einer Backup-Möglichkeit für die Konfiguration.
Auch die Apps der diversen Plattformen laufen geschmeidiger und werden immer informativer. Hier zu sehen ist die Luxus-Version auf dem iPad. Clever: Die App des Receivers und die HEOS-App arbeiten – obwohl eigentlich getrennte Programme – nahtlos zusammen. Apropos App: Auch der Denon AVR-X4500H lässt sich klanglich vorteilhaft mit der Audyssey MultEQ Editor-App einmessen. Sie nutzt den Speicher und die Rechenpower des Smartphones oder Tablets zur genaueren Berechnung der Raumkorrekturen.
Außerdem haben die Japaner an die Umwelt gedacht: der modernisierte ECO Modus ist nun standardmäßig eingeschaltet. Er regelt die Versorgung der Endstufen nicht mehr nur statisch über die eingestellte Lautstärke, sondern analysiert die verwendete Leistung und regelt entsprechend den Energiebedarf. Ist beispielsweise die Lautstärke hochgedreht, es läuft aber gerade nichts, spart das Energie-Management spürbar.
In der Praxis: Installieren und Hören
Netterweise gehört das komplette Paket mit Pappstativ für das Audyssey Einmess-Mikrofon (falls verfügbar, ist ein gutes Fotostativ noch besser), praktische Klebefähnchen zur Kennzeichnung der Kabel und ein paar andere Kleinigkeiten zur Serienausstattung. Auch der integrierte On-Screen-Assistent für die Geräteeinrichtung ist meiner Meinung nach im Konkurrenzvergleich immer noch der beste und umfangreichste. Das ist wirklich hilfreich.
Alles funktioniert und verbindet sich wie erwartet. Der Hörtest im Testkino offenbarte dem geübten Tester-Ohr schnell die neue klangliche Abstimmung, die sicher gut mehrheitsfähig sein sollte. Klangen Denons Receiver früher eher kühl und brillant, näherten sie sich in jüngerer Vergangenheit charakterlich eher dem erdigen Timbre ihrer Marantz-Geschwister. Der Denon AVR-X4500H folgt nun, wie zuvor schon die Topmodelle, einer Balance aus beidem: mit eher dunklem Timbre aber mit etwas zusätzlichem Glanz auf den Höhen. Wohlbemerkt, ich rede nicht vom Frequenzgang, sondern einer charakterlichen Tendenz.
Fazit Denon AVR-X4500H: Sonderausstattung serienmäßig
Er ist 100 Euro günstiger als sein Vorgänger und bietet eine wirklich gigantische Ausstattung. Wir sprechen von Surround, Streaming, Multiroom sowie neuesten Codecs und Anschlüssen von IMAX (per Update) bis eARC für Atmos & Co. vom TV. Doch das wirklich Beeindruckende: Hier ist alles durchgängig auf hohem Niveau. Von der Verarbeitung bis zur Handhabung. Sowohl Vorstufenklang als auch die neun Endstufen liefern Kraft und Auflösung wie selten in dieser Klasse. Für alle, die sich einen AV-Receiver unter 2.000 Euro zulegen wollen und dabei noch unsicher sind, haben wir den wohl heißesten Tipp: den Denon AVR-X4500H.
Denon AVR-X4500H | 2018/12 |
Überragend |
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Erdiger Klang mit highendigem Glanz |
| Vollausstattung für Surround und HDMI |
| HEOS Integration für Multiroom & Streaming |
| Klangtuning per Audyssey MultEQ Editor App |
Vertrieb:
Denon Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.denon.com/de-de/
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon AVR-X4500H: 1.500 Euro
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